Ruhige Zeiten sind vorbei: Die Performance Schweizer Privatbanken
- 5. Januar 2015
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Finance
Swiss Private Banking ist in die Schlagzeilen gekommen. Gerade kleine Player sind in Schwierigkeiten und verschwinden in Teilen vom Markt. Demgegenüber profitieren einige grössere Marktteilnehmer. Das Stichwort Konsolidierung hört sich harmlos an. Wenn aber von einem Drittel der Privatbanken die Rede ist, die Verluste schreiben, hört sich das schon anders an. Die Bandbreite der Einschätzungen ist weit. Wie sind die Schweizer Privatbanken aufgestellt? Wir führten dazu ein Interview mit Christian Hintermann, der Partner M&A Financial Services bei KPMG Schweiz ist.
Auf der Veranstaltung «Performance of Swiss Private Banks» Ihres Hauses wurden aus meiner Sicht die Dimensionen der Umwälzungen deutlich. Man kann hier nicht mehr nur über Herausforderungen sprechen. Turbulenzen sind wohl das bessere Stichwort. Sie sprechen von «Success and failure in the new normal». Wie sieht diese ungemütliche Normalität aus?
Die Profitabilität ist in den letzten Jahren gesunken. Der Prozess begann im Zeichen der Finanzkrise im Jahr 2008, die ja gleichzeitig mit einigen Finanzskandalen verknüpft war. Zudem gab es den Zusammenbruch der Lehman Brothers. Das sind nur wenige Stichworte, die einen Vertrauensverlust der Branche einläuteten. Dazu kommt politischer Druck von der OECD und einzelnen Ländern, wie den USA, was das Thema Steuerehrlichkeit betrifft. Im Nachgang zur Finanzkrise wurden die regulatorischen Massnahmen verstärkt, insbesondere im Bereich von Cross Border Banking. Einerseits sind die Erträge gesunken, da die Kunden sehr viel konservativer und misstrauischer geworden sind, und andererseits haben wir es mit einem Anstieg der Kosten zu tun. Grund ist eine höhere Komplexität. Dazu konnten auch die Personalkosten nicht gesenkt werden.
Das ist eine echte Zwickmühle. Inzwischen lichten sich die Reihen. Die Anzahl der Banken schrumpft. Sie sprechen in Ihrer Studie von einem Drittel der Privatbanken in der Schweiz, die Verluste schreiben.
Ja, das ist die Konsequenz aus den geschilderten Vorgängen. Viele Banken agieren schlicht nicht mehr profitabel. Viele Verantwortliche stellen sich die Frage, ob es im Rahmen dieser neuen Normalität überhaupt möglich ist, ein profitables Geschäft zu betreiben. Auch viele ausländische Banken haben in den letzten Jahren den Schweizer Markt verlassen.
Wirtschaftstheoretisch geht das in Richtung einer Zerstörungswelle à la Schumpeter. Sie haben das auf der Medienveranstaltung mit dem Sprichwort «Es trennt sich die Spreu vom Weizen» zusammengefasst. Wer steckt denn hinter dem Weizen?
Grössere Player können sich besser auf die neue Situation einstellen. Es ist ihnen gelungen, die Kosten besser im Griff zu behalten. Zudem haben sie die Ressourcen, sich auf die zusätzlichen regulatorischen Massnahmen und den externen Druck einzustellen. Es gelingt ihnen auch tendenziell eher, neue Kunden zu akquirieren.
Wo kommen diese neuen Kunden her, wenn sich der Markt doch so konservativ entwickelt hat?
In erster Linie kommen die Kunden aus den Schwellenländern, die in den letzten Jahren im Vergleich, beispielsweise zur EU, eine bessere volkswirtschaftliche Performance entwickelt haben. Die Treiber des Marktes kommen aus Asien, dem Mittleren Osten oder Südamerika. Die Akteure haben ein Kundenportfolio, für das der Schweizer Markt sehr interessant sein kann.
Kommen wir nochmals zum schwierigen volkswirtschaftlichen Umfeld in Europa. Trotz niedrigster Zinsen sitzen die Leute auf dem Geld. Investiert wird kaum. Obwohl einige volkswirtschaftliche Daten in Europa seit einigen Jahren wieder deutlich nach oben zeigen. Wie lässt sich die Situation aus Ihrer Sicht skizzieren?
Das ist eine schwierige Situation. Fast alle Banken haben gehofft, dass wenn die Märkte wieder robuster, auch die Kunden wieder aktiver werden würden. Das würde dann auch die Erträge wieder erhöhen. Dieses positive Szenario ist so nicht eingetreten. Bei vielen Anlegern sitzt der Schock der Finanzkrise immer noch tief. Viele haben daher auch die positiven Entwicklungen an den Börsen, die in den letzten zwei Jahren zu beobachten waren, verpasst und erwarten jetzt wieder einen Rückschlag. Für viele sind die Bewertungen schon wieder zu hoch. Die konservativen Handlungsoptionen prägen immer noch das Gesamtbild.