
Robert Downey Jr. – Zum Helden geboren
- 10. Juli 2012
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Ob Iron Man oder Sherlock Holmes – Robert Downey Jr. stattet seine Kinohelden stets mit frecher Schnauze und harten Fäusten aus. Und das Publikum liebt ihn dafür. Anlässlich seines Superhits «The Avengers» spricht der Hollywoodstar über vom FBI bewachte Filmsets, das Leben als Junkie und seine Wiedergeburt. Wenn echte Stars einen Film drehen, herrscht höchste Geheimhaltungsstufe. Kostet das Actionspektakel dann auch noch geschätzte 260 Millionen Dollar, sichert sogar das FBI das Set ab – kein Scherz. So geschehen in einem festungsartigen Fabrikkomplex in New Mexico, in dem die Marvel Studios ihr Hauptquartier eingerichtet haben für ihren bislang teuersten Kinofilm. Denn in «The Avengers» rettet nicht ein Held die Welt – sondern deren sieben. Iron Man (Robert Downey Jr.), Thor (Chris Hemsworth), Captain America (Chris Evans), Hulk (Mark Ruffalo), Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) kämpfen unter der Leitung von Nick Fury (Samuel L. Jackson) gemeinsam gegen den nordischen Gott Loki (Tom Hiddleston).
Vom Ex-Junkie zum Superhelden
Heiss auf den Streifen wurden die Fans über Jahre hinweg gemacht – mit kleinen, geheimnisvollen Szenen nach dem Abspann der letzten Marvel-Projekte. In dem beige getünchten Gebäude an der Comanche Road 81 in Albuquerque redet man aber nicht über Geld. Man hat es und investiert es. In die Gage seiner Lieblinge – allen voran die von Robert Downey Jr. –, eine 400 Mann starke Crew und Regisseur Joss Whedon («Buffy»). Der schrieb auch das Drehbuch zum Film. Superheldenpapa Whedon sieht unauffällig aus. Ganz im Gegensatz zu seinem Hauptdarsteller Downey. Der trägt nämlich seinen dunkelrot schimmernden Anzug und kann sich gerade nur im Stehen unterhalten. Noch vor ein paar Jahren war er ein schwer vermittelbarer Charakterdarsteller: ein Ex-Junkie und Ex-Knasti auf Arbeitssuche. «Ein Teil von mir wollte immer in der Liga mit den grossen Jungs mitspielen. All die Jahre sah ich Kollegen aus meiner Generation auf der Überholspur vorbeiziehen und fragte mich, mit wem man in Hollywood schlafen muss, um auch mal einen Sommerkinohit abzukriegen. Aber planbar ist gar nichts …», sagt der 47-Jährige.
Seine Wiedergeburt fand mit «Iron Man» (2008) statt. Die Rolle des exzentrischen Milliardärs, der einen Hightech-Kampfanzug entwickelt, hätte wohl niemand besser verkörpern können. Der Meinung waren auch die Zuschauer – denn bis vor kurzem wurde «Iron Man» als beste Comicverfilmung aller Zeiten gefeiert. Jetzt besetzt «The Avengers» den Thron. Robert Downey Jr. verdankt den Marvel-Studios alles. Dementsprechend schwärmt er mit aufrichtiger Begeisterung von seinen Bossen und seinem aktuellen Kino-Abenteuer: «Wir haben von Beginn an hart gekämpft, um uns von den Gut-gegen-Böse-Strukturen anderer Comic-Verfilmungen zu unterscheiden. Doch du hinterfragst dich auch – klar, am Anfang ist der Enthusiasmus immer gross. Aber dann merkte ich: Die meinen es hier alle ernst und ziehen es so durch, wie sie es sich vorgenommen haben.»
Das Wort «Familie» fällt einem dazu ein. Und genau wie in einer ebensolchen muss auch Platz für Spass sein. Dass merkt man zum Beispiel in Albuquerque an den roten Plastikpässen, die jedem um den Hals baumeln. Nicht etwa «Avengers Filmset» steht da darauf, sondern «Group Hug» (Gruppenumarmung). Die Idee zur Verwirrung unerwünschter Besucher kam von Chris Evans, der als Captain America die Helden-Gilde anführt. Übrigens nicht nur im Film. Kürzlich hatte er per SMS den berühmten Schlachtruf «Avengers Assemble!» (Rächer, versammelt euch!) an die Kollegen geschickt, um gemeinsam die Bars zu stürmen. Und alle sind seiner Einladung gefolgt …
Ensemble-Filme sind grundsätzlich ein Risiko
Egos prallen aufeinander, die Dialoge müssen funktionieren, es steht viel auf dem Spiel. Glücklicherweise hat Fantasy-Spezialist Joss Whedon alles richtig gemacht: Seine Superhelden-WG ist Vergnügen pur – in seinem Meisterwerk kommt nie Langweile auf, jeder Gag zündet und die Action schlägt alles bisher Dagewesene. Viel Zeit, um den Erfolg seinen jüngsten Hits auszukosten, bleibt Robert Downey Jr. nicht. Er kann seine Rüstung mehr oder weniger gleich anbehalten – die Dreharbeiten für «Iron Man 3» beginnen in Kürze, der Kinostart soll im Mai 2013 sein. Teil 1 und 2 haben zusammen über eine Milliarde US-Dollar eingespielt, da war eine weitere Fortsetzung reine Formsache. Bereits gespielte Charaktere nochmals zu besuchen, stört den Schauspieler nicht. Aber er hat grosse Ansprüche. «Bei Fortsetzungen geht es mir vor allem um den Erhalt der Qualität. Das ist man dem Publikum, das den Film zum Erfolg gemacht hat, ja auch irgendwie schuldig», sagt er. Seine Gegenspieler sind diesmal Ben Kingsley und Guy Pearce.
Kein Frage, Downey ist derzeit ganz oben. Auch privat. Er und Ehefrau Susan bekamen vor kurzem Familienzuwachs: Sohn Exton Elias. «Jetzt ist mein Leben wirklich perfekt», freut sich der Schauspieler. Hat er trotzdem mal einen schlechten Tag, denkt er an seine Vergangenheit – und schon ist der Amerikaner wieder mit Dankbarkeit erfüllt. Robert Downey Jr. wuchs als Sohn eines Bohemiens auf. Sein Vater war ein Regisseur. «Wir hatten ständig das Haus voller Künstler. Um da wahrgenommen zu werden, musste man sich eine Stimme verschaffen … Bei uns fanden Dinnerpartys, Lesungen und Pokerturniere statt, da war Erziehung nach dem Lehrbuch zweitrangig.» Seinen ersten Joint rauchte er zusammen mit seinem Papa, da war er gerade mal zwölf Jahre alt. «Aber ich mache meinem Vater keine Vorwürfe … Er war einfach ein Freigeist», sagt Robert. Ein paar Jahre später fand er dann ein Ventil für die eigene Exzentrik – in der Schauspielerei.
Chaplin, Iron Man und Sherlock Holmes
Schon 1987 landete er einen Achtungserfolg: als koksender Yuppie im Kinokultdrama «Less Than Zero». Doch Downey nahm sich die Rolle zu sehr zu Herzen und verfiel auch privat den Drogen. Trotz seiner Sucht und zahlreicher Knastaufenthalte war der Badboy aber die meiste Zeit recht gut im Geschäft. Denn selbst in seinen harten Phasen schwänzte Robert keinen Drehtag und kam nie ungepflegt ans Set. Für «Chaplin» (1992) gab es denn auch eine Oscar-Nomination und für die TV-Serie «Ally McBeal» gewann er einen prestigeträchtigen Golden Globe. Manche Produzenten wollten jedoch auf gewisse Sicherheitsmassnahmen trotzdem nicht verzichten: So hielt Geldgeber Joel Silver bei «Gothika» (2003) bewusst 40 Prozent von Roberts Gage bis zum letzten Tag vor der Kamera zurück. Bei diesem Film lernte der Schauspieler auch die Produzentin Susan Levin kennen – und lieben. Downey wurde durch sie endlich clean und heiratete seine Susan im Sommer 2005. «Sie sah von Anfang an mehr in mir, als ich mir je zugetraut hätte», sagt er heute rückblickend.
Parallel zu seinem privaten Happyend ging es auch mit seiner Karriere steil bergauf. Nach «Iron Man» war er als Nächstes in der Satire «Tropic Thunder» zu sehen, wo er den durchgeknallten Oscar-Preisträger Kirk Lazarus spielt. Als australischer Method-Actor lässt sich dieser extra schwarze Hautpigmente einpflanzen, um überzeugend einen Afroamerikaner darzustellen. Seine Gestik, seine Sprache – das ist beides Weltklasse. Der Meinung war auch die Oscar-Academy, die Downey 2009 deswegen erneut für ein Goldmännchen nominierte. Der nächste Volltreffer war «Sherlock Holmes». Sein Detektiv ist kauzig, aber dennoch unvorstellbar intelligent. «Er verwendet all seine Energie darauf, das herauszufinden, was andere übersehen. Seine ganze Arbeit wird zu hundert Prozent von einer akribischen Detailsuche bestimmt», sagt Downey Jr. Ob mit Kollege Watson (Jude Law) oder Regisseur Guy Ritchie – laut ihm haben sich alle prächtig miteinander verstanden und in den Drehpausen ständig herumgealbert. Wetten, dass die Stimmung am Set von «Iron Man 3» gerade ähnlich ausgelassen ist?
Shortcut
Männerfreundschaft
1989 drehte Robert Downey Jr. die Actionkomödie «Air America» mit Mel Gibson. Der Australier war dank den «Lethal Weapon»-Filmen damals ein Megastar – und Downey Jr. leider süchtig. Gibson half seinem Freund immer wieder auf die Beine, brachte ihn in Filmen unter und bot ihm Unterschlupf. Als dann Gibsons Karriere wegen seiner Alkoholprobleme Schiffbruch erlitt, stand ihm im Gegenzug der cleane Downey bei. Kürzlich bat Robert ganz Hollywood gar bei einer Preisverleihung, seinem Freund Mel Gibson (55) endlich zu verzeihen. Das ist echte Männerfreundschaft.
Bilder: Disney, Universal Pictures