Kristall der Könige – 250 Jahre Baccarat
- 22. Mai 2014
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König Ludwig XV. ermächtigte den Bischof von Metz, Louis de Montmorency-Laval, eine Glasmanufaktur im Dorf Baccarat in der Region Lorraine am Ufer der Meurthe zu gründen. Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Kristallmanufaktur Baccarat.
Heute feiert Baccarat seinen 250. Geburtstag. Neben Saint-Louis und Lalique gehört es zu den traditionsreichsten französischen Kristallhäusern und hat es trotzdem geschafft, keinen Staub anzusetzen.
Unter Louis XV. wurde Baccarat ins Leben gerufen und mit diesem Ruf begann die ruhmreiche und königliche Geschichte der Kristallgläser. Als erste Auftragsarbeit eines Königs erhielt Baccarat den ersten prestigeträchtigen Auftrag für ein Stielglasset von Ludwig XVIII. Wenig später folgten ihm Karl X. Philipp und Louis-Philippe. Kurze Zeit später waren Russlands Zaren fasziniert davon und schon bald waren die edlen Gläser in der ganzen Welt gefragt. Bereits ab 1824 entwickelte Baccarat zudem Kristallkronleuchter, die ebenfalls ihren Siegeszug um den Globus antraten.
Siebzig Jahre später versorgten sie die Kronleuchter als einer der Ersten mit Strom. Dies markierte einmal mehr Baccarats Vormachtstellung im Bereich des Lichtdesigns. Von Indien bis hin in die arabischen Länder: Baccarat schmückte die Häuser der Gutsituierten und brachte Tafeln zum Glänzen. Immer mehr grosse Aufträge kamen von indischen Maharadschas, aus dem Osmanischen Reich, von russischen Zaren, aus Japan und Lateinamerika.
Farbiges Kristall und Harcourt
Immer auf Innovationen aus, war Baccarat auch die erste Glasmanufaktur in Frankreich, die buntes Kristal kreierte. Noch heute bleibt sie in dieser Kunst führend, vor allem in Bezug auf die Erfindung der berühmten goldenen rubinroten und opalenen Farben. Ein weiterer Meilenstein gelang Baccarat mit dem Entwurf des Service «Harcourt»; die klassische, zeitlose Form wurde zum Symbol der Marke und ein internationaler Bestseller. Das Glas Harcourt veranschaulicht eindrucksvoll das Know-how des Hauses Baccarat. Nachempfunden ist es dem prunkvollen Kelch mit dem eingravierten königlichen Monogramm, das der französische König Louis-Philippe 1841 erstmals in Auftrag gab.
Benannt nach einer der ältesten Familien des französischen Adels wurde diese herausragende und elegante Ikone von den Mächtigsten dieser Welt bestellt. Sie schmückte ihre glanzvollen Tafeln und verwandelte jeden Augenblick des Lebens in ein unvergessliches Erlebnis. Die berühmten flachen facettierten Schliffe vergrössern das Licht im Kristall. Von Napoleon III. bis zu Papst Johannes Paul II., vom Élysée-Palast bis zur Königin von Thailand und zum König von Marokko – die Kollektion Harcourt, seit über 170 Jahren ein unvergleichliches Symbol aussergewöhnlichen Fachwissens und Könnens, wurde und wird allseits hoch geschätzt. Über Zeiten und Kontinente hinweg trotzte Harcourt unversehrt und meisterhaft den historischen Ereignissen und dem sich stets wandelnden Zeitgeschmack. So bewahrte der Mythos seinen Status als begehrtes und zeitloses Objekt.
Die Herstellung von Parfumflakons
Doch Baccarat ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern spielte bei der Kunst der Herstellung von Parfumflakons eine entscheidende Rolle, da es die erste Kristallmanufaktur in Frankreich war, die begann, Flakons herzustellen, und von Anfang an mit den allerbesten Parfumhäusern zusammenarbeitete. Die Flakonherstellung machte einen zunehmenden Anteil der Leistung der Kristallmanufaktur aus. Die Produktion nahm im Jahr 1897 von 150 Flakons täglich auf 4 000 im Jahr 1907 zu. In den 1920ern erlebte die Parfumindustrie eine zweite Welle der Entwicklung. Die Namen der Düfte und deren Flakons begannen, andere Welten hervorzuzaubern, die so vielseitig wie fremde Länder («Kismet», «Ming Toy», «Ta Wao»), wie Frauen («Pour être aimée», «Femme du jour») und sogar wie die Welt der Nacht («Nuit de Noel») waren. Die Parfümeure Caron, Houbigant und Gabilla arbeiteten mit der Kristallmanufaktur in gleicher Weise zusammen wie mit grossen Couturiers wie Jeanne Lanvin und Jean Patou, um ihre Flakons zu kreieren. Sehr schnell wurden Farben und ausgefallene Formate zum Muss und gaben den Ton an. Baccarats Ergebnisse wurden Jahr für Jahr mit ein paar legendären Flakons, darunter das berühmte «Le Roy Soleil», das von Salvador Dali für Elsa Schiaparelli im Jahr 1945 entworfen wurde, und mit den Flakons für Christian Dior («Miss Dior» 1949, «Diorling» 1957, «Diorissimo» 1955 und «J’adore» 2001) bereichert. Lange nachdem die letzten Duftnoten verdunstet sind, bleiben diese Parfumflakons erhalten und erinnern uns an besondere Orte, romantische Geschichten und legendäre Persönlichkeiten zur absoluten Freude leidenschaftlicher Sammler.
Damit dieses sinnliche und poetische Erleben ewig dauert, experimentiert Baccarat ständig mit neuen Ideen und integriert den kreativen Input der besten jungen Talente und der bedeutendsten Designer. Erschaffer wie George Chevalier, Ettore Sottsass, Van Day Truex, Elie Top, Andrée Putman, Philippe Starck, Arik Levy, Jaime Hayon und Marcel Wanders nutzen oft paradoxe und grossartige alchemistische Verfahren, inspiriert durch die Magie des Kristalls, um die neuesten Stile zu erfassen.
Mit jährlich zwei neuen Kollektionen und einem Katalog mit mehr als 2 000 dauerhaften Arbeiten illuminiert Baccarat Tischzubehör, Dekorationsgegenstände, Schmuck, Karaffen und Kronleuchter. Der Zauber ist bei der Arbeit, vom ikonischen Vermächtnis der Manufaktur bis hin zu besonderen Auftragsarbeiten. Zum 250. Geburtstag ist Baccarat also jünger als je zuvor.