
Magische Stadtkunst
Interview: Anka Refghi
- 31. Juli 2018
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Sandra Rauch fängt die Megacities dieser Welt künstlerisch ein. Mit Farbe, Fotografie, Siebdruck, viel Abenteurergeist und offenen Augen und Sinnen. Wie kaum einer anderen Künstlerin gelingt es ihr, die ureigene Energie der jeweiligen Städte und ihre Wahrzeichen in einem Kunstwerk festzuhalten.
Die 1967 in Berlin geborene Künstlerin gehört zweifelsohne zu den interessantesten Künstlerinnen und Künstler unserer Tage. Virtuos im Umgang mit verschiedenen Techniken schafft sie es, die Besonderheiten grosser Städte zu verdichten und die Quintessenz in den schönsten Farben auf grossformatige Acrylplatten in ihrem Berliner Atelier zu übersetzen. Experimentierfreude, modernste Technologie und ihre einmalige Gabe, gänzlich in die Energie von Städten einzutauchen, machen Sandra Rauchs Werke zu etwas ganz Besonderem.
Frau Rauch, Sie sind bekannt für Ihren virtuosen Umgang mit verschiedenen Genres der Kunst. Welche Techniken kommen in Ihren Arbeitsprozessen zum Zuge?
Mein Hauptarbeitsmittel ist das Siebdruckverfahren mit all seinen unendlichen Möglichkeiten. Freunde nennen mich mittlerweile auch einen «lebendigen Fotoapparat», da ich ständig fotografiere. Aber auch der Computer mit seinen gigantischen Möglichkeiten ist ein wichtiges Hilfsmittel bei meiner Arbeit. Mit meiner «Art-Drone», einem mobilen Kamera-Roboter, begebe ich mich auf die Suche nach dem besonderen Blick auf eine neue Dimension. Und dann gibt es noch ein Verfahren, das ich während meines Studiums in langen Experimenten mit lichtsensiblen Fotoemulsionen entwickelt habe – ich nenne es gerne «GlitterSilkScreen»-Verfahren.
Ihre grossformatigen Werke zeigen Metropolen dieser Welt. Wie würden Sie Ihre persönlichen Beziehungen zu den jeweiligen Städten beschreiben?
Mich verbindet die Energie! In all den Städten fliessen das Licht, der Verkehr, die Energie der Menschen, der Sound … Ich kann es in meinen Adern spüren und verarbeiten. Ich brauche und suche diese pulsierende Energie.
In welcher Lebensphase hat sich Ihre heutige künstlerische Handschrift entwickelt?
Meine Arbeit habe ich mit einer Lehre als Schrift- und Grafikmalerin begonnen und im Anschluss dann zuerst Kommunikationsdesign in Berlin und später Freie Malerei an der HfBK Dresden studiert. Schon während meines Meister-Schüler-Studiums habe ich mit der Fotografie und ihrer Übertragung auf Leinwände experimentiert, ab 2003 dann mit der Arbeit auf Acrylglas begonnen, wobei ich sehr gut auf meine Erfahrungen als Schrift- und Grafikmalerin zurückgreifen konnte.
Sie waren Meisterschülerin von Professor Ralf Kerbach. Inwiefern hat er Ihren Stil geprägt?
Professor Ralf Kerbach hat meine Entwicklung entscheidend geprägt! Sein unbedingt objektiver und offener Blick auf alle Medien und Ausdrucksformen der Kunst hatte eine grosse inspirative Wirkung.
Sie sind im Osten Berlins aufgewachsen. Hat diese Tatsache Ihr Schaffen und auch die Auseinandersetzung mit Städten auf der ganzen Welt beeinflusst?
Der bekannte Mangel an Möglichkeiten und Materialien hat meine Fähigkeiten zur Improvisation und zum Experimentieren gefördert, was mir immer wieder zugutekam.
Welches Gefühl sollen Ihre Bilder beim Betrachter evozieren?
Freude! Sie sollen ein Tor zur Welt des Betrachters selbst sein. Ich will dem Betrachter die Möglichkeit geben, seine eigenen Wünsche und Erinnerungen durch das Betrachten zu erleben. Ich bin immer auf der Suche nach dem, was eine Stadt ausmacht – ihre Farben, ihre Energie, ihre Besonderheiten. Das alles bringe ich dann ins Bild, um den Betrachter in den Bann zu ziehen.
Gibt es gewisse Eigenschaften der jeweiligen Städte, die Sie durch verschiedene Techniken «hervorkitzeln»?
Ja, unbedingt. Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit, in der ich experimentiert habe, wie ich die schönen chinesischen Schriftzeichen auf mein Plexiglas in Gold aufbringen kann. Es ist unglaublich aufregend, wenn es dann funktioniert. Oder New York in der Abendstimmung, wenn die Lichter angehen. Hier benutze ich Farben, die das UV-Licht am Tag speichern und dann im Dunkeln abgeben. Oder das glitzernde, schildernde Leben der Unterwasserwelt, das ich mit dem schönsten Glitter darstelle.
Zu sehen sind Ausschnitte von Grossstädten. Wie wählen Sie die Ausschnitte, immerhin haben die Städte viele interessante Perspektiven zu bieten?
Mich interessieren die Hauptschlagadern der Stadt, der besondere Blick, der Puls der Stadt. Dafür setze ich oft meine Art-Drohne ein. Ich steige auf die höchsten Punkte der Stadt und begebe mich dann in ihr Inneres. Am Ende habe ich Blicke, Töne und viel Energie aufgesogen, aus denen sich wie von selbst ein Bild in meinem Kopf formt.
Ihre Bilder sind keine reinen Abbildungen von Städten, sondern verdichten sich durch Elemente wie Pop-Art-Elemente, Sprechblasen und Schriftzüge … Welche Kunstformen inspirieren Sie besonders?
Mich inspirieren das Leben, das «Jetzt» und die vielen neuen Möglichkeiten. Mir ist es wichtig, dass man einem Bild ansieht, dass es in der Gegenwart entstanden ist – mit dem Material, den Farben und den technischen Möglichkeiten. Diese Punkte frage ich ab und entscheide mich. Konstruktivismus, Pop-Art, Hockney, Warhol, Bill Viola, Cindy Sherman, Matthew Barney, Prince, Bowie und die Violent Femmes sind meine Helden.
Sandra Rauch in drei Worten …
Magic City Art
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