
Liechtenstein – Ein Finanzplatz erfindet sich neu
- 23. April 2015
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Immer mehr Investoren in Deutschland, Österreich und der Schweiz setzen bei der Vermögensanlage auf Fonds. Investmentfonds sind streng reguliert und unterliegen einer sogenannten prudentiellen Aufsicht. Erstaunlicherweise sind die meisten in den genannten Ländern verkauften Fonds aber nicht dort, sondern vor allem in Luxemburg, Irland oder Malta und seit einiger Zeit auch in Liechtenstein angesiedelt. Liechtenstein, ein Fürstentum eingezwängt im Rheintal zwischen Österreich und der Schweiz, war über Jahrzehnte unter Kennern als verschwiegenes Eldorado für hochkomplexe Steueroptimierungsstrategien bekannt.
Dieser spezielle Standortvorteil lockte mehr oder weniger seriöse Investoren aus aller Welt an. Unternehmer, Politiker, Oligarchen und vereinzelt auch Mafiosi drückten sich die Türklinke in die Hand. Dann kam die Zäsur. Der internationale Kampf gegen Steuerhinterziehung und Bankgeheimnis, aber auch gegen die Privatsphäre setzte dem Treiben ein Ende. Liechtensteins Finanzindustrie musste neue Wege suchen. Transparenz und die schnelle Umsetzung internationaler Regulierungsstandards führten dazu, dass das Fürstentum inzwischen von der Liste dubioser Finanzplätze gestrichen ist und international hohe Anerkennung geniesst. Heute erfüllt Liechtenstein mit seiner Weissgeldstrategie alle OECD-Anforderungen im Kampf gegen Geldwäsche und steht in diesem Punkt sogar besser da als Luxemburg. Liechtenstein gelang es in den letzten Jahren, sich als anerkannter Fondsstandort zu etablieren. Das zeigt, wie sehr sich der Finanzplatz gewandelt hat, denn bei einem Investmentfonds handelt es sich um ein streng reguliertes und beaufsichtigtes Finanzprodukt.
Luxemburg nimmt zwar in Europa eine führende Rolle als Fondsdomizil ein, doch sieht sich der Fondsplatz Liechtenstein für den Wettbewerb gut gerüstet – auch wenn das im Grossherzogtum Luxemburg verwaltete Fondsvermögen derzeit rund hundertmal grösser ist. Schliesslich profitiert das Fürstentum Liechtenstein als EWR-Mitglied von unkompliziertem Zugang zum wichtigen EU-Markt, ist aber gegenüber den Risiken, die in Verbindung mit dem Euro stehen, nur gering exponiert. Für den aufstrebenden Fondsplatz sprechen zudem die gute Erreichbarkeit durch die Lage im Herzen Westeuropas, die geringen administrativen und sprachlichen Hürden für deutschsprachige Kunden und die attraktiven Rahmenbedingungen für Fondsgründungen und -bewirtschaftung. So ist das Fondsvermögen steuerbefreit.
Inzwischen sind rund 800 Fonds in Liechtenstein aufgelegt, was fast einer Verdoppelung gegenüber 2007 entspricht. Bereits haben sich viele Anbieter von den karibischen Fondsplätzen abgewendet und ihre Fonds nach Liechtenstein verlagert. Die UCITS-Gesetzgebung wurde schon lange umgesetzt. Nun sollen mit einer möglichst raschen Umsetzung der sogenannten AIFM-Richtlinie auch alternative Fonds aus dem Fürstentum einen EU-Zugang erhalten. Markus Gitz, COO der IFAG Institutionelle Fondsleitung AG, eines führenden unabhängigen Anbieters von Dienstleistungen für das Fondsgeschäft, kommentiert: «Unsere Kunden profitieren in Liechtenstein von der klaren und transparenten Rechtslage, durch die wir Fondsideen schnell umsetzen können.»