
Zoe Saldana – Keine killt schöner
- 10. Juli 2012
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Im erfolgreichsten Film aller Zeiten hat die leidenschaftliche «Avatar»-Amazone Zoe Saldana Milliarden von Männern den Kopf verdreht. Jetzt greift sie erneut zu den Waffen – als eiskalte Mörderin in Luc Bessons Actionkracher «Colombiana». Wow, ist diese Frau scharf. Der Meinung ist auch Quentin Tarantino. «Er kam kürzlich auf mich zu und meinte: Ich hab mir ‹The Losers› angeguckt, nur um noch mal deine Arschszene aus dem Trailer zu sehen…», sagt die Schauspielerin und lacht laut.
Zoe Saldana ist drauf und dran, Halle Berry zu beerben. In Hollywood reisst man sich um die Schönheit mit dem Cappuccino-Teint. Und das ist nicht erst seit «Avatar» (2009) so. Darin ist sie zwar nicht selber zu sehen – aber ihr ausserirdisches Abbild in Blau. Regisseur James Cameron («Titanic», «Terminator») liess sie für die Rolle in einen mit Signalpunkten versehenen Anzug schlüpfen. Selbst ihr Gesicht wurde mit kleinen Sendern vollgeklebt. Anschliessend wurde jede ihrer Bewegungen und Gesten in den Computer übertragen und so die Amazone Neytiri zum Leben erweckt. Das Ergebnis – in neuster 3D-Technik gefilmt – hat das Publikum rund um den Globus begeistert. «Avatar» wurde zum erfolgreichsten Film aller Zeiten, mit einem Einspielergebnis gegen drei Milliarden (!) Franken.
Durchbruch dank «Star Trek»
Das erste Mal im Kino zu sehen war Zoe zehn Jahre zuvor: als Ballerina in «Center Stage». Danach stand die Amerikanerin Seite an Seite mit Johnny Depp («Pirates of the Caribbean», 2003), Tom Hanks («Terminal», 2004), Ashton Kutcher («Guess Who», 2005) und Dennis Quaid («Vantage Point, 2008). Der grosse Durchbruch folgte aber erst ein Jahr später, als Regisseur J.J. Abrams («Mission: Impossible III») sie anrief und ihr eine Rolle in seiner Version des Weltraum-Abenteuers «Star Trek» anbot. Dort trifft die junge Crew des Raumschiffs Enterprise das erste Mal aufeinander – mit seinen kultigen Charakteren Kirk, Spock, Pille, Sulu, Chekov und Scotty. Die einzige Frau im Bunde ist Lieutenant Uhura, gespielt von Zoe.
Wie sie die Kommunikationsoffizierin verkörpert, hat Stil. Doch mit einer echten Lady verbindet die Schauspielerin im richtigen Leben wenig. Dafür benimmt sie sich viel zu oft wie ein Kerl: laut, rau und ständig fluchend. Demnach ist «Avatar» für Saldana auch nicht einfach nur ein tolles Kinoerlebnis, sondern «der scheisse noch mal beste Film der Filmgeschichte». Dort, wo sie aufwuchs, reden halt alle so. «Ich bin ein starkes Mädchen aus Queens, trage lieber Bier als High Heels», sagt sie.
Doch wenn die Actrice – wie beim Filmfestival in Cannes – über den roten Teppich schwebt, spielt sie eine Rolle. Dann versprüht sie im wallenden Abendkleid Glamour. Aber als Dame fühlt sie sich trotzdem nie, gibt sie beim Treffen im 5-Sterne-Hotel Martinez an der Côte d’Azur zu. «In meinem Kopf trage ich immer Jeans und rülpse zu den unpassendsten Gelegenheiten. Ich habe keine Klasse», sagt sie und lacht. «Aber irgendwie sieht mich die Welt mit anderen Augen.»
Das trifft unter anderem auf die Modebranche zu: Calvin Klein engagierte sie vom Fleck weg für eine Dessous-Kampagne, und die italienische Modemarke Max Mara feierte sie gar als «Face of the Future». Regisseure und Casting-Direktoren sind ebenfalls begeistert von der schönen Latina, die übrigens seit diesem Jahr mit dem Geschäftsmann Keith Britton verlobt ist.
Mit Orlando Bloom im Bett
Im Kino wird immer dafür gesorgt, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigt. Logisch, dass die 33-Jährige auch schon jede Menge Bettszenen absolvieren musste. Zu ihren Lovern gehörten unter anderen Orlando Bloom («Lord of the Rings») und Jeffrey Dean Morgan («P.S. I love you»). Wie schwierig sind solche Szenen? «Man hofft immer dasselbe: dass man einen professionellen, attraktiven, gutriechenden Partner hat», sagt Zoe. «Ich hatte in dieser Hinsicht bisher Glück. Denn grundsätzlich ist so eine Situation sehr stressig: weil du schwitzt, kaum was anhast, mit Scheinwerfern beleuchtet wirst und die ganze Crew dich beobachtet.»
Doch Zoe Saldana ist nicht einfach nur ein neuer Betthase aus der Filmmetropole Los Angeles. Nein, sie verkörpert immer öfter starke Frauen, die hart zuschlagen können und am Ende bekommen, was sie wollen. Wie im Actionhit «The Losers» oder dem furiosen Streifen «Colombiana». Hinter dem steht der auf grosse Kino-Spektakel abonnierte Regisseur und Produzent Luc Besson («Léon: der Profi», «The Fifth Element», «Transporter»-Saga). Zoe übernimmt in «Colombiana» den Part von Cataleya, die im Alter von neun Jahren die Ermordung ihrer Eltern durch den Mafiaboss Don Louis miterleben muss. Danach flieht das Mädchen zu ihrem Onkel nach Chicago und lässt sich zur Profikillerin ausbilden. Als Erwachsene setzt Cataleya alles daran, den Mafioso um die Ecke zu bringen…
Wie Saldana schiesst, haut und kickt, sieht äusserst überzeugend aus. «Das ist witzig, denn früher war ich nicht gross in Actionfilmen zu sehen. Das hat sich radikal geändert – aber mir gefällts», sagt sie. «Ich mag es, bei der Arbeit blaue Flecken zu bekommen. Und wann immer sie mich lassen, drehe ich alle Stunts selber.» Nimmt die Schauspielerin eine neue Rolle an, kniet sie sich voll rein. Dazu gehört auch eine gründliche Recherche. Fürs Adrenalinkino gilt: Wer hier durchstarten will, muss auch Pistolen und Gewehre stilecht abfeuern können. Doch den Umgang mit den Knarren musste sie erst mal lernen. Als Erstes wurde ihr aber nahegelegt, Gewicht und Muskelmasse zuzulegen – damit sie in der Lage sei, die schweren Waffen über längere Zeit zu halten und vom Rückstoss nicht umgehauen zu werden.
Karibisches Temperament
Ihre Familie sieht sie gerne in dominanten Frauenrollen. Zoe – die eigentlich Zoë Yadira Zaldaña Nazario heisst – wurde von Anfang an von ihrer Mutter unterstützt. Ihr Vater starb, als sie neun war. Aufgewachsen ist die Schauspielerin in der Dominikanischen Republik und im New Yorker Stadtteil Queens. Fragt man, als was sie sich fühle, sagt sie klar: als Latina, aber vor allem als Amerikanerin. Ihren Landsleuten wird oft vorgeworfen, sie seien zu oberflächlich. Zoe entspricht diesem Klischee nicht. Sie interessiert sich für andere Kulturen. Und für das, was in und mit ihrem Land passiert. Manches passt ihr gar nicht – und sie scheut sich auch nicht, das auszusprechen. «Amerika ist das heuchlerischste Land der Welt. Hier leben viele verbohrte Menschen», ereifert sich die Schauspielerin. «Denn in dem Moment, in dem ein Mann mit seiner weiblichen Seite in Berührung kommt, gilt er als schwul. Und eine Frau, die stark ist, wird entweder als Lesbe oder Furie hingestellt. Mit solchen Kategorisierungen habe ich ein riesiges Problem. So was lässt unsere Nation schäbig aussehen.»
Hört man sie über ihre nächsten Projekte sprechen, hört sich das nach Dauerstress an. So soll es nächstes Jahr mit «Avatar» weitergehen. Regisseur und Autor James Cameron brütet im Moment über den Drehbüchern. Geplant ist, Teil 2 und 3 zeitgleich zu drehen und dann jeweils an Weihnachten 2014 und 2015 ins Kino zu bringen. «Wer im ersten Abenteuer überlebt hat, wird auch im zweiten Film in irgendeiner Form dabei sein», erklärte der 56-Jährige kürzlich. Ebenfalls in Vorbereitung ist der Thriller «The Words», in dem ein Autor die Arbeit eines Kollegen stiehlt – und einen grossen Preis dafür bezahlen muss. Neben Zoe spielen auch Bradley Cooper («The Hangover») und Dennis Quaid («The Day After Tomorrow») mit.
Neues Abenteuer im Weltraum
Bald anlaufen werden auch die Dreharbeiten zur «Star Trek»-Fortsetzung. Wie fühlt sich das an, mit so vielen vertrauten Gesichtern erneut vor der Kamera zu stehen? «Ich kann wieder in die babyblauen Augen von Chris (Kirk) schauen, Spock küssen und erneut mit J.J. (dem Regisseur) zusammenarbeiten. Das ganze Team, die Autoren und die Crew sind toll. Und während den Zuschauern jeweils der fertige Film gehört, sind es bei mir die Erinnerungen an den Dreh. Die nimmt mir niemand wieder weg und sie sind der schönste Teil des Prozesses.» Klingt, als sei sie restlos zufrieden, wieder an Bord der Enterprise zu gehen. «Wenn da nur nicht dieser hautenge Dress wäre. Um in den reinzupassen, muss ich erst zwei Monate lang im Fitnesscenter schuften…» Wir freuen uns dafür auf das Ergebnis.
Shortcut
Comics für Grosse
Filmtipp für Saldana-Fans: Zu Unrecht im Kino untergegangen ist der Actionkracher «The Losers» (2010), in dem sie die mysteriöse Agentin Aisha spielt. Der witzige und zugleich knallharte Streifen basiert auf einer sogenannten «Graphic Novel», einem Bilderbuch für Erwachsene. Zu den bekanntesten Verfilmungen illustrierter Romane gehörten in den letzten Jahren unter anderen «Sin City», «300», «V For Vendetta», «The Crow», «30 Days of Night», «From Hell», «Road to Perdition», «Judge Dredd», «A History Of Violence», «Stardust», «The Spirit» und «Watchmen».
Bilder: Twentieth Centuy Fox Film Corporation, Paramount, www.2.bp.blogspot.com, M. Bragard