Unvergessene Coco Chanel
- 10. Juli 2012
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Die Erfinderin des Kleinen Schwarzen und des Modeschmucks sorgte gern für Skandale. So kürzte sie auch als erste Modedesignerin ihre Röcke auf eine Knie umspielende Länge, was für grossen Aufruhr in der prüden Gesellschaft der langen Röcke sorgte. Ihre zahlreichen Liebeleien mit den grossen Namen des 20. Jahrhunderts sorgten für Aufruhr. Sie wollte Hutmacherin werden. Doch dank der Unterstützung ihrer diversen einflussreichen und reichen Liebhaber, gelang es ihr schnell ein grosses Modeimperium zu erschaffen. Mademoiselle Coco Chanel hiess eigentlich Gabrielle. Ihre wenig schöne Kindheit verbrachte sie zum Teil in einem Waisenhaus des katholischen Klosters Aubazine. Hier erlernte sie den Beruf der Näherin. Mit zwanzig Jahren arbeitete sie als Angestellte in einem Aussteuer- und Babyfachgeschäft, wo sie bereits erste Nähaufträge annahm. Um sich etwas Geld dazu zu verdienen trat sie als Chansonsängerin im Rotonde in Moulins auf. Vor allem mit zwei Chansons faszinierte sie dort das Publikum: «Qui qu’a vu Coco?» und «Ko-Ko-Ri-Ko». Zu dieser Zeit erhielt sie auch ihren Spitznamen Coco.
Geschäftseröffnung mit Kredit des Liebhabers
Als sie im Rotonde 1904 den Industriellen Sohn Etienne Balsan kennen lernte, gelang ihr durch ihn der Eintritt in die gehobene Gesellschaft. Mit seiner Unterstützung eröffnete sie 1910 ihr eigenes Hutatelier in Paris. Bereits ein Jahr später machte sie, ebenfalls in Paris, ihr erstes Modehaus auf, finanziert von Arthur Capel, einem englischen Bergwerkbesitzer. Als Cocos Geliebter finanzierte er bereits zwei Jahre später ihre erste Modeboutique im mondänen Seebad Deauville.
Einfache und bequeme Eleganz
Ihre schlichte und locker die Silhouette umspielende Mode hatte schnell viele Anhängerinnen. Sie befreite viele Frauen aus ihren zu engen Korsetts und brachte auch jede Menge Funktionalität in ihre Schnitte. Schnell beschäftigte sie rund 300 Näherinnen und wurde immer erfolgreicher. Als eine der ersten emanzipierten Frauen dieser Männer-dominierten Zeit, war ihr vor allem ihre Unabhängigkeit sehr wichtig, was sie auch dazu veranlasste, all ihre Schulden ihrem Liebhaber so schnell wie möglich zurück zu zahlen.
Erfolg über die Grenzen hinaus
Grosse Unterstützung erhielt sie bei ihren Kollektionen von der amerikanischen Vogue, die Chanels Mode als «Inbegriff der Eleganz» betitelte.
Ihr Geschäft wuchs schnell. Bereits 1936 hatte sie 4000 Angestellte. Als Stern am Pariser Modehimmel ihrer Zeit zählte sie viele berühmte Künstlerinnen und Künstler zu ihren Freunden. Darunter Jean Cocteau, Sergej Diaghilew, Igor Strawinsky, Pablo Picasso, Colette, Max Jacob, Misia Sert und Romy Schneider, aber auch Persönlichkeiten wie Winston Churchill. Es werden ihr so einige Liebschaften mit bekannten Persönlichkeiten nachgesagt. Dort tauchen Namen wie Igor Strawinsky, der Großfürst Dmitri Pawlowitsch Romanow, dem Neffen des Zaren, der Dichter Pierre Reverdy, Hugh Grosvenor, 2. Duke of Westminster oder dem berühmten Künstler Paul Iribe, auf.
Coco Chanels Kriegsschachzüge
Während des zweiten Weltkrieges versuchte sie auch in der Politik die Fäden zu ziehen. So arrangierte sie mit ihrem derzeitigen Liebhaber Hans Günther von Dincklage, Sonderbeauftragter des Reichspropagandaministeriums in Frankreich, die «Operation Modellhut». Das Ziel war es Churchill zu einem Gespräch mit den Deutschen zu bewegen, um sie zum Kriegsende zu überreden. Doch dieses Gespräch kam niemals zustande, da Churchill schwer an einer Lungenentzündung erkrankte. Ende des zweiten Weltkriegs wurde sie, wegen ihrer Nazi-Liaison, als Kollaborateurin verhaftet und lebte acht Jahre im Schweizer Exil.
Fulminantes Comeback
Nach ihrer Rückkehr nach Paris, 1954, wurde sie von der Presse höhnisch zerrissen. Niemand traute der bereits 71 jährigen ein Comeback zu. Doch bereits ein paar Jahre später lobte das Life-Magazin die unvergleichliche Eleganz ihrer Wollkostüme. Der Siegeszug des Chanel-Kostüms begann.
– Coco Chanel, eigentlich Gabrielle Bonheur Chasnel, wurde am 19. August 1883 als zweite Tochter eines Straßenhändlers in Saumur in der Auvergne geboren.
– 1910 ihr erstes Hut Atelier in Paris.
– 1914 eröffnete sie unter ihrem Namen erste Boutiquen in Deauville und Biarritz.
– Ab 1918 lancierte sie Pyjamas für Frauen, die bisher nur den Männern vorbehalten waren.
– 1919 eröffnete sie einen Modesalon in Paris.
– 1923 gelang ihr mit dem Parfum «Chanel Nr. 5» der weltweite Durchbruch. Dieser Duft war auch der erste, der unter dem Namen des Schöpfers präsentiert wurde.
– 1926 entwarf sie das erste «Kleine Schwarze».
– Schlagzeilen machte sie Anfang der 1930er Jahre, als sie mit den Nationalsozialisten sympathisierte. Auch einige Freundschaften zu hochrangigen deutschen Offizieren aus dieser Zeit wurden ihr vorgeworfen.
– Während des Krieges zog sich Chanel ab 1939 aus dem Geschäftsleben und allen Aktivitäten zurück.
– 1946-1954 lebte sie im Exil in der Schweiz.
– 1954 kehrte Chanel wieder ins Berufsleben nach Paris zurück.
– Die bis ins hohe Alter aktive Coco Chanel starb am 10. Januar 1971 während der Vorbereitungen für eine weitere Kollektion im Alter von 87 Jahren in Paris.
Bilder: Man Ray Trust/ADAGP Paris 2007