
Photographing Artist – Erwin Olaf
- 23. Juni 2016
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Seine Bilder sind hoch stilisiert und poliert, aber auch polarisierend. Soziale Fragen, gesellschaftliche Tabus oder Geschlechterpolitik – seine Werke sind seine Worte. Wenn das Haus Ruinart alljährlich einen Künstler für eine Zusammenarbeit beauftragt, dann lässt es ihm komplett freie Hand. Genau diese Freiheit war es, die Erwin Olaf so gereizt hat. Wer wäre denn auch besser dazu in der Lage, die Kreidekeller des Hauses Ruinart zu beleuchten, als ein Fotograf? Der niederländische Künstler Erwin Olaf beeindruckt mit seinem Auge für Perfektion und Geschichte. Bei seinem ersten Besuch in Reims war Erwin Olaf vollkommen fasziniert von der Tiefe und Grossartigkeit der Kreidekeller. Er entschloss sich daher, sich bei seiner Arbeit auf die Details zu konzentrieren – die einerseits durch prähistorische natürliche Formationen entstanden sind und andererseits auf die Spuren, die die Menschen hinterlassen haben. Der Fotograf, der sonst seine künstlerischen Methoden durch Szenarien im Kopf visualisiert, bevor er diese schliesslich fotografisch festhält, erlebte bei dieser Arbeit eine ganz neue Herausforderung. Die Arbeit für das Champagnerhaus entwickelte sich für Erwin Olaf in eine komplett andere Richtung als bei seinen bisherigen barocken und hypnotischen Bildern. PRESTIGE sprach mit Erwin Olaf über seine Kunst, Champagner und mysteriöse Kreidekeller.
PRESTIGE: Was ist für Sie der ultimative Luxus?
ERWIN OLAF: Ein bequemer Stuhl im Schatten eines Baumes, dazu eine sanfte Brise, die mit den Blättern spielt. Zudem der Klang des Meeres mit dem Blick auf einen menschenleeren Strand und das kristallblaue oder -grüne Meer. Ich allein mit der Schönheit der Natur.
Mit wem und mit was feiern Sie «good news»?
Mit meinem Partner und einem fabelhaften Glas Champagner.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Ruinart?
Vor zwei Jahren wurde ich von Ruinart kontaktiert. Das Verlockende an der Zusammenarbeit war: Es gab keinerlei Vorgaben und ich hatte als Fotograf völlig freie Hand. Für mich war dies jedoch eine grosse Herausforderung, denn wie sollte ich es als Fotograf schaffen, für Ruinart zu arbeiten, ohne dass das Ergebnis wie Werbung daherkommt? Doch die Herausforderung war so gross, dass ich schnell zugesagt habe.
Und dann landeten Sie in der unterirdischen Welt des Champagnerhauses?…
Als Fotograf bin ich ja für Stage-Fotografie bekannt, das bedeutet, dass ich stets jede Menge Mitarbeiter und Models am Set habe. Als wir durch die 38?Meter tiefen Keller von Ruinart gingen, war ich zugegebenermassen etwas unglücklich … Wenn ich fotografiere, versuche ich Geschichten aus der Vergangenheit in Stage-Fotografien zu verwandeln – was mir hier in den Kellern jedoch nicht gelang?… Es gab irgendwie nichts zu sehen, aber zugleich so unglaublich viel. Voller Eindrücke, aber mit durchwachsenen fotografischen Ergebnissen ging ich schliesslich nochmals alleine in die Keller hinunter, um meinen Kopf freizubekommen. Dabei entdeckte ich immer wieder Reliefs und Strukturen an den Wänden. Ich stellte mir die Frage, warum jemand diese Reliefs gemacht hatte – und zugleich erkannte ich einen starken Kontrastpol zu der glamourösen Welt der Champagner. Hier an den Wänden identifizierte ich die Geschichte und das Erbe von Ruinart. Mit nur einer Assistentin, einer Lampe und einer 35?Jahre alten Hasselblad ging ich wieder hinunter in die Keller, und nach ein paar Stunden kamen wir mit Bildern zurück, die im kompletten Gegensatz zu den ersten Versuchen standen. Meine Transformation ist: Die Trauben benötigen Licht, um zu reifen, aber auch die Dunkelheit der Keller, um ein vollendeter Champagner zu werden. Es war eine unglaubliche Herausforderung, in der Dunkelheit und Stille der menschenleeren Keller zu fotografieren…
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