Schreibkunst – Macht und Verlust der Worte
- 25. Juli 2014
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Die Macht der Worte sollte niemand unterschätzen, denn die Kunst des Schreibens ist eine schöpferische und kreative Kunst. Von einigen wird das Schreiben als die «genialste Erfindung» der Menschheit, die nicht mehr wegzudenken ist, betrachtet. Und unbestritten sei die These, dass schriftliche Zeichen als das wichtigste Mittel zur Verständigung unter den Menschen anzusehen sind. Denn um Geschehnisse und Ereignisse der Weltgeschichte zu dokumentieren und für die Nachwelt zu belegen, ist die Schrift ein massgebliches Instrument. Anders als das gesprochene Wort lässt die Schrift zu, Gedanken und Informationen über Grenzen von Zeit und Raum für andere Menschen aufzubewahren.
Die Macht der Worte
Auf der ganzen Welt haben sich unterschiedliche Schriftsysteme entwickelt, die der Notwendigkeit und den Ansprüchen der jeweiligen Kultur entsprechen. Ausser Acht sollte man jedoch nicht das Privileg des Schreibens lassen. Auch wenn das Schreiben für Bürger der Industrienationen als eine Selbstverständlichkeit gilt, ist – und war – die Kunst des Schreibens in weiten Teilen der Welt nur einer kleinen Schicht von Menschen vorbehalten, die damit eine privilegierte Stellung innehat.
Das Kommunikationszeitalter zeigt uns jedoch ein neues Bild des Schreibens. Es wird getwittert, gebloggt und es werden SMS verschickt. Gefühlt kann jeder schreiben und jeder tut dies auch. Die Geschwindigkeit, in der ein Gerücht oder eine nutzlose Information die Welt umrundet, hat sich vervielfacht. Und die Wahrheit bleibt nicht selten auf der Strecke, erschlagen von der Profanität des Geplappers im Netz. Durch diese Neuerungssucht scheint es vielen Menschen wahrscheinlich, dass in Zukunft zwar nicht die Fähigkeit des Lesens und Schreibens, in hohem Mass jedoch die Kunst des Schreibens mit der Hand verloren gehen wird. Und in der Tat ist dies eine berechtigte Vorahnung – auch wenn man bedenkt das heutzutage die Notizblöcke nicht mehr aus Papier bestehen, sondern sogenannte «Notebooks» sind.
Acht Generationen Blei- und Farbstifte
Mit einer Produktion von mehr als 2 Milliarden Blei- und Farbstifte pro Jahr ist Faber-Castell der weltweit bedeutendste Hersteller von holzgefassten Stiften. 1761 wurde das Unternehmen gegründet und ist seither eines der ältesten Industrieunternehmen der Welt und in der 8. Generation in den Händen derselben Familie. PRESTIGE sprach mit Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell, Vorstandsvorsitzender seit 1978 bei Faber-Castell, über das Schreiben und die Herausforderungen in Zeiten des «Datenhighways».
PRESTIGE: Was bedeutet das Schreiben für Sie persönlich?
Anton-Wolfgang Graf von Faber-Castell: Ich habe immer einen Stift und Block bei mir, um kurze Notizen zu machen. Denn für mich ist nach wie vor das Schreiben die schnellste Möglichkeit, um etwas auf Papier zu bringen. Möglicherweise bin ich ein wenig altmodisch, weil ich diese Notizen nicht in mein iPhone eingebe, aber wer weiss, vielleicht wird sich das mit der Zeit ändern.
Was ist die grösste Herausforderung in Zeiten des Computers?
Wir müssen präsent sein und präsent bleiben. Es geht nicht nur darum, neue Produkte herzustellen. In der Distribution findet ein grosser Wechsel statt. Viele Einzelhändler geben auf und daher müssen wir uns anpassen und die Marke stärken.
Ferner müssen wir das Thema Digitalisierung ernst nehmen. Jedoch, der Vorteil von einem Bleistift ist, dass er sehr umweltfreundlich und funktionell ist, er trocknet nicht ein und er ist preislich erschwinglich. Solange die Weltbevölkerung wächst und Erziehung und Ausbildung Bestandteile dessen sind, werden unsere Produkte immer benötigt werden. Ausserdem bleiben uns immer Nischen der Kreativität und dazu gehört auch das Thema Schreiben.
Greifen Sie selbst eher zum Bleistift oder zum Roller?
Wenn ich etwas Längeres schreiben muss, dann greife ich immer zu meinem Tintenroller, denn das Schriftbild ist klarer mit dem Roller als mit einem Bleistift.
Wann haben Sie zuletzt einen Brief geschrieben?
Die Schreibkultur wird uns immer erhalten bleiben, denn das Thema Personalisierung im Hinblick auf E-Mail wird vielen mit der Zeit zu unpersönlich. Es wird sehr geschätzt, etwas Schriftliches zu erhalten. Kürzere Briefe verfasse ich immer wieder sowie Karten zum Kondolieren sowie Gratulieren.