
New York by Skander Khlif
von Anka Refghi I Fotos: Skander Khlif
- 15. Februar 2019
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Mal laut, mal leise, mal in Farbe, mal in Schwarz-Weiss und doch immer intensiv – der Fotograf Skander Khlif hält auf faszinierende Weise die kleinen und grossen Geschichten des Stadtlebens fest und begeistert mit seinem Blick auf die Stadt New York. Lebendig und spannungsvoll.
Skander Khlif ist ein tunesisch-deutscher Ingenieur und zeitgenössischer Strassen- und Dokumentarfotograf. Aufgewachsen im lebendigen Tunis, lebte er im Laufe seines bisherigen Lebens bereits in acht verschiedenen Städten. Seine besondere Leidenschaft gilt den Strassen, die er als Theaterbühne des alltäglichen Lebens begreift. Skander Khlifs Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet und in zahlreichen Ausstellungen international gezeigt. Der Fotograf lebt heute in München.
PRESTIGE: Sie haben Ihre Reihe über New York «Spiritography» genannt. Wie würden Sie den Spirit New Yorks in Ihren Worten, Ihrer Wahrnehmung beschreiben?
SKANDER KHLIF: Ein Spaziergang durch die Strassen und Boulevards von Manhattan fühlt sich an wie eine ganze Weltreise. Chinatown, Harlem, Midtown, Wallstreet, Chelsea, Little Italy – es gibt keine zweite Stadt weltweit, die so vielfältig ist. Und obwohl jedes Viertel seine eigene Besonderheit geniesst, mischen und kreuzen sich die Kulturen, Gesichter, Gerüche und Geräusche ständig.
Worin liegt für Sie die visuelle Spannung in der Stadt New York?
Es ist gleichzeitig extrem schwierig, aber auch kinderleicht, die Strassen von NYC zu dokumentieren. Die Schwierigkeit liegt darin, dass viele interessante Ereignisse ständig zur gleichen Zeit passieren. Ausserdem haben mehrere grossartige Fotografen diese Stadt in der Vergangenheit bereits dokumentiert – wie beispielsweise Garry Winogrand, Eliott Erwitt und viele andere. Es ist also eine echte Herausforderung, etwas Neues zu produzieren. Auf der anderen Seite ist es aber auch ganz einfach, wenn man konzentriert bleibt.
Neben New York haben Sie auch zahlreiche andere Städte wie Tokio, Wien, Berlin oder auch die Insel Djerba mit der Kamera eingefangen. Welcher Ort hat Sie am meisten überrascht und warum?
Definitiv Moskau. Hauptsächlich, weil ich dort das gefunden habe, was man heutzutage woanders nicht findet. Es war wie eine Zeitreise in die 1960er. Alle sind elegant angezogen, und statt Smartphones halten die Leute meistens Zeitungen und sogar Blumen in den Händen.
Sie fotografieren in Farbe und Schwarz-Weiss – worin liegt für Sie jeweils der Reiz beziehungsweise die Herausforderung bei der Farb- oder eben Schwarz-Weiss-Fotografie?
Ich liebe beide Arten in unterschiedlicher Weise. Je nach Bild und je nach eigenem Gefühl. Schwarz-Weiss, um Emotionen festzuhalten und um die Seelen zu berühren, Farbe, um die Sinne zu erregen.
Welche Fotografen oder Künstler haben Sie ganz besonders beeinflusst und warum?
Wenn ich nur einen einzigen Fotografen auswählen sollte, dann wohl Saul Leiter. Er transformierte banale, urbane Momente in ewige Poesie. Auch Filme haben mich seit meiner Kindheit sehr beeinflusst, und ich würde sogar behaupten, dass Tim Burtons Werke meine Art, die Welt zu sehen, geprägt haben.
Sie sind gebürtiger Tunesier. Inwiefern beeinflussen Ihre Wurzeln Ihre Sicht im fotografischen Sinne auf die Welt oder bestimmte Szenerien?
Ich bin in einer sehr geselligen Umgebung aufgewachsen, und wahrscheinlich ist das auch ein Grund, warum ich einfach auf Menschen zugehen kann. Ich verstehe Menschen besonders gut und nehme Emotionen sehr stark wahr. Empathie ist sehr wichtig für mich als Fotograf. Ausserdem kann ich mich in jeder Schicht schnell integrieren. Ich fühle mich genauso wohl in den Armenvierteln von Kairo wie in Bogenhausen in München.
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