Kaum ein neues Auto weckt so hohe Erwartungen wie ein Bugatti, denn die Geschichte der Marke ist voller Superlative.
Autorin_Lone K. Halvorsen
Bilder_Bugatti
Bisher wurde jeder neue Bugatti zu einem technologischen und künstlerischen Massstab und jetzt, 20 Jahre nach der Erfindung des Hypersportwagens durch Bugatti, setzt das Unternehmen erneut ein Meilenstein in Sachen Schönheit, Leistung und Luxus. Mit einem Chassis der nächsten Generation, einem atemberaubenden Design und einem hochmodernen V16-Hybridantrieb tritt im Jahr 2026 der «Tourbillon» die Nachfolge des Veyron und Chiron an.
Der Tourbillon bricht mit der Tradition, vom legendären V16-Motor angetrieben zu werden, und ist darüber hinaus der erste Bugatti seit über 20 Jahren, der nicht nach berühmten Bugatti-Rennfahrern benannt wurde. Stattdessen wurde der Name Tourbillon als perfekte Verkörperung des Charakters dieses Auto gewählt. Das französische Wort «Tourbillon» spielt subtil auf Bugattis französisches Erbe und die raffinierte Erfindung Tourbillon an, welche von einem in der Schweiz geborenen Genie stammt. Diese unvergleichlich originelle und ebenso komplexe wie schöne Erfindung ermöglicht es, die Auswirkungen der Schwerkraft auf die Uhr auszugleichen, um eine einheitlichere Zeitmessung zu gewährleisten. Als Abraham-Louis Breguet vor über 220 Jahren das Patent für diese bahnbrechende Erfindung erhielt, ahnte er wohl nicht, dass es in ferner Zukunft ein zentrales Element bei der Entwicklung eines Hypercars spielen sollte.
Von der Geschwindigkeit geformt
Zusammen mit dem britischen Motorenhersteller Cosworth wurde ein gigantischer 8.3-Liter-V16-Saugmotor entwickelt, der von einer modernen elektrischen Antriebseinheit unterstützt wird, die insgesamt 1800 PS liefert. Diese Kombination ermöglicht es dem Tourbillon, neue Massstäbe bei Leistung und Technik zu setzen: Die vordere E-Achse wird von zwei Elektromotoren angetrieben, während ein weiterer Elektromotor an der Hinterachse für optimale Agilität und Traktion sorgt. Doch die Fähigkeit, über 400 km/h zu fahren, erfordert nicht nur eine hochmoderne technologische Leistung, sondern überdies eine ausgeklügelte Aerodynamik und Thermodynamik. Dies ist der Leitgedanke des Tourbillon, der sich um vier von der Geschichte inspirierte Bugatti-Designelemente herum entfaltet: den hufeisenförmigen Kühlergrill, die Bugatti-Linie, den Mittelsteg und die zweifache Farbteilung.
Obgleich die Linienführung und die Proportionen von höchster Ästhetik sind, wurden jede Oberfläche, jeder Lufteinlass und jede Öffnung präzise gestaltet, um die enormen aerodynamischen Kräfte und die thermodynamischen Anforderungen unter Höchstleistung perfekt auszubalancieren. Bugatti-Chefdesigner Frank Heyl sagt: «Durch die niedrige Höhe wirkt das Fahrzeug breiter, die Räder werden stärker betont und das gesamte Design vermittelt den Eindruck angespannter Muskeln, als wäre das Auto bereit, loszuspringen. Jede unsere Design-Entscheidungen zielt darauf ab, ein Gefühl von Geschwindigkeit zu vermitteln – selbst im Stillstand.»
Auf dem Rasen des Concours d’Elegance
Doch der Bugatti Tourbillon will mehr als nur ein purer Hypersportwagen mit unzähligen PS sein, der von null auf 100 in 2.4 Sekunden beschleunigt. Mit der Vision, dass er nicht nur in zehn, sondern auch in 100 Jahren auf dem Rasen des «Concours d’Elegance» zu bestaunen sein wird, wurde die Designphilosophie des Interieurs auf Zeitlosigkeit ausgerichtet. Das Herzstück des Fahrzeugs verkörpert im wahrsten Sinne des Wortes die Philosophie der Uhrmacherei: ein Kombiinstrument, das in Zusammenarbeit mit Schweizer Uhrmachern entwickelt und gefertigt wurde – ein skelettiertes Meisterwerk bestehend aus 600 Einzelteilen, welche aus Titan sowie aus Edelsteinen wie Saphir und Rubin gefertigt wurden.
Die Mittelkonsole aus Kristallglas und eloxiertem Aluminium beherbergt komplexe mechanische Schalter und einen versteckten, ausfahrbaren und hochauflösenden digitalen Bildschirm, den der Fahrer nach Wunsch aktivieren kann. Jede Entscheidung im Innen- und Aussenbereich des Fahrzeuges wurde mit dem Ziel getroffen, die optimale Leistung zu erzielen, ohne Kompromisse einzugehen. So sind die Sitze beispielsweise festmontiert, stattdessen lässt sich die Pedalerie elektrisch vor- und zurückbewegen, sodass der Fahrer eine komfortable Sitzposition finden kann. Zudem verzichtet der Tourbillion auf herkömmliche Lautsprecher und setzt stattdessen auf ein Exciter, der die Innenverkleidung als Lautsprecher nutzt.
Ein Hypercar für die Ewigkeit
Die ersten Prototypen sind bereits auf der Strasse, aber wer 3.8 Millionen Euro auf dem Konto übrighaben sollte, muss sich dennoch bis 2026 gedulden, denn erst dann folgt die Auslieferung – mit einer limitierten Auflage von 250 Exemplaren, versteht sich. Zum Abschluss seien noch die Worte des Mannes erwähnt, der für dieses Meisterwerk verantwortlich ist – Mate Rimac: «Ja, es ist verrückt, einen neuen V16-Motor zu bauen und ein echtes Kombiinstrument aus Schweizer Uhrmacherkunst mit 3-D-gedruckten Aufhängungsteilen und einer Mittelkonsole aus Kristallglas zu haben. Aber es ist das, was Ettore getan hätte, und es ist das, was einen Bugatti unvergleichlich und zeitlos macht. Ohne diese Art von Ehrgeiz könnte man vielleicht einen grossartigen Hypersportwagen bauen, aber man würde keine Ikone für die Ewigkeit erschaffen.»