Magier von Licht und Raum – Hervé Van der Straeten
- 8. Oktober 2012
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Der Künstler Hervé Van der Straeten gestaltet seine Objekte als Zusammentreffen von Kunst und Handwerk. Ob Lichtinstallation oder Möbel, die grossen Werke entstehen aus der ewigen Sehnsucht nach Perfektion, bei der Form und Ausführung gleichberechtigt sind. Gefesselt von Licht und Bewegung, hat Hervé Van der Straeten sein Leben der Suche nach aussergewöhnlichen Formen gewidmet. Eine Ambition, die ihn zu ebenso aussergewöhnlichen Materialien geführt hat, um einen Dialog der Kontraste anzustossen. Seine bevorzugten Ausdrucksfelder sind Bronzearbeiten, Kunsttischlerei und Lackierungen. Zu sehen sind diese herausragenden Kunstwerke in seiner Pariser Galerie im Stadtviertel Marais. Für Ruinart, das älteste Champagnerhaus der Welt, entwarf er kürzlich einen spiegelnden Champagnerkühler für drei Flaschen, welcher auf der Art Basel seine Premiere feierte. PRESTIGE traf den Künstler und Designer und sprach mit ihm über sein neustes Projekt «Miroir» und den Unterschied zwischen Kunst und Design.
PRESTIGE: Der Flaschenkühler aus Ihrer «Miroir»-Kollektion, den Sie für den Champagner Ruinart Blanc de Blancs kreiert haben, reflektiert den Kontrast, aber auch das Zusammenspiel zwischen der Champagnerflasche und dem Objekt. Wie lange hat es gedauert, diesen Flaschenkühler zu erschaffen, und wie kamen Sie auf gerade dieses Design?
Hervé Van der Straeten: Ich habe ein Skizzenbuch und ich zeichne alles per Hand und mit einem Bleistift. Ich benutze niemals einen Computer. Ideen kommen schneller, wenn man alles direkt vor sich auf einem Blatt Papier hat. Die Idee für den Champagnerkühler kam sehr schnell. In meinen Arbeiten findet man viele Kontraste. Für die Flasche wollte ich ein Umfeld gestalten, das den Kontrast zu der runden Form der Flasche hervorhebt. Die ist sehr speziell. Die Ruinard-Flasche ist rund, golden und hell. Um die Flasche hervorzuheben und sie so noch schöner zu machen, entwarf ich einen Kühler mit Ecken und Kanten – sehr modern und scharfkantig. Es sind der Kontrast auf der einen und die Konversation der beiden Objekte auf der anderen Seite, die mir gefallen. Und Licht … ich wollte mehr Licht einbringen. Die Besonderheit einer Champagnerflasche ist das Licht, das die Flasche innehat. So war die Arbeit mit Lichtspielen sehr wichtig. Licht spielt immer eine sehr grosse Rolle. Darüber hinaus wollte ich den Champagnerkühler für mehrere Flaschen kreieren. Ich finde, es ist uns ein sehr edles Objekt gelungen, und mein Anliegen war es, etwas zu erschaffen, das die Leute lange behalten werden.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Ruinart?
Ich kannte Ruinart natürlich schon seit langer Zeit. Bei all meinen Eröffnungen und Ausstellungen gibt es Ruinart-Champagner. Es war eine absolut natürliche Verbindung und letztendlich hat Ruinart mich gefragt, ob ich an einer Zusammenarbeit interessiert wäre. Und das war ich natürlich.
Auf die Frage hin, ob Sie eher Designer als Künstler sind, sagten Sie einmal: «Ich bin ein Designer, der totale Freiheit gewählt hat.» Gibt es einen Unterschied zwischen Kunst und Design?
Ich designe Tische und Licht und nützliche Dinge. Manchmal ist es bildnerische Arbeit und die Leute sehen es als Kunst an. Aber für mich ist das nur ein sprachlicher Unterschied. Es ist nichts Falsches daran, ein Designer zu sein oder reine Design-Objekte zu entwerfen. Etwas als Kunst-Objekt zu bezeichnen, bringt es nicht zwangsläufig zu einem höheren Level.
Welches war das erste (Kunst-)Objekt, das Sie erschaffen haben?
Es begann eigentlich mit der Eröffnung meiner Galerie vor 13 Jahren. Ich begann Möbel zu designen. Das war eine bedeutende Wende. Ich begann Tische, Kronleuchter, grosse Spiegel zu entwerfen. Vorher waren es nur kleine Objekte. Eigentlich galt mein Interesse schon immer Möbeln. Am Anfang designte ich sehr erfolgreich Schmuck, heute machen Schmuckobjekte nur zehn Prozent meiner Arbeit aus. Es war eine Entwicklung.
Gibt es einen Gegenstand, den Sie schon immer mal entwerfen wollten?
Ich träume davon, irgendwann einmal ein Haus zu entwerfen. Das wäre eine Herausforderung. Momentan arbeite ich an meinem Garten. Das ist höchst interessant, da es komplett anders ist als all das, was ich bisher getan habe. Ich bin sehr genau und in meiner Arbeit steckt jede Menge Energie, viel Bewegung, aber zur gleichen Zeit auch Klarheit. Mit einem Garten ist das ganz anders. Man kann den Entwurf machen, aber da ein Garten lebt, ist alles in Bewegung beziehungsweise verändert sich ständig. Es wächst und macht quasi, was es will … man kann es nicht zu 100 Prozent kontrollieren. Und da ich ein Kontrollfreak bin, ist das eine grosse Herausforderung für mich. Das macht mich demütig. Man muss warten, sich kümmern, bereit und willens sein, sich um lebende Dinge zu kümmern.
Wie reagieren Menschen auf Ihre Arbeit?
Für gewöhnlich reagieren die Leute sehr positiv auf mein Design. Ich erhalte viel positives Feedback. Es gibt nicht allzu viele Leute, die meine Galerie besuchen und sagen, dass sie meine Kreationen nicht mögen. Ich habe meine Firma mit 19 Jahren begonnen und war sofort erfolgreich mit meinem Schmuck. Also wenn man so will, hatte ich schon immer Erfolg und versuchte mich auch gerne an einigen sehr gewagten und sehr starken Objekten. Das hat Wiedererkennungswert, obwohl ich mit unterschiedlichen Materialien arbeite.
Haben Sie ein geheimes Talent?
Ich koche sehr gut. Meistens französisch. Und normalerweise schmeckt es den Gästen auch sehr gut.
Was inspiriert Sie, woher haben Sie Ihre Ideen?
Das ist eine Kombination aus Architektur, zeitgenössischer Kunst, dekorativer Kunst … aus Japan, Europa und verschiedenen anderen Elementen. Ich zeichne ständig neue Ideen in mein Skizzenbuch. Doch ich brauche für meine Ideen kein bestimmtes Umfeld, keine bestimmte Umgebung, lediglich den richtigen Moment.
Ihre Lieblingsmaterialien sind Bronze, Chrom, Marmor, Granit, Fiberglas, Spiegel und Lack … Gibt es Materialien, mit denen Sie nie arbeiten würden beziehungsweise die Sie nie für Ihre Objekte verwenden würden?
Hmm, eigentlich nicht. Ich habe ein grosses Portfolio an Formen und Materialien und möchte ständig neue Dinge entdecken. Die meisten meiner Objekte entstanden aus einer starken Idee und ich versuche, sie durch die Wahl der richtigen Materialien so wertvoll wie möglich zu gestalten. Auch die Farbe ist wichtig. Manchmal habe ich eine sehr genaue Vorstellung der Farbe für ein bestimmtes Objekt. Es gibt zum Beispiel eine bestimmte Konsole nur in Rot, da sie so am dynamischsten wirkt.
Sie haben gesagt, dass Sie ständig nach Perfektion streben … Sind Sie jemals wirklich zufrieden mit Ihren fertigen Objekten?
Ich versuche immer, die Grenzen zu verschieben, und bei manchen Stücken ist es eine Frage der Zeit, wenn Sie verstehen. Alles geht sehr schnell. Ich habe meine eigene Galerie und somit auch totale Freiheit in meiner Arbeit. Ich habe auch die Freiheit, mir so viel Zeit zu nehmen, wie ich brauche, um mein Ziel zu erreichen. Wenn ich also ein Modell für ein Design-Stück 3-, 4- oder 5-mal erstellen muss, so tue ich das. Aber ja, um auf Ihre Frage zurückzukommen, ich bin mit meinen Objekten und meinem Design sehr zufrieden. Nehmen Sie zum Beispiel den Ruinart-Champagnerkühler. Er ist fast mineralisch. Mit diesem Stück bin ich sehr zufrieden.
Wie würden Sie Ihr Design in drei Worten beschreiben?
Graphisch, stark und verspielt.