Vanille
- 29. November 2016
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Schon vor 400 Jahren war Ihre Majestät Elisabeth I. von England (1533–1603) ein grosser Fan des süssen Gewürzes, das der Apotheker Hugh Morgan in ihren Pudding mischte. Die kostbaren Schoten besorgte er von englischen Piraten, die das damals herrschende spanische Vanillemonopol auf ihre eigene Art umschifften. Ihre Königliche Hoheit Elisabeth I. weigerte sich von da an standhaft, etwas zu essen oder zu trinken, das nicht mit dem feinsten aller tropischen Gewürze angereichert war. Seit Beginn ihrer Verwendung ist Vanille eines der weltweit bedeutendsten und wertvollsten Aromen und diente den Menschen sowohl als Heilmittel, Droge als auch Gewürz. Während die Schoten der «Vanilla planifolia», wie ihr botanischer Name lautet, hauptsächlich zum Aromatisieren von Lebensmitteln eingesetzt werden, verwenden die Tabak- und die Parfümindustrie die Kerne der «Vanilla planisolia».
Die Reise über den Ozean
Ursprünglich stammt Vanille aus Mexiko, wo die Azteken schon seit Jahrhunderten ihr bitteres Kakaogetränk damit süssten. Als die Spanier 1519 das Land eroberten, fanden die länglichen, schwarzbraunen Früchte der Orchideen ihren Weg nach Europa. Mit der Kolonialisierung Mittelamerikas transportierten die Spanier das kostbare Gewürz auf Handelsschiffen nach Europa, wobei die Ausfuhr der lebenden Vanillepflanze strengstens untersagt war, hätte dies doch die Monopolstellung der Spanier im Vanillehandel gefährdet. Irgendwie gelang es 1807 mutigen Schmugglern dennoch, Jungpflanzen nach Europa zu transportieren, von wo aus diese ihren Weg auf die indonesische Insel Java und die Insel La Réunion im Indischen Ozean fanden.
Ehestifterinnen
Die Orchideen gediehen unter den klimatischen Verhältnissen der Inseln zwar prächtig, doch bildeten sich keine Früchte. Dreissig Jahre lang dauerte die vergebliche Suche nach den Gründen dafür, bis der belgische Botaniker Charles Morren herausfand, dass im Heimatland Mexiko bestimmte Insekten und Kolibris, die sowohl auf Java als auch La Réunion fehlten, für die Bestäubung der Orchideen zuständig waren. Ein kleiner Pinsel sollte die Arbeit der natürlichen Bestäuber aus Mexiko ersetzen, und so wurden die Orchideen von Hand bestäubt, was schlussendlich 1841 zu einem Erfolg führte und die ersten Vanilleschoten ausserhalb Mexikos gediehen. Die Alleinherrschaft der Spanier über den Vanillehandel war beendet. Das Befruchten der Blüten in den Monaten September bis Dezember wird ausschliesslich von Frauen, sogenannten Ehestifterinnen, durchgeführt, die bis zu 1000 Blüten täglich schaffen.
Heute zählen Madagaskar und La Réunion, woher die Bourbon-Vanille stammt, zu den wichtigsten Vanillelieferanten.
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