
Mut zum Hut – Fiona Bennett
- 19. Juli 2013
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Fashion
Seit 25 Jahren kreiert Fiona Bennett originelle Hüte und verschafft diesen in glamourösen wie extravaganten Events den richtigen Auftritt. Die Stilikone hauchte dem verstaubten Image des Hutes neues Leben ein. Fiona Bennett wurde in Brighton in Grossbritannien geboren und kam als Kind nach Berlin. In einem der wenigen Hutateliers der Stadt erlernte sie das Handwerk der Modistin. Sie begann ihre Karriere Ende der 80er Jahre, einer Zeit, in der der Hut mehr als out war.
Bereits seit den 70er Jahren war das Tragen von Hüten verpönt. In einer Zeit, in der sich die Menschen von jeglichen Zwängen befreien wollten, gehörten dazu auch die Hutregeln, nicht barhäuptig aus dem Haus zu gehen. Dieser Befreiungsschlag läutete für lange Zeit den Tod des Hutes ein. Fiona Bennett machte den Hut jedoch wieder salonfähig. Denn trotz ihrer britischen Wurzeln unterscheiden sich Bennetts Arbeiten von denen der englischen Hutmacher. Während man in England einen sehr dekorativen, fast skulpturähnlichen Aspekt verfolgt, geht es der Berliner Hutmacherin um die feine, subtile Herausarbeitung von Persönlichkeiten. Sie unterstreicht die Schönheit eines Menschen und versucht, das Individuum sichtbar zu machen. So ist für Fiona Bennett der Hut auch längst kein schichtspezifisches Modeaccessoire mehr. Vielmehr macht sie Hüte für jeden Menschen, der den Wunsch verspürt, sich zu behüten und zu schmücken. So kauft bei ihr eine bunt gemischte Kundschaft ein, unter der sich auch grosse Hollywoodstars wie Katie Holmes und Brad Pitt befinden. Dank ihrer originellen Kreationen gilt Fiona Bennett als eine der wichtigsten Hut-Designerinnen. PRESTIGE sprach mit der Hutmacherin über ihre Passion zur Kopfbedeckung, ihre Liebe zu Berlin und ihre englischen Wurzeln.
PRESTIGE: Hutmacherin ist nicht gerade ein alltäglicher Beruf. Wie kamen Sie darauf, eine Lehre als Hutmacherin zu machen?
Fiona Bennett: Als junge Frau wollte ich Bildhauerin werden. Als ich von diesem fast ausgestorbenen Handwerk erfuhr, war ich mir gleich sicher, dass dies das Richtige für mich ist.
Was macht einen guten Hut aus?
Ein guter Hut unterstreicht die Qualitäten der Trägerin beziehungsweise des Trägers und wird eins mit der Person.
Was muss man als Hutmacherin mitbringen?
Stilsicherheit. Menschenkenntnis, Phantasie, Geschick und einen wachen Verstand.
«Handwerker sind die, die ihrer Arbeit mit Hingabe nachgehen und sie um ihrer selbst willen gut machen wollen.» Sehen Sie sich selbst als Handwerkerin oder eher als Künstlerin? Oder anders gefragt: Sind Ihre Hüte eher modisches Accessoire oder Kunstobjekte?
Ich nutze das Handwerk als Vehikel für meine Kunst. Die Vergänglichkeit der Mode interessiert mich nicht.
Sie haben englische Wurzeln, die Engländer lieben Hüte – denken Sie, Ihnen liegt diese Liebe im Blut? Oder woher stammt Ihre Passion, Hüte zu kreieren?
Dank meiner Wurzeln habe ich eine Portion englischer Exzentrik mitbekommen. Ich liebe das Schöne. Ich liebe Formen. Ich liebe Qualität und Haltung.
In England gehört der Hut zum guten Ton. In Deutschland oder der Schweiz werden Häupter bedeutend seltener bekleidet, was denken Sie, woran das liegt?
Die Engländer pflegen ihre Traditionen und sind verspielter. Hinzu kommt der berühmte englische Humor! In Deutschland liebt man den Minimalismus. Frei nach: Weniger ist mehr. Ich finde das jedoch falsch: Mehr ist mehr! Oder was meinen Sie?
Hat sich das Image des Hutes in den letzten Jahren verändert und wenn ja inwiefern?
Der Hut ist kein Fremdkörper mehr. Man sieht ihn wieder häufiger im Alltag. Auf jeden Fall ist die Neugier da, das ich sehe täglich in unserem Hutgeschäft. Oft wird nur auf den richtigen Anlass gewartet, um endlich den ersten Kopfschmuck zu kaufen. Häufig sind die Kunden dann infiziert und bleiben uns treu.
Was für einen Hut würden Sie für die Queen entwerfen?
Ich finde ihre Hutkreationen sehr passend. Ich würde nichts verändern wollen.
Wer gehört zu Ihren Kunden?
Ich habe eine sehr breit gefächerte internationale Kundschaft.
Für wen würden Sie gerne mal einen Hut entwerfen und wie sähe dieser aus?
Für eigentlich jeden, der mutig eine neue Herausforderung im Leben sucht.
Am Ende Ihres Buches «Vom Locken der Federn» steht eine Art Liebeserklärung an Berlin – inwieweit hat diese Stadt Ihre Arbeit beeinflusst? Was mögen Sie an Berlin und was nicht?
Berlin hat mich nie zur Ruhe kommen lassen. Berlin hat mich geprägt und herausgefordert. Ich liebe die Vielschichtigkeit der Menschen hier, die Toleranz und Grosszügigkeit. Ich mag jedoch nicht die Formlosigkeit und die Unhöflichkeit.
In Ihrem Buch sagen Sie auch, dass heute in Berlin nur Events gesponsort werden mit erhöhtem Promi- und Champagneraufkommen. Spontane verrückte Events eher in den 90er Jahren gang und gäbe waren. Trotzdem gilt im Ausland Berlin als Kreativmetropole Europas. Wie gross war das künstlerische Potential Berlins zu Beginn Ihrer Karriere und wie gross ist es jetzt?
Ich denke, Berlin wird immer eine kreative Metropole sein. Die 90er Jahre und das heutige Berlin sind nicht vergleichbar. Es gibt völlig neue Spielregeln, damals war das kreative Happening für alle von Interesse, heute hingegen geht es um Verkaufszahlen und geschicktes Marketing.
Sie sind nach vielen Jahren vom Ostteil Berlins zurück in den Westen gezogen. Warum, und was hat sich für Sie dadurch verändert?
Ich bin in gewachsene Strukturen zurückgekehrt. Der Ostteil im Zentrum fühlte sich für mich künstlich an. Ich brauche einen normalen Bäcker und den Zeitungsmann, der mir einen guten Tag wünscht. Die kleinen Dinge im Alltag machen mir Freude, das war in Mitte nicht mehr vorhanden.
Gibt es für Sie Vorbilder? Wer oder was inspiriert Sie?
Ich hatte nie Vorbilder: Ich habe genügend Bilder in meinem Kopf. Mich inspirieren mutige, selbstbewusste und authentische Menschen.
Ein Hut ist für Sie in drei Worten …
Der krönende Abschluss und der König der Accessoires.