
Sie drehen sich wieder
- 23. September 2016
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Klassische Schallplatten schleppten lange das Bild eines Relikts aus vergangenen Zeiten mit sich herum. Inzwischen ist eine Renaissance zu beobachten. Wer in seinen Keller geht, kann vielleicht sogar den einen oder anderen Schatz heben. Es könnte der Beginn für eine Nischen-Wertanlage sein. Vinyl ist wieder da. In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts ist die Schallplatte mit der Musikkassette der zentrale Tonträger für Musikliebhaber. Für Jugendliche ist eine Musikanlage mit einer ansehnlichen Plattensammlung das Statussymbol im Jugendzimmer. In den achtziger Jahren beginnt mit dem Aufkommen der CD der Niedergang. Nach der digitalen Revolution, die von der Compact Disc eingeläutet wird und später durch Streaming-Dienste und das MP3-Format selbst in die Defensive gerät, sieht die Zukunft schlecht aus. Die Platten landen im Keller, auf dem Estrich oder werden auf Flohmärkten verscherbelt. Vinyl ist in den neunziger Jahren und im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts ein Auslaufmodell – irgendwas für Althippies.
Bei einigen älteren Musikliebhabern und jungen DJs bleibt Vinyl aber weiter eine wichtige Referenzgrösse. Die Platte verschwindet nicht völlig vom Markt, sondern bleibt in einer Nische bestehen. Das Objekt mit den vielen Rillen hat für Kenner oftmals den wärmeren Sound im Gegensatz zum kalten Klang der CD oder den scheppernden Files des Musikdownloads. Das führt uns zu einem wichtigen atmosphärischen Aspekt, der heute verloren zu gehen droht.
Aus der Zeit gefallen
Wir nehmen uns beim Anhören einer Platte Zeit. Das Auflegen ist ein Ritual der Entschleunigung. Die Nadel in Kombination mit der Platte ist äusserst sensibel. Was haben wir uns nicht früher geärgert über das knackende Geräusch, wenn die Platte einen Kratzer abbekam. Warum ist das so wichtig? Wir nehmen uns heute üblicherweise keine Zeit zum Zuhören. Alles muss heute sofort kopiert, verhackstückt und kommentiert werden. Wenn wir Pech haben, sind wir mit einem Shitstorm konfrontiert und haben dann nicht mehr nur keine Zeit, sondern sind auch noch fertig. Wie schön kann es da sein, das Momentum des Zuhörens zu geniessen. Man ist nicht gezwungen, sofort einen Kommentar abzugeben, man kann warten und sich sammeln. Mit einer Schallplatte, die sich auf einem Teller dreht, ist das möglich. Wo gibt es das heute noch?
Neben einigen kleinen spezialisierten Plattenläden, die selbst eine Atmosphäre der Entschleunigung ausstrahlen, gibt es heute bei grossen Discountern wieder Vinyl. Im Rahmen von «Vinyl Collection» werden hier Klassiker wie Deep Purple, Pink Floyd oder Queen nochmals auf den neuen Plattenmarkt gebracht. Da es meist kleinere Auflagen sind, könnte es auch eine Wertanlage für spätere Zeiten sein. Es geht bei Platten heute nicht nur um die Bedienung von Vinyl-Aficionados. Heute kann man auch ganz nüchtern auf das Geld schauen.
Vinyl als Anlage
Besitzer von seltenen Scheiben können unter gewissen Umständen Kasse machen. Der erste Schritt besteht darin, den Gang in den eigenen Keller anzutreten und die dortigen Schallplatten vom Staub zu befreien und dann schätzen zu lassen. Im Internet gibt es dazu Plattformen, wo man erste Hinweise bekommt (zum Beispiel: www.popsike.com). Der zweite Schritt braucht schon ein professionelles Händchen. Es geht um das Aufspüren interessanter Schallplatten, in die es sich zu investieren lohnt. Danach wartet man den richtigen Zeitpunkt ab und verkauft wieder. Richtig interessant wird es, wenn es um Raritäten geht. Die Platte Queen – «Bohemian Rhapsody?/ I’m In Love With My Car» von 1978 ist in Normalform nicht viel wert. 1978 gewann das Plattenlabel EMI einen «Queen’s Award For Industry». Bei der Preisverleihung wurde die auf 200 Exemplare limitierte blaue Vinyl-Edition an die Gäste des Abends vergeben. Heute kann man dafür 6000 Euro verlangen…
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