
Mit den Pantoffeln aus dem Haus
- 13. August 2013
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Hollywood ist voll von ihnen, London, Paris und selbst Zürich sind übersät von Pantoffel-Heldinnen. Schauspielerin Jessica Alba, Sängerin Taylor Swift, Model Kate Moss und Moderatorin Alexa Chung tragen sie alle an ihren Füssen Die Füsse der Stars und Trendsetter stecken in flachen, plüschigen Schuhen, die an Hausschuhe erinnern. Von der Fachpresse werden sie auch als Moccasin oder Loafers betitelt, obwohl beides nicht genau zutrifft. Denn Moccasin erinnern eher an Pocahontas und Loafers an die italienischen Traditionsschuhe zum «Reinschlüpfen» mit einer Naht um den Fussrücken. Wir nennen sie hier deshalb politisch inkorrekt Pantoffeln.
Mehr als ein Hausschuh
Natürlich sind die Trendtreter etwas mehr zu Schuhen verarbeitet als gewöhnliche Hausschuhe. Doch das Design kommt den Indoor-Schuhen gleich. Die «Patschen», wie sie von unseren Freunden im Osten genannt werden, werden nicht mehr nur zu Hause, sondern zum Einkauf, zum Shoppen, zum Essen getragen, und das von Frauen, die sich sonst Tag und Nacht in High Heels bewegen.
Wer sich nun billig verarbeitete Schuhe aus kariertem Flanellstoff mit dünner Sohle vorstellt, liegt falsch. Die Treter werden von Luxus-Marken wie Christian Louboutin, Burberry, Dolce&Gabbana, Valentino, Alexander McQueen, Tod’s, Miu Miu und Church verkauft – und das sind längst nicht alle. Bei Valentino haben es die edlen Pantoffeln diesen Frühling sogar an die Haute-Couture-Show geschafft. Und der Kreativität ihrer Erscheinung sind keine Grenzen gesetzt. Die Loafer-Pantoffeln sind als Katzengesicht mit Ohren bei Charlotte Olympia verziert, mit Totenköpfen bestickt bei Alexander McQueen, mit Spitze versehen bei Valentino und mit Liebeserklärungen beschrieben bei Christian Louboutin. Je üppiger und ausgefallener die Verzierung, desto weniger offensichtlich ist die unelegante Design-Abstammung der Schuhe. Und ganz neben bei haben diesen Frühling/Sommer die Pantoffel-Loafers die feinen Ballerinas ersetzt.
Historische Pantoffeln
Blicken wir kurz zurück: Die Geschichte der Pantoffeln in unseren Breitengraden ist eine spannende. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet Kork. Im 16. Jahrhundert bezeichneten sie schlicht Herrenschuhe mit einer Korksohle. Später trugen sie auch Frauen, bei deren Schuhen der Kork besonders dick an der Sohle klebte und sie dadurch grösser wirkten. Im Lexikon der Mode ist zu lesen: «Die Pantoffeln haben mit den früheren nicht viel mehr als den Namen gemeinsam, ihnen fehlt vor allem das, was für sie charakteristisch war, die Höhe.» Doch aktuell wird der Pantoffel – zwar mit flacher Sohle, aber mit der Verwendung als modischer Schuh – seinem Ursprung wieder gerecht. Bekannte Hausschuh-Hersteller bestätigen die Bewegung. Die englische Traditionsmarke Crockett & Jones führt das «house slipper»-Modell «Coronet» seit Jahren und verkauft es seit dieser Saison vermehrt für den Strassengebrauch.
Privates wird mit dem Pantoffel-Trend öffentlich, die Häuslichkeit wird in die Strassen herausgetragen – oder wie ist dieser Trend sonst zu verstehen?
Zu Hause sind die meisten, wie Gott sie schuf. Selbst «Femme fatale» zeigt sich ungeschminkt mit Lockenwicklern in den Haaren und gammelt in Schlabberhosen auf der Couch herum. Diese Vorstellung mag nicht besonders anregend sein, doch sie ist Realität. Zu Hause ist es gemütlich, warm und «cosy». Verständlich, dass dieses Gefühl auch tagsüber bewahrt werden möchte. Mit den Pantoffel-Loafers haben Kate & Co. das Gefühl, nie so richtig aus dem warmen Bett aufstehen zu müssen, immer ein bisschen zu Hause zu sein, wo die Welt in Ordnung ist. Und deshalb gehen auch wir, von New York bis Paris, diesen Sommer mit den Pantoffeln aus dem Haus.
Foto Credits:
Christian Louboutin
Valentino bei Net-à-Porter
Charlotte Olympia bei Net-à-Porter
Lanvin bei Net-à-Porter
Alexander McQueen bei Net-à-Porter