Opernklänge und Romanik – Verona
- 9. Oktober 2012
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Sie ist Pilgerstätte für Musikbegeisterte und Verliebte, die kleine Stadt Verona in Norditalien. Allein einmal küssend unter dem Balkon von Romeo und Julia stehen oder einen Opernabend in der Arena di Verona mitzuerleben, macht die Reise lohnenswert. Die Arena di Verona ist das besterhaltene Amphitheater aus römischer Zeit. Zwar ist das Kolosseum in Rom sicherlich bekannter, doch dies liegt eher an seiner exponierten Lage in der italienischen Hauptstadt als an seinem baulichen Zustand. Während die Arena Veronas durch die Jahrhunderte stets geschützt und gepflegt wurde, wurde das Kolosseum von den Römern zeitweise gar als Steinbruch genutzt. Beide waren jedoch in ihrer bewegten Geschichte Zeugen manch blutigen Gemetzels. Dienten sie doch zunächst, in römischer Zeit, als Plattform zahlreicher Gladiatorenkämpfe. In späteren Jahrhunderten avancierte die Arena di Verona zum Schauplatz der unterschiedlichsten Veranstaltungen: Turniere, Kampfspiele, zum Beispiel zu Ehren des bayrischen Kurprinzen, Duelle, Stierkämpfe, zu deren Zuschauern 1805 Napoleon gehörte, Ballett, Zirkus und Theatervorstellungen.
Grandiose Opernkulisse
Die Oper fand erst später Einzug in die alten Gemäuer der Arena. Anlässlich des 100. Geburtstages von Giuseppe Verdi fand am 10. August 1913 erstmals eine Opernaufführung in der Arena statt. Man suchte damals einen Ort, an dem man mit einer Aufführung der Aida den Geburtstag des Komponisten gebührend feiern könne. Und da nur die Grösse der Arena der Grösse des Maestros angemessen schien, wurde vor fast hundert Jahren der Grundstein der Opernfestspiele Veronas gelegt. Schon die Premiere war ein voller Erfolg. Die Menge überschlug sich vor Begeisterung, als 20 schwarze Sklaven Radames zu den Klängen des Triumpfmarsches hineintrugen, die von 30 Reitern und sage und schreibe 800 Sängern begleitet wurden. Das überwältigende Ereignis kommentierte später ein Zeitgenosse: «Das Ausserordentliche war die Begegnung zwischen der Arena und ihrem Publikum.»
Und das ist es, was das Besondere an den Opernaufführungen in der Arena di Verona bis auf den heutigen Tag ausmacht. Die grossen Opernaufführungen finden von Mitte Juni bis Anfang September statt. Wie zu Zeiten der Gladiatorenkämpfe sitzen die betuchteren Gäste auf gepolsterten Plätzen im Innenraum. Das normale Volk nimmt nach wie vor auf den Steinstufen Platz – in der Seconda Gradinata. Hier ist die Stimmung am ausgelassensten, frühes Erscheinen ist jedoch angebracht, da freie Sitzplatzwahl besteht. Auf den preiswerten Rängen ist Opernkleidung unangemessen, stattdessen sollte man möglichst bequeme Kleidung tragen und ein Sitzkissen mitbringen. Die nackten Steine sind hart und der Hintermann stellt seine Füsse auf den Treppenabsatz, auf dem der Vordermann sitzt. Die prachtvollen Kostüme, die gigantische Kulisse, Chor, Sänger und Orchester bieten jedoch auch hier ein unvergleichliches Spektakel. Die Dimensionen – von der Bühnenrampe bis zu den ersten Sitzen sind es 50 Meter – haben so manchen Regisseur in die Verzweiflung getrieben. Allein der Chor der Aida zählt 180 Personen. Zusammen mit den ungezählten Statisten, den Reitern und den zahlreichen mitagierenden Tieren bedarf es schon der Qualitäten eines Monumentalfilm-Regisseurs, um die Bühne mit Leben zu füllen. Doch jedes Jahr übertreffen die Aufführungen die Erwartungen. Und besonders im Jahr 2013 erwartet man viel.
Das Jubiläumsjahr
Anlässlich Giuseppe Verdis 100. Geburtstag wurde 1913 die Oper Aida zum ersten Mal in der Arena di Verona aufgeführt. Daher feiert ganz Verona im nächsten Jahr ein Fest. Der Spielplan der Oper huldigt jedoch nicht nur dem Maestro Verdi zu seinem 200. Geburtstag mit einigen Galaabenden, sondern auch seinem Zeitgenossen Richard Wagner während eines Galaabends unter Mitwirkung von Placido Domingo und dem berühmten Dirigenten Daniel Harding. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums werden Opernfreunde aus aller Welt an diesen Ort pilgern, wer noch Tickets bekommen möchte, sollte sich jetzt bereits darum kümmern. Die Highlights werden die historisch inszenierte Opernaufführung Aida im August sein und die Gala Placido Domingo am 20. 08. 2013. Doch auch alle anderen Aufführungen sind einen Besuch wert, denn das gesamte Opernspektakel, die Atmosphäre, die tausenden brennenden Kerzen während der Aufführungen machen den Besuch in der Arena zu einem unvergesslichen Opernerlebnis.
Romantik pur
Verona bezaubert durch seinen romantischen Charme und inspirierte Shakespeare zu seiner Geschichte um Romeo und Julia. «Der Himmel ist hier, wo Julia lebt», lässt Shakespeare seinen Romeo sagen. Und diese Julia soll in Verona gelebt und gelitten haben. Auch wenn die tragische Liebesgeschichte eine Legende ist, so gibt es doch in dieser poetischen Erzählung Verweise auf real existierende Personen und Ereignisse, die mit Verona in starkem Zusammenhang stehen. Tatsächlich gab es in Verona eine Familie Montecchi, die sich in dem Bauwerk niedergelassen hat, das man heutzutage als Romeos Haus verehrt. Weiterhin offeriert die Stadt Verona ihren Besuchern nicht «nur» das alte Tor, durch das Romeo ins Exil gehen musste, sondern mit der Casa di Giulietta auch das angebliche Wohnhaus des unglücklichen Mädchens. Dort schwebt auch der berühmte Balkon, unter dem Romeo stand, um seine Julia zu sehen. Dieser kleine, grüne Hof vor dem Balkon ist heute Treffpunkt für Touristen und Verliebte aus aller Welt. Zu Hunderten stehen sie Schlange, um einmal den Busen der Bronzestatue Julias, welche im Hof platziert wurde, zu berühren, dieses soll in Liebesdingen Glück bringen. Und so wundert es nicht, dass die Brust bereits ganz angegriffen ist. Viele der Besucher versuchen zudem Liebesbotschaften in einer passenden Lücke im Mauerwerk zu hinterlassen, oder bekritzeln einfach den Eingang zum Hof mit ihrem und dem Namen des Liebsten. In Ermangelung von Tesa werden viele Liebesbriefe schlichtweg mit Kaugummi an die Wand geklebt. Schön ist etwas anderes, trotzdem nimmt man die Anliegen der Liebenden so ernst, dass die Stadtverwaltung Veronas ein Büro eingerichtet hat, dessen alleinige Aufgabe es ist, die Briefe zu beantworten, welche unglücklich Verliebte aus aller Welt in die Stadt senden und sich von Julia eine Antwort erhoffen.
Auch wenn man heute weiss, und auch die meisten Reiseführer weisen darauf hin, dass in dem angeblichen Julia-Haus nie eine reiche Veroneser Familie gewohnt hat, geschweige denn eine Julia, ist und bleibt die Stadt eine Pilgerstätte für Verliebte. Menschen brauchen einfach ihre Mythen und Legenden. Und Liebende erst recht.
Shortcut
Flugverbindung
Air Dolomiti fliegt seit Juli 2012 von Zürich nach Verona. Die Strecke wird zweimal täglich bedient. Verona wird damit einer der wenigen Flughäfen in Italien sein, die Verbindungen zu allen vier Hubs der Lufthansa-Gruppe aufweisen können. Hubs haben eine hohe strategische Bedeutung für alle internationalen Fluggesellschaften und bilden das Rückgrat des Streckennetzes. Die neue Verbindung ermöglicht Passagieren derAir Dolomiti, alle Destinationen der Swiss Airlines in Zürich zu nutzen. Aktuell sind das 47 europäische Städte und 23 interkontinentale Destinationen. Zum Einsatz auf der neuen Strecke kommt eine ATR 72-500 mit 64 Sitzplätzen.