
Schmückende Zeitmesser
- 20. Mai 2014
- 0 comments
- Posted in Watches & Jewellery
Eine Uhr zur Abendrobe? Eher ein «No-Go». Doch es gibt eine Ausnahme und die funkelt, glänzt und schillert: die Schmuckuhr.
Uhren sind klassisch, schlicht, sportlich oder elegant. Doch passen die meisten Modelle nicht wirklich zum langen Abendkleid. Frau geht entweder ohne oder leistet sich ein exklusives Schmuckstück für das Handgelenk, das nebenbei auch noch die Zeit anzeigt.
Das Zifferblatt steht dabei meist im Hintergrund, wird es doch überstrahlt vom brillanten Glanz wertvoller Edelsteine. Ob Diamantlünette oder funkelndes Uhrenarmband, die exklusiven Schmuckhäuser bieten heute unzählige Varianten an. Früher Fantasieuhr genannt, spricht man heute meist von einer Schmuckuhr. Nicht zu verwechseln mit der Modeschmuckuhr, denn in einer Schmuckuhr verbirgt sich präziseste Uhrmacherkunst mit ausgefeilter Technik, umgeben von wertvollsten Materialien.
Der «Uhren-Adel»
Die Uhrendesigner von heute orientieren sich oft und gern an den früheren Epochen, als der Besitz einer Schmuckuhr noch das Privileg des Adels war. Ihre Hochzeit begann in der Rokoko Epoche (ca. 1720 bis 1770), in der der Adel beinahe jeden Alltagsgegenstand mit einem Uhrwerk versehen liess. Es war im Knauf des mit Edelstein bestückten Spazierstocks eingebettet, wie im mit Diamant besetzten Parfumflakon-Verschluss. Auf dem Esstisch tummelten sich Uhrwerke, eingelassen im glitzernden Deckel des Salzfässchens sowie in kunstvoll verzierten Gold- und Silberdöschen. Damit wurde Reichtum gezeigt und demonstriert, egal, ob Sinn oder Unsinn bei der Platzierung eines Uhrwerkes. Besonders beliebt war die Emaillekunst auf den Zifferblättern. Bunte Muschel- und Schnecken-Ornamente und üppige Applikationen gepaart mit römischen Ziffern zierten sie.
Aphrodite, Hermes, Venus und Merkur
Mit der Stilepoche des Klassizismus (ca. 1770 bis 1840) änderte sich auch der Geschmack. Die verspielt gestalteten Zifferblätter wechselten zu Kunstwerken, die der Griechischen und Römischen Mythologie nachempfunden waren. Jungfrauen, Herkulesgestalten und Löwen, umgeben von klassischen Girlanden, zierten fortan das Zifferblatt. Die römischen Ziffern wurden durch arabische ersetzt.
Besonders extravagant wurden die Schmuckuhren dann zur Zeit des Jugendstils (ca. 1880 bis 1915). Pflanzen, Tiere und Insekten tummelten sich auf dem Zifferblatt und darum herum. Das Uhrband wurde einer Schlange nachempfunden oder glich einer Blättergirlande.
Stilmix gepaart mit Hightech
In den folgenden Jahren gab es eigentlich kaum visuelle Neuerungen. Es wurde auf die vorherigen Stile zurückgegriffen und oft wurden auch die epochalen Stilelemente miteinander vermischt. Ganz anders das Uhrwerk, dieses entwickelte sich im Laufe der Jahre zur immer präziseren Miniaturtechnik.
Heute stehen die Uhrwerke einer Schmuckuhr in keinster Weise den gängigen Qualitätsuhrenmodellen nach. Die Edelsteinfasser ermöglichen den Uhrendesignern, feinste Diamantzifferblätter zu realisieren, und auch die Emaille-Malerei ist gefragt wie nie zuvor.
Hauptsache extravagant
Dieses Jahr tanzen Blüten und Drachen auf den Zifferblättern. Krokodile schmiegen sich um das Uhrengehäuse und ganze Opal-Zifferblätter leuchten irisierend. Das Farbspektrum reicht von Ton in Ton bis zur bunten Kombination aller Farbvarianten der Edelsteine. War die Schmuckuhr früher eher klein, gibt es sie nun auch in auffallender Breite und Grösse. Auch das Zifferblatt, einst oft nochmals unter einem Deckel versteckt, ist grösser und dominanter geworden. Wurde eine Schmuckuhr bisher ausschliesslich am Abend zum passenden Outfit getragen, ist sie heute sogar Jeans tauglich geworden. Ganz gemäss dem Motto: «Schmuck darf nicht im Tresor darben, er gehört getragen.» (Jens Addicks, Goldschmied und Uhrmacher Frank Müller).