
Zeiger im Schlepp
- 25. November 2019
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Vom neuen «1858 Split Second Chronograph LE8» fertigt Montblanc nur acht Exemplare.
Während des Genfer Uhrensalon 2019 zeigte Montblanc das neue Manufaktur-Handaufzugskaliber MB-M 16.31 mit klassischer Schleppzeiger-Mechanik. Ausgestattet mit Bronzegehäuse und schwarzem Zifferblatt fertigt die Manufaktur vom «1858 Split Second Chronograph LE100» genau 100 Exemplare zum Stückpreis von 32.500 Euro. Während des Uhren-Salón Internacional Alta Relojería (SIAR) in Mexiko präsentierte Montblanc als Pendant den neuen, auf lediglich acht Exemplare limitierten «1858 Split Second Chronograph LE8». Dieser Zeitmesser ist für 39.500 Euro wohlfeil.
Zur wiederum 44 Millimeter grossen Sichtboden-Bronzeschale gesellt sich bei dieser Ausführung ein von der Flagge Mexikos inspiriertes Zifferblatt. Nephrit-Jade, das Material, gehört zu den beiden Mineralformen dieses Edelsteins. Es zeichnet sich aus durch Festigkeit, Robustheit, Durchsichtigkeit und besonderen Glanz. Eine amagnetische Behandlung der Innenseite des vorderen Saphirglases optimiert die Beweglichkeit der beiden zentralen Chronographenzeiger.
Schleppzeiger, Rattrapante oder Split Second
Der Chronograph mit Schlepp- oder Einholzeiger, französisch auch Rattrapante genannt, ist die Steigerungsform zum normalen Zeitschreiber. Mit Hilfe dieser aufwändigen Zusatzfunktion lassen sich zwei gleichzeitig beginnende Ereignisse simultan stoppen oder bei Wettkämpen auch Zwischenzeiten nehmen. Zu diesem Zweck kann man den Schlepp- oder Einholzeiger per Knopfdruck anhalten und nach dem Ablesen wieder nachspringen lassen.
1936 dienten Schleppzeiger-Chronographen der 2006 mit Montblanc vereinigten Uhrenmanufaktur Minerva zur Zeitnahme während der Olympischen Winterspiele in Garmisch-Partenkirchen. In den Taschenuhrgehäusen fand sich allerdings keine eigene Mechanik, sondern das zugekaufte Handaufzugskaliber 9 des Spezialisten Valjoux.
Nach dem 2013 vorgestellten «ExoTourbillon Rattrapante», Kaliber MB-M16.61, hat Montblanc nun einen zweiten Schleppzeiger-Chronographen hauseigener Provenienz im Programm. Das Handaufzugskaliber MB M1 16-31 im «1858 Chronograph Rattrapante Bronze LExxx» basiert auf dem 16.29. Es zeichnet sich aus durch klassische Konstruktion mit zusätzlichem Schaltrad und rückwärtigem Schleppzeigermechanismus. Zum Anhalten des Einholzeigers legen sich die Backen der Zange an das zugehörige Rad. Nach dem Öffnen erfolgt die unverzügliche Synchronisierung von Chrono- und Schleppzeiger. Uhrmacherische Feinbearbeitung auf höchstem handwerklichen Niveau ist ein weiteres Merkmals des aus 262 Teilen assemblierten Mikrokosmos mit 38,4 Millimeter Durchmesser und 8,13 Millimeter Höhe. Die Platine, Brücken und Kloben des Uhrwerks bestehen aus rhodinierten Neusilber. Perlage, Genfer Streifen und handanglierte Kanten gehören zu den Selbstverständlichkeiten. Die Zahnräder sind vergoldet, kreisgeschliffen, angliert und besitzen zudem beidseitig diamantierte Naben. Über polierte Stirnflächen, polierte Zahnungen und rollierte Zapfen verfügen die Zahntriebe. Reminiszenz an die Vergangenheit sind die grosse Schraubenunruh mit Breguetspirale, eine Schwanenhals-Feinregulierung für den Rücker und gemächliche 2,5 Herz Unruhfrequenz. Nach Vollaufzug stehen rund 50 Stunden Gangautonomie zur Verfügung.
Etwas ungewöhnlich für derartige Highend-Uhrmacherkunst ist das 44 Millimeter grosse Sichtboden-Gehäuse. Es besteht aus Bronze und erhält dadurch im Laufe der Zeit eine individuelle Patina. Selbige lässt sich allerdings unproblematisch wieder entfernen. In der Mitte des nostalgisch anmutenden Zifferblatts findet sich eine spiralig aufgewundene Tachymeterskala zur Ermittlung von Durchschnittsgeschwindigkeiten zwischen 400 und 20 Stundenkilometern. Die äussere Telemeterskala nutzt die unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit von Licht und Schall für chronographische Entfernungsmessungen. Start beispielsweise beim Aufleuchten eines Blitzes, Anhalten beim Donnerknall.
Gisbert L. Brunner ist Mit-Gründer und -Inhaber von www.uhrenkosmos.com
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