The Man who shot Marylin Monroe – Bert Stern
- 27. März 2013
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Er fotografierte Twiggy, Elizabeth Taylor und Audrey Hepburn. Unsterblich machten ihn jedoch seine Bilder von Marilyn Monroe, denn kurze Zeit nach «The Last Sitting» starb die Schauspielerin. Bert Stern ist einer der grössten Porträtfotografen Amerikas. Er schoss in den 60er Jahren 200 Seiten pro Jahr für die «Vogue» und produzierte viele der weltweit wichtigsten Print- und Fernseh-Werbekampagnen. Mit seinen revolutionären Print-Anzeigen für Smirnoff revolutionierte er die Werbefotografie.
Vom Wodka- zum Starfotografen
In den frühen sechziger Jahren erlebte die Werbung eine kreative Revolution. Davor war Werbung etwas völlig anderes. PR-Anzeigen waren lediglich eine Art Bekanntmachung der Produktvorteile, nichts weiter. Die Stories waren alles andere als aufregend. Die Fotos waren sehr flach, bieder und steif: eine lächelnde Frau mit einer Seife in der Hand. Bert Stern hingegen gestaltete seine Bilder künstlerisch. In einer einfachen kraftvollen Bildersprache. Zwar gab es zu dieser Zeit bereits einige Starfotografen, doch keiner ging so respektlos mit der Wirklichkeit um wie Bert Stern. Er war der Erste, der nicht das reine Produkt abbildete, sondern Suggestionen und Stimmungen herstellte.
Das Smirnoff-Foto war ein Meilenstein. Russischer Wodka stimmungsvoll festgehalten in der Wüste New Mexikos. Mit ihm brachte Bert Stern als Erster ästhetische Werte in die Werbung. Von da an war der junge Fotograf nicht mehr zu stoppen und die Maschinerie Stern kam ins Rollen. Schon bald waren Marken wie United Airlines, Pepsi-Cola, VW genauso seine Kunden wie die «Vogue» und andere Zeitschriften. Nach kurzer Zeit führte Bert Stern ein ganzes Imperium an. Es war das grösste Unternehmen, das je ein Fotograf geleitet hat. Er machte Fotos, drehte Werbespots – alles gleichzeitig. Alle wollten ihn haben, denn er hatte Erfolg und machte andere erfolgreich. Er arbeitete Tag und Nacht, wie eine Maschine, doch alles, worauf es ihm ankam, war die Fotografie.
Der erfolgreiche Stern machte auch die Reklamefotos für den Film «Lolita», die heute schon fast Kultcharakter besitzen. Das Plakat mit der herzförmigen Sonnenbrille und dem Lutscher wurde zum Klassiker auf der ganzen Welt. Stern war perfekt für diesen Auftrag, zum einen verstand er sich gut mit dem Regisseur Stanley Kubrick, zum anderen konnte er die Frau sehen, die in dem kleinen Mädchen Lolita steckte. Er konnte Frauen aus jedem Blickwinkel fotografieren und wusste, wie er Menschen schön aussehen lassen konnte, deshalb liebten ihn besonders die Frauen. Er kam den Frauen, die er fotografierte, immer sehr nah. Oder wie er selbst von sich sagt: «Ich bin sehr obsessiv. Deshalb fotografiere ich vermutlich. Die Dinge, die ich betrachte, machen mich obsessiv. Ich will sie haben. Ich nehme sie mit der Kamera auf und sie gehören mir.»
Der Mann, der die Frauen liebte
Stern liebte die Frauen und die Fotografie; als er Fotograf bei «Vogue» wurde, konnte er beides miteinander verbinden. Er hatte viele Frauen, einige von ihnen jedoch nur vor der Kamera. Zu ihnen gehörte Marilyn Monroe. Das Sexsymbol und die begehrteste Frau der 50er Jahre zog sich für ihn sogar aus und Stern schenkte der Welt Aufnahmen, die noch heute begeistern.
Bert Stern wollte das ultimative Foto von Marilyn Monroe schiessen, ein unsterbliches Schwarz-Weiss-Foto wie das, welches Edward Steichen von Greta Garbo gemacht hatte. Denn obwohl die Monroe bereits tausendfach abgelichtet wurde, gab es für Stern kein Bild, das auch nur annähernd unsterblich war. So fotografierte Bert Stern Marilyn Monroe schliesslich für die «Vogue». Dafür buchte er die grösste Suite im Bel Air Hotel in Los Angeles und verwandelte sie in ein Studio. Ein persönliches Umfeld für sein Shooting war ihm wichtig. Den grössten Teil der Fotos machte Bert Stern allein – ohne sein Team – es war ein intimer Dialog zwischen dem Fotografen und der Schauspielerin. Die Session begann um neun Uhr abends und ging bis in den frühen Morgen hinein. Stern sah in der Monroe etwas Göttliches – «Gott, Leben, Leidenschaft», wie er es in einem späteren Interview benannte. Bert Stern schoss ein Foto nach dem anderen – Marilyn nackt, ungeschminkt – auf einigen sieht man ihre Narbe am Bauch. So entstanden 2600 Fotos. Dieses sogenannte «Last Sitting» fand im Juni statt, am 6. August 1962 gingen die Bilder an die Presse, es war ein Montag, in der Nacht auf Sonntag war Marilyn Monroe gestorben – Selbstmord.
«The Last Sitting»
Bert Stern merkte nach eigenen Angaben nichts von den Dämonen, Leidenschaften und Schmerzen, die Marilyn Monroe bereits bei ihrem Shooting gequält haben müssen. «Ich war nur ein junger Kerl, der mit Marilyn Monroe rummachen wollte, da ich sie nicht gekriegt habe, waren die Bilder aber auch nicht schlecht. Wahrscheinlich waren sie sogar besser, denn es gibt sie immer noch und die Menschen mögen sie noch immer. Sie wollen ein Stück von der Leidenschaft, die ich hatte.»
Nach dem Shooting versuchte Marilyn, die Bildauswahl zu kontrollieren. Viele der heute berühmten Bilder sind farbig durchgestrichen oder mit einer Haarnadel zerkratzt. Marilyn selbst tat dies. Es waren die Fotos, die sie nicht mochte, da sie nicht ihrem Selbstbild entsprachen und die sie nicht veröffentlicht haben wollte. Die Fotos waren für die «Vogue» nicht mehr verwendbar, doch gerade die orangenen Kreuze machten die Bilder zu wahren Kunstwerken. Bert Stern veröffentlichte nach Monroes Tod alle, auch die zensierten Fotos, in einem Buch und unzähligen Zeitschriften. Genau diese Bilder zeigen die Seelenansichten der Monroe – ihre Verletzbarkeit und Selbstzerstörung. Und genau diese Bilder machen die Monroe und ihren Fotografen unsterblich.
Die eigentlichen Fotos des Bert Stern befinden sich immer in dem Raum zwischen dem Fotografen und seinem Objekt. Es geht nicht um das Objekt oder Sterns Person, sondern immer um den Raum dazwischen – einen unsichtbaren Ort. Einen Raum, in dem alles passieren kann. Stern hat mit seiner Technik und spielerischen Finesse nicht nur den Nerv der Zeit getroffen, sondern beeinflusste auch darauffolgende Generationen von Starfotografen wie Annie Leibovitz oder Mark Seliger. Eine Kamera können viele bedienen, aber Bert Stern war damit aussergewöhnlich. Es hatte künstlerisches Niveau. Seine Bilder sind atemberaubend, aber nicht weil sie einfach schön sind, sondern weil immer eine Idee dahintersteckte.