Betritt man das architektonische Wunderwerk Casa Montelongo, könnte man meinen, man sei in den Seiten eines exklusiven Magazin-Shootings gelandet. Kein Wunder, denn der Architekt Néstor Pérez Batista hat zwei einzigartige Räume meisterhaft entworfen, die sich nahtlos in die natürliche Umgebung einfügen.
Casa Montelongo befindet sich im Norden von Fuerteventura, Kanarische Inseln, im Zentrum von La Oliva. Ein komplett renoviertes Haus aus dem 19. Jahrhundert, das einst das Zuhause einer gut vernetzten lokalen Familie war, besteht aus zwei Selbstversorger-Einheiten, die aus den Überresten des ehemaligen Theaters und der ursprünglichen Casa geschaffen wurden. Jede Einheit ist eine Mischung aus Tradition, Modernität und avantgardistischem Design, die das Erbe der Insel mit lokalen Materialien wie Stein, Holz, Ton, Kalk und Glas würdigt. Die beiden Einheiten, die separat oder zusammen gemietet werden können, sind durch einen langen, quadratischen Gemeinschaftspool getrennt. Minimalismus dominiert, mit einem Fokus auf klare Linien und einfache Ästhetik, um ein Gefühl der Ruhe zu schaffen. Die Räume sind in natürliches Licht getaucht, was eine Atmosphäre der Transparenz und Geräumigkeit schafft, und das Design verwischt die Grenzen zwischen Innen- und Aussenbereich. Dieses erwachsene Refugium ist ein idyllisches Ziel, um die Langsamkeit zu geniessen, sich von der Welt zu trennen und in die mondähnliche Schönheit der surrealen Landschaft dieser Insel einzutauchen. À-la-carte- und kontinentale Frühstücksoptionen mit frischen Gebäckstücken, Früchten und Säften sind jeden Morgen verfügbar und werden zu einer von Ihnen gewählten Zeit geliefert.
Die Hauptargumente für die Entwicklung des Projekts konzentrierten sich auf den städtischen Kontext, in dem sich das Haus und sein Patio befinden. Eines der Ziele war es, eine enge und wesentliche Beziehung zwischen den Räumen des Hauses und dem Patio zu etablieren. Jeder Raum wurde individuell gestaltet, aber gleichzeitig strategisch mit dem Patio durch Lücken in den Innenfassaden verbunden, um das Gefühl von Offenheit und Transparenz zu betonen und die räumliche Kontinuität und die fliessenden Beziehungen nicht zu unterbrechen. Diese Strategie zielte darauf ab, die Aussenräume zu vereinnahmen und sie zu einem weiteren Raum in beiden Wohneinheiten zu machen. Die sorgfältige Beachtung von Aspekten wie Beleuchtung, räumlicher Geometrie, thermischem Komfort und Privatsphäre der Räume ermöglichte es, die Einheit als Ganzes zu erleben, und bot eine grosse Vielfalt an Bedingungen und differenzierten räumlichen Merkmalen sowie ein gewisses Gefühl von „Nirgendwo“, perfekt für Kontemplation, Reflexion und einen ursprünglichen Hedonismus, der sich vom Moment des Betretens des Hauses an materialisiert. Die Skulptur in der Casa Montelongo von Óscar Latuag ist eine visuelle Ode an das reiche Naturerbe der Insel. Das Werk steht als Hommage an Cochenille, Orchilla und Barilla-Stein, grundlegende Elemente in der Herstellung traditioneller Pigmente. Die abstrakten Formen erinnern an Flechten, Feigenkaktus und Agavenblätter und verankern die Skulptur im Wesen der lokalen Umwelt. Die dynamische Interaktion zwischen Sonnenlicht und den komplexen Formen des Werkes erzeugt ein Schattenspiel an der Wand. Es ist ein flüchtiger Tanz, der sich im Laufe des Tages verändert und dieser faszinierenden künstlerischen Darstellung der einheimischen Natur Fuerteventuras eine zusätzliche Dimension verleiht. Óscar Latuag ist ein multidisziplinärer Künstler aus Teneriffa: Architekt, Bildhauer, Wandmaler, Designer… kurz gesagt: ein Erforscher der Formen.
Titelbild: © Gregor Neschel