
The Godmother – Griselda Blanco
- 8. August 2014
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Als sie geboren wurde, müssen die dunkelsten Mächte des Universums alles erdenklich Böse und Grausame kübelweise über ihrer Wiege ergossen haben. In ihrem bulligen Körper schlug weder ein Herz noch atmete eine Seele und wenn sie sagte: «töte ihn», klang es so beiläufig wie: «bring mir einen Eistee». Griselda Blanco ist die grausamste und unbarmherzigste Führungspersönlichkeit des kolumbianischen Medellin-Kartells in den USA und sie ist die Ausgeburt der Hölle. «Patin des Kokains», «Ma Baker», «Black Widow» oder «La Madrina» sind fast schon Kosenamen der Bestie in Menschengestalt, in der sich Kaiser Nero, Hannibal Lector und Rosemarys Baby vereint haben. Die «Tochter des Teufels» verteilt Todesurteile wie ein Superstar Autogramme und im Laufe der Jahre sind es Hunderte. Manchmal, weil ihr gerade danach ist. Auch wenn es sich dabei um einen zweijährigen Jungen handelt, der im Kugelhagel von Griseldas Todesschwadron durchsiebt wurde, lächelt sie zufrieden und sagt: «Scheiss drauf, immerhin haben wir ihn jetzt». Chefkiller-Legende Jesús «Chucho», der sie angeblich beleidigt hat, war das eigentliche Ziel des Vollstreckungskommandos, jedoch stirbt stattdessen sein kleiner Sohn.
Der Schlamm des Verderbens
Griselda Blanco wird am 15.?Februar 1943 als uneheliche Tochter einer Feldarbeiterin und eines Grossgrundbesitzers in Santa Marta, Kolumbien, geboren. Als sie drei Jahre alt ist, zieht ihre Mutter mit ihr nach Medellin und haust in ärmlichsten Verhältnissen in den Bergen bei den Gesetzlosen, ohne fliessend Wasser und Elektrizität, jedoch blutgetränkt von der Gewalt, die allgegenwärtig ist. Schon als Kind offenbart sich der Patin statt putziger Disney-Märchen das Bild toter Menschen und der beissende Gestank verwesender Leichen. Im Alter von elf Jahren entführen Griselda und ihre Slum-Gang das Kind wohlhabender Eltern aus dem Flachland und erpressen diese um Geld. Als die Familie das geforderte Lösegeld nicht zahlt, erschiesst Griselda das Kind und besiegelt damit ihren ersten Mord.
Dirty Woman, American Dream
Mit 14 Jahren flüchtet Griselda vor ihrer gewalttätigen Mutter und schlägt sich sechs Jahre als Prostituierte durch. Sie lernt ihren ersten Mann, Alfonso Trujillo, kennen und gebärt drei Söhne, Dixon, Uber und Osvaldo. Als Alberto Bravo in ihr Leben tritt, stirbt Trujillo bequemerweise an einer mysteriösen Vergiftung. Bravo führt sie in den Kokainhandel ein. Mit dem Ziel, den amerikanischen Boden mit kolumbianischem Kokain zu überfluten, zieht die Familie nach New York und innerhalb weniger Monate sind sie Millionäre. 1972 kontrolliert Griselda nicht nur fünf Mafiafamilien, sondern auch die ganzen Kleindealer, die in Queens Stoff verticken. Sie schmuggelt jede Woche ungefähr eine Tonne Kokain und verdient in sieben Tagen 10 Millionen US-Dollar.
Saus und Braus
Das Leben ist die reinste Luxusparty und die dicke Frau mit dem wuchtigen Kiefer, der ihr Kartoffelgesicht dominiert, die selbst ernannte Königin. Sie kauft einen Ring von Evita Perón, ein Teeservice der Queen und sogar Pablo Escobar reibt die Nase der Bronze-Skulptur in der Halle ihres Protzanwesens, die Griselda von sich selbst hat anfertigen lassen. Es soll Glück bringen. Das meiste Glück wird ihr selbst beschert, denn trotz Fahndungsliste und einer beeindruckenden Mordserie, bleibt sie unantastbar und flüchtet mit einem Vermögen von 500 Millionen US-Dollar nach Miami, wo sie es verdreifacht und zur Milliardärin wird. Sie baut ein Netzwerk von 1?500 Kokaindealern auf und schmuggelt Massen an Koks in die Staaten, wie es niemals zuvor jemand getan hatte.
Der Todeskuss der Schwarzen Witwe
«Zuerst liebt sie dich, dann tötet sie dich, wie ein Spinnenweibchen. Dass ich noch lebe, ist mir selber ein Rätsel.» Charles Cosby ist jahrelang der Geliebte der «Schwarzen Witwe», die ihre drei Ehemänner umgebracht hat. Trujillo vergiftet, Blanco mit einem gezielten Kopfschuss Griseldas getötet und Dario Sepulveda, der Vater ihres vierten Sohnes, Michael Corleone, vor den Augen des fünfjährigen Knaben durch ihre Lakaien Max Mermelstein und Jorge «Rivie» Alaya hingerichtet. Wer mit Griselda zu tun hat, öffnet die Büchse der Pandora, denn egal, ob man ihr Geld schuldet, Griselda selbst eine Zahlung verweigert oder einfach aus einer Laune heraus, man stirbt so oder so.
Cocaine Cowboys
Griselda Blanco wird 2004 nach einer 20-jährigen Haftstrafe freigelassen und nach Kolumbien abgeschoben. Drei ihrer vier Söhne sind bereits tot. In den 1970er- und 1980er-Jahren hatte sie die gesamte amerikanische Ostküste mit Kokain überflutet und zu ihren Glanzzeiten 80 Millionen US-Dollar pro Monat verdient.
Als «La Madrina» am 3.?September 2013 eine Metzgerei in Medellin verlässt, knallen zwei Kugeln in ihren Kopf. Abgefeuert von zwei Unbekannten auf vorbeifahrenden Motorrädern, die die Kokain-Queen damit niederstrecken. Die einst mächtigste und reichste Frau ihrer Zeit erliegt der Mordmethode ihrer damaligen «Cocaine Cowboys», deren Erfinderin sie ist.