Vom 29. August bis zum 2. September versammelten sich Uhrenliebhaber am Ufer des Genfersees, um die Kunst der Uhrmacherei zu feiern. Bereits einige Monate zuvor trafen sich 31 Marken in Zürich zu einem erstmaligen 24-stündigen Treffen. Ziel war es, die Geneva Watch Days zu erweitern und das Event auch in der Deutschschweiz bekannt zu machen. Mit 520 Gästen, darunter Medienvertreter, Einzelhändler und Uhrenenthusiasten, war das Event im Aura in Zürich ein grosser Erfolg. Die Besucher hatten die Möglichkeit, die Highlights von 31 Marken zu entdecken, sich ungezwungen mit CEOs und ihren Teams auszutauschen,an Uhrmacher-Workshops der Fondation de la Haute Horlogerie (FHH) teilzunehmen oder sich bei einem Drink zu entspannen und Kontakte zu knüpfen. Dieses Jahr präsentierten die Geneva Watch Days neben dem bekannten lässigen Vibe 51 Maisons und ein erweitertes Rahmenprogramm. PRESTIGE sprach mit Antoine Pin, Mitgründer und Präsident der Geneva Watch Days, über die diesjährige Ausgabe und die Philosophie des Events.

PRESTIGE: Herr Pin, wie ist die Idee der Geneva Watch Days entstanden?

ANTOINE PIN: Es begann damit, dass ein paar CEOs im Jahr 2020 miteinander sprachen und zu dem Entschluss kamen, dass wir wegen Covid-19 nicht einfach auf Events verzichten können. Wir müssen etwas tun, wir dürfen nicht aufgeben. Diese Entschlossenheit, der Situation ein Nein entgegenzusetzen, spiegelt für mich genau den Geist dieser Branche wider. Viele Unternehmer akzeptieren kein Nein. George Kern von Breitling ist ein perfektes Beispiel dafür und das ist unglaublich inspirierend. Für mich ist das die Essenz des Unternehmertums: Grenzen zu verschieben, ein Nein nicht zu akzeptieren und sein eigenes Schicksal zu gestalten. Das war der Anfang der Geneva Watch Days. Die Veranstaltung basiert auf Freundschaft, Vertrauen und der Zusammenarbeit von Freunden mit einer gemeinsamen Vision. Wir achten sehr darauf, diesen Geist zu bewahren. Als Präsident sehe ich meine Rolle darin, der Hüter dieser Denkweise zu sein, und genau das schätzen die Menschen an diesem Event.

Die Geneva Watch Days bieten eine Plattform sowohl für eta- blierte als auch für neue Marken. Was motiviert diese Marken, an Ihrem Konzept der etwas anderen Uhrenmesse teilzunehmen?

Unser Event zielt darauf ab, sich von Watches & Wonders abzuheben. Wir möchten nicht einfach kopieren, sondern einen eigenen, einzigartigen Ansatz verfolgen. Es ist uns wichtig, dass Einzelhändler nicht nur zum Kauf animiert werden, sondern dass wir uns als kulturelles Ereignis positionieren, das sich an die Öffentlichkeit richtet. Wir sehen uns eher im Bereich B2C oder B2B2C, im Gegensatz zum reinen B2B. Wir versuchen, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Öffentlichkeit und der geschäftlichen Realität zu finden.

Was konnten die Besucher bei der diesjährigen Ausgabe erwarten?

Neben neuen Produkten haben die Besucher stets Zugang zu den Uhren und den Menschen hinter den Marken, sogar zu den CEOs, und können von einem Ausstellungsraum zum anderen wechseln, ähnlich wie auf einem Festival. Dieses Jahr öffneten wir uns verstärkt der Presse und boten Bildungsprogramme an, darun- ter tägliche Symposien der FHH. Eine neue Fläche, die «Glasbox», bot Platz für 100 bis 200 Personen, in der Vorträge und Diskussionen rund um die Uhrmacherei stattfanden.

Die Geneva Watch Days sind bekannt für ihre entspannte und festliche Atmosphäre, zu der die idyllische Lage der Stadt Genf wesentlich beiträgt. Welche spezifische Rolle spielt die Stadt Genf bei der erfolgreichen Durchführung der Geneva Watch Days?

Im Sommer, wenn die Geneva Watch Days stattfinden, herrscht normalerweise schönes Wetter und die Strassen sind belebt. Es gibt keine festen Zeitpläne oder Agenden, die Besucher können ihre eigene Agenda erstellen und die Veranstaltung in ihrer eigenen Geschwindigkeit geniessen. Die Atmosphäre in Genf selbst ist lebendig und einladend, was zu einem einzigartigen Erlebnis beiträgt. Genf ist nicht nur der Geburtsort vieler Uhrenmarken, sondern auch ein verbindender Ort, an dem viele französischsprachige CEOs ansässig sind. Daher ist es natürlich, dass die Geneva Watch Days hier stattfinden. Das heisst jedoch nicht, dass sich

die Veranstaltung nicht auch auf andere Städte ausdehnen könnte – ähnliche Erfahrungen könnten möglicherweise auch in Städten wie Zürich gemacht werden.

Wie sehen Sie die Rolle der Geneva Watch Days innerhalb der globalen Uhrenindustrie? Welche Bedeutung hat die Veranstaltung für die teilnehmenden Marken und die Branche insgesamt?

Ich sehe die Geneva Watch Days als eine Plattform, um unsere Industrie stärker zu präsentieren. Wir müssen die Menschen darüber informieren, was wir tun. Es geht nicht nur um Uhren als professionelles Werkzeug, sondern auch um Kunstwerke, Accessoires von grosser Bedeutung, ähnlich wie Mode in gewisser Hinsicht. Deshalb brauchen wir unsere eigenen Modeschauen mit Zugang zu den Designern und zu den Werkstätten. Wir brauchen Räume, um uns zu präsentieren und um Uhren erlebbar zu machen, denn die Uhrenindustrie ist ein ziemlich komplexes Thema. Aber wenn wir Türen dazu öffnen, kann die breite Öffentlichkeit die Faszination und Bedeutung der Uhrmacherkunst besser verstehen und schätzen lernen.

«WIR BRAUCHEN RÄUME,UM UHREN ERLEBBAR ZU MACHEN.»

Welche Zukunftsvision haben Sie für die Geneva Watch Days?

Wir haben keine, wir nehmen es Jahr für Jahr, Schritt für Schritt. Allerdings kommen wir wohl langsam an die Grenzen dieser kurzfristigen Vision. Die Kurzfristigkeit hat ihre Vorteile, besonders weil unsere Budgets begrenzt sind und wir flexibel bleiben können. Doch das Risiko besteht darin, dass wir Freunde über viele Jahre hinweg einbinden, was für einige von ihnen komplex werden kann. Deshalb überdenken wir kontinuierlich das Veranstaltungsmodell – besonders jetzt, da wir schnell wachsen, mit vielen neuen Marken. Aber wenn wir noch einen Schritt weiterwachsen, bedeutet das, dass wir Mitarbeiter benötigen, die regelmässig an der Veranstaltung arbeiten. Das würde eine komplette Änderung der Struktur und der Kosten bedeuten – eine Heraus- forderung. Also versuchen wir, uns vorerst an die aktuelle Situation zu halten. Unsere Rolle als Unternehmer und die Priorität unserer eigenen Unternehmen machen es uns möglich, klug zu handeln und die richtige Ambition zu haben.

Die Geneva Watch Days wurden im September 2020 von sechs renommierten Uhrenmarken – Breitling, Bulgari, De Bethune, Girard-Perregaux, H. Moser & Cie. und MB&F – ins Leben gerufen. Das Event basiert auf einer modernen, unkonventionellen Philosophie und betont die unkomplizierte Zusammenarbeit. Als selbstverwaltete, flexible Organisation bietet es einen Raum, um die neuesten Entwicklungen in der Uhrmacherei zu präsentieren. Das Treffen, unterstützt vom Kanton und der Stadt Genf sowie der Genfer Industrie- und Handelskammer (CCIG), ist öffentlich zugänglich und richtet sich an Branchenfachleute, Einzelhändler und Medien. Partner sind die Fondation de la Haute Horlogerie (FHH), der Grand Prix d’Horlogerie de Genève (GPHG) und Geneva Tourism, mit GMT als langjährigem Medienpartner.

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