Kylie Minogue – Die Chefin der Disco
- 26. September 2014
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Kylie Minogue (46) ist mit dem knackigsten Po im Popbusiness ausgestattet, doch die zierliche Australierin hat auch was im Köpfchen. Denn sie wirbt erfolgreich für Unterwäsche, Parfüm,
Schmuck, Autos, Bücher und Fernsehsender. Wir trafen die Discoqueen zum Mittagessen. Irgendwo in London. Kylie Minogue sitzt in einer Hotelsuite und stochert auf ihrem Teller herum. Das Zimmer riecht nach Braten, Kylie selber duftet wie ein Pfirsich. Sie hat ein züchtiges, schwarzes Kleid an. Privat also ganz die Prüde? Sie lacht: «Wenn das eine Anspielung auf meine Fotos im ‹GQ-Magazin› sein soll – ich bereue nichts.» In besagtem Heft liess sich die Hübsche im kurzen Röckchen ablichten – mit nichts drunter. «Skandal!», schrie die Presse, vor allem die in England, wo die Australierin wie eine Königin verehrt wird. Kylie: «Wenn ich vorher gewusst hätte, welche Wellen das Ganze schlägt, hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt …»
Ballade zum Rumknutschen
Kylie hüpft ab und zu mal als Nackedei durch den Blätterwald, denn sexy Fotos verkaufen sich immer gut. Musik auch – 14 Millionen konnte sie allein von ihrem Debütalbum absetzen. Das war 1987. Die Teenager liebten Kylies Sound damals heiss und innig. Wer zu den eher coolen Leuten zählen wollte, tat das auch – und hörte sich den Gute-Laune-Pop heimlich unter der Bettdecke an. Heute haben ihre fröhlichen Hymnen Klassikerstatus. «I Should Be So Lucky», «Got to Be Certain» oder «Je ne sais pas pourquoi» zaubern Besuchern von Achtziger-Jahre-Partys regelmässig ein Lächeln ins Gesicht. Und nicht zu vergessen «Especially for You», ihr Duett mit dem blondierten Poster-Boy Jason Donovan. Wer zu dieser herzerwärmenden Ballade nicht einmal im Leben rumgeknutscht hat – tja, der hat was verpasst.
Als etablierter Popstar sah sie viele Trends kommen und gehen. Und ähnlich wir ihr grosses Vorbild Madonna erfand sie sich immer wieder neu, sei das nun musikalisch oder mit ihren ständig wechselnden Looks. Deshalb ist ihre Karriere auch so beständig: Denn egal, was sie macht, es ist nie langweilig. Heute stehen die Verkaufszahlen bei 70 Millionen Tonträgern. Und der Name Kylie Minogue ist längst zu einer Marke geworden. Als Sängerin bringt sie in schöner Regelmässigkeit sinnlichen Disco-Pop an den Man(n) – auch zu hören auf ihrem zwölften Studioalbum «Kiss Me Once» (2014). Aber mit ihrem hübschen Konterfei lassen sich längst nicht nur CDs verkaufen. Die Australierin macht sich auch gut als Werbeikone. Sie promotet unter anderem die Handtaschen des spanische Labels Tous, Unterwäsche von Agent Provocateur, Bikinimode von H?&?M und schnittige Autos von BMW. Zudem produziert Geschäftsfrau Kylie auch selber fleissig – so gibt es von ihr Dessous («Love Kylie»), Duschgels, Körperlotions, Parfüms für sie und ihn («Pink Sparkle» und «Inverse»), Vorhänge und Kissen («Kylie at home») sowie eine Bettwäschekollektion.
Ihr Gatte entwirft ihre Kleider
Als Trendsetterin lebt sie ihren Fans vor, was hipp ist. Kylie in Jeans auf dem roten Teppich? Niemals! Ein Designerfummel muss es mindestens sein. Welcher, entscheidet jeweils ihr «schwuler Ehemann William Baker» (sie nennt ihn so). Der Brite entwirft viele ihrer Outfits, darunter auch den kultigen Kapuzen-Overall aus dem «Can’t Get You Out Of My Head»-Video. Baker entscheidet ebenso, welche Designer seine Chefin einkleiden dürfen, – und die Liste der Bewerber ist lang: Karl Lagerfeld, der La Minogue als seine Muse bezeichnet; Helmut Lang, Dolce & Gabbana, die vor einigen Jahren die Ausstattung für die Kylie-Fever-Tour schneiderten; und John Galliano, der 2004 Kylie Minogues unaufdringliche Sinnlichkeit in der Showgirls-Tour mit raffinierten Strapskorsagen aus weisser Spitze in Szene setzte.
Kylie Minogue kennt sich bestens mit Mode aus – keine Laufstegshow kommt ohne sie als Zaungast aus. Denn sie ist eine echte Fashionista. Deshalb wurde sie auch kürzlich von der Zeitschrift «Glamour» zur «am besten gekleideten Frau der Welt» gewählt. Und das renommierte Londoner Victoria & Albert-Museum widmete der zierlichen Australierin (sie ist 1,53 Meter gross) gar eine ganze Ausstellung – mit fast 50 Kostümen, 60 Fotos und vielem mehr. «Ich habe in meiner Karriere schon mit vielen Styles experimentiert. Mittlerweile weiss ich genau, was zu mir passt», sagt sie. Doch Kylie Minogue stellt auch klar, dass alle ihre Projekte immer ein Teameffort sind – und nicht das Werk einer Einzelperson. Ob es um das Entwerfen von Kleidern, die Aufnahmen im Studio oder das Entwickeln einer Bühnenshow geht, die Sängerin umgibt sich immer mit den richtigen Leuten, die ihre Ideen optimal umsetzen können. «Es geht darum, eine kreative Insel zu erschaffen, auf der komplette Harmonie herrscht», erklärt der Star. «Jeder gibt, was er kann – und am Ende darf ich mich dank meines Teams von der besten Seite zeigen.»
Relaxen im Hotelzimmer
Ohne Teamwork würde vor allem bei ihren Tourneen nichts gehen. Aktuell steckt sie in den Startlöchern für die neuen «The Kiss Me Once»-Shows. «Das frisst viel Energie», sagt die Sängerin. «Aber das Adrenalin und die Befriedigung, die diese Projekte auslösen, sind den Stress wert.» Quasi als Dankeschön an die Treue ihrer Fans hat sie ihre dreizehnte Livetour Ende des Jahres randvoll mit Überraschungen gepackt. Welche das sind, verrät die Pop-Prinzessin gleich selber. «Ich werde einige Lieder spielen, die mir persönlich viel bedeuten und die bisher so noch nie jemand gehört hat», sagt sie. Aber keine Sorge, die grossen Hits sind auch alle dabei. Angst, dass der Tourstress sie überfordern könnte, hat Kylie Minogue nicht. «Wir sind eine grosse Familie und geben aufeinander acht», sagt die Sängerin. Ausserdem geht sie heutzutage nach den Konzerten nicht mehr aus. «Ich bleibe einfach im Hotelzimmer. Das ist ziemlich langweilig, aber so tanke ich am besten neue Energie.»
Unkompliziert, bescheiden, lustig – das ist Kylie privat. Bei Besuchen bei ihr gibt’s immer viel zu lachen. Hat sie mal angefangen zu plaudern, ist sie kaum mehr zu stoppen. In der einen Minute schwärmt sie spontan von Robbie Williams («Ich bete ihn an, bisher ist nichts zwischen uns passiert!»), dann analysiert sie als Nächstes ihre Musik («Ein paar Schwulenhymnen sind immer dabei!»). Kylie Minogues grenzenloser Optimismus ist ansteckend. Dabei musste die süsse Discomaus öfters auch schon hart einstecken. Zum Beispiel als 2005 bei der damals 37-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert wurde. Der ist mittlerweile besiegt. Und ihre Brustoperation liegt ebenfalls schon eine Weile zurück. Doch die körperlichen Folgen der Chemotherapie machten der australischen Sängerin lange Zeit schwer zu schaffen. «Ich bin erst zu einem Nichts zusammengesunken und dann aufgegangen wie ein Ballon», reflektiert sie die damalige Zeit. «Mein Körper funktionierte nicht mehr wie er sollte, aber ich habe halt nur den einen.» Die Krankheit war ein Schock – für sie, ihr Umfeld und auch für die Fans des niedlichen Pop-Flohs. Trotz allem habe diese schlimme Erfahrung auch etwas Positives mit sich gebracht. «Wenn man alles verliert, wenn man seine Augenbrauen und seine Haare wieder wachsen lassen muss, dann ist dass schon merkwürdig», sagt Kylie Minogue. «Es war eine harte Zeit, aber ich habe daraus gelernt. Ich bin jetzt viel ruhiger.»
Sie weint ihren Partnern nach
Pech gehabt hat sie auch mit ihren Männern. Ihr Landsmann und Langzeitfreund Michael Hutchence, Sänger der Band Inxs, erhängte sich 1997 in einem Hotelzimmer in Sydney. Kylie gibt zu, dass sie ihn heute noch vermisst und sagt wehmütig: «Wir haben so viele Dinge gemeinsam zum ersten Mal gemacht.» Einer, der ihr ebenfalls das Herz brach, war Schauspieler Olivier Martinez. Der starb ihr zwar nicht weg, aber er betrog sie mehrfach – unter anderem mit Schauspielerin Michelle Rodriguez und Model Sarai Givati. Vier Jahre war die Australierin mit dem Franzosen verlobt. Kontakt haben die Beiden noch immer – was in erster Linie an ihrem gemeinsamen Hund liegt. Die Sängerin fliegt regelmässig nach Paris, um Sheeba zu treffen und mit ihr Gassi zu gehen. «Der Hund tut mir gut», sagt sie. Um Martinez trauert sie ebenfalls mehr, als sie zugeben will. Deswegen hatte ihre letzte Romanze mit dem spanischen Model Andres Velencoso keine Zukunftsperspektive.
Den Traum von einer Hochzeit hat sie aber noch nicht aufgegeben. Dazu ist sie zu sehr Romantikerin. Welche Qualitäten müsste ihr Idealmann denn haben? «Wir sollten über dieselben Dinge lachen können», sagt die Musikerin. «Und wenn ich an meine bisherigen Freunde denke, dann scheine ich eine Vorliebe für Latinotypen in kreativen Berufen zu haben.» 46 Jahre ist sie nun alt. Abgesehen von den Lachfalten um Mund und Augen sieht man ihr das nicht an. Auf ihre Gesichtspflege angesprochen, gibt sie unvermittelt zu, dass sie auch schon Botox ausprobiert hat. «Aber ich habe damit aufgehört. Ich will nicht zu weit gehen. Ich habe Falten und die kann man auch sehen.» Sie achtet grundsätzlich gut auf sich – als Australierin sowieso ein Muss. «In meiner Heimat brennt die Sonne gnadenlos. Deshalb habe ich schon früh gelernt, mich vor ihr zu verstecken», sagt der Superstar. Kylies wirkliches Beauty-Geheimnis hingegen ist simpel und preiswert. An ihre Haut lässt sie lediglich Pond’s Cold Cream. Rund fünf Franken muss man für ein Töpfchen der angeblich so wirkungsvollen Wundercreme berappen. «Die hat schon meine Mutter benutzt. Meine Haut hat sich dadurch komplett verändert», schwärmt Kylie. Ihren Körper stählt sie zudem mit Fitness und gesunder Ernährung. Selber Kochen kann sie allerdings nicht. «Meine Familie lacht mich deswegen aus. Treffen wir uns, dann darf ich nur den Tisch decken und anschliessend das Geschirr spülen. Von den Kochtöpfen halten sie mich bewusst fern.»
Schluss als «The Voice»-Juror
Aber hey, welchen Kerl würde schon interessieren, was gerade auf dem Herd brutzelt, wenn er eine wie Kylie bei sich zu Hause hätte? Eben! Ihre Qualitäten liegen halt woanders – und dazu gehört, dass sie das Musikbusiness in- und auswendig kennt. Das war sicher mit ein Grund, wieso das Pop-Idol von den Produzenten der Show «The Voice» kontaktiert wurde. Nachdem die Gagenverhandlungen geklärt waren, sass die 46-Jährige bei der britischen und der australischen Ausgabe in der Jury neben Kollegen wie will.i.am, Tom Jones und Ricky Martin. Kürzlich verabschiedete sie sich aber wieder vom Bildschirm. Grund: ihre Tour-Vorbereitungen. Zu ihrer bisherigen Erfahrung auf einem der roten Drehsessel sagte die Australierin: «Bei der Show dabei zu sein, ist eine grosse Verpflichtung. Ich habe es geliebt, auch wenn Teile der Sendung zu schwierig, zu anstrengend und zu emotional waren.»
Im Fernsehen – dort hat alles begonnen. Am 17. April 1986 war sie das erste Mal in der australischen Seifenoper «Neighbours» zu sehen. Sie spielte den Wildfang Charlene Robinson, zwei Jahre lang. Bei ihrer langersehnten Heirat schalteten 1988 rund 20 Millionen britische Zuschauer den Fernseher ein. Und dann verabschiedete sich die Kunstfigur Charlene, weil Kylie von einer Gesangskarriere träumte. Ein guter Entscheid, doch das Multitalent kehrte immer wieder zu seinen Wurzeln zurück. Aber vom Actionklamauk «Streetfighter» bis zum Pseudo-Krimi «Sample People» sind praktisch alle ihre Kinoauftritte peinlich. Das liegt weniger an Kylies Talent als den schrecklichen Drehbüchern. Einzige Ausnahme: «Moulin Rouge» (2001) von Baz Luhrmann. Der Film ist ein cineastisches Meisterwerk – doch Kylies Auftritt als grüne Fee dauert gerade mal 43 Sekunden.
Lieblingsopfer der Klatschpresse
Die Presse war denn auch nie besonders nett, wenn es um ihre Filme ging. Doch nicht nur das: Gerade weil ihr hübsches Gesicht im Wochentakt die Hochglanzmagazine ziert, werden laufend die Klatschspalten mit abstrusen Newsmeldungen gefüllt. Das nervt die Sängerin. Verheiratet, schwanger, lesbisch – was für einen Unsinn sie schon über sich lesen musste. Was waren die zwei kuriosesten Dinge? «Einmal hiess es, ich hätte einen Folterkeller. Eine andere Schlagzeile lautete: ‹Ist Kylie Minogue eine Ausserirdische?›» Eine interessante Theorie. Wenn man sie sich genauer ansieht?… Die Sängerin fängt an zu lachen. Kommt sie denn von einem andern Stern? Kylie piepst wie ein Roboter, setzt einen Killerblick auf und sagt mit tiefer Stimme: «Vielleicht …»