Kleider machen Leute – Dresscodes
- 10. Juli 2012
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- Editorial Media Group AG
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«Smart Casual», «Morning Dress», «Black Tie» – sie regeln den Dresscode. Stilbewusste sollten ihn entschlüsseln können. Dresscode bedeutet «Information durch Kleidung». Und Kleider machen Leute. Mit diesem noch heute wahren Satz betitelte Gottfried Keller bereits im 19. Jahrhundert sein Buch. Ob Hochzeiten, Galadinner, Präsentationen oder Opernpremiere – viele Veranstaltungen erfordern bestimmte Kleidung. Dass man bei einer Cocktailparty mit dem kleinen Schwarzen nicht falsch liegt, wissen die meisten, aber darf man Jeans oder einen Pulli tragen, wenn der Kleidungsstil «Business casual» verlangt wird? Aber was versteht man beispielsweise unter «Come as you are» im Business-Kontext? Und was versteckt sich hinter dem Code «Tenue de Ville»? Come as you are?
Komm wie Du bist – diesen Dresscode sollte man auf keinen Fall wörtlich nehmen. Also im Sommer nicht etwa in Shorts und Badeschlappen aufkreuzen! Der Begriff bezieht sich auf das Outfit, das man bereits im Büro getragen hat: Strassenanzug oder Kombination aus Hoseund Jackett für den Herrn und Hosenanzug, Kostüm et cetera für die Dame (je nach Arbeitsort auch legerer) sind hier gefordert. Come as you are bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass man sich nach Arbeitsschluss nicht extra umziehen muss, zum Beispiel zu einem Abschieds-Apéro einer Mitarbeiterin, die die Firma verlässt. Von Business casual bis Strassenanzug ist alles erlaubt.
Casual bedeutet im Englischen so viel wie: frei, bequem. Dementsprechend steht dieser reine Casual-Look für elegante Freizeitbekleidung. Das bedeutet aber nicht, dass man auf Leggins und Tennissocken zurückgreifen sollte! Vielmehr trägt der Mann zum Beispiel Hose mit Jackett und Polo Shirt. In südlichen Ländern wird häufig das Jackett weggelassen. Stattdessen trägt man einen Pulli lässig über der Schulter. Die Krawatte kann getrost im Schrank bleiben. Die Damen im Casual-Look tragen häufig einen Rock mit Blazer und T-Shirt. Relativ neu in unseren Breitengraden ist der Casual Friday – eine amerikanische Erfindung.
Dieser hält vermehrt auch in europäischen Unternehmen und Grosskonzernen Einzug. Er wird als Einstimmung auf das nahende Wochenende gelebt. Beim Casual Friday trägt der Herr Jackett und Hose, möglich hier auch eine saubere ordentliche Jeans, aber ohne Krawatte. Denkbar sind auch Anzüge aus Leinenstoff, die auf Grund ihrer Knittereigenschaften unter der Woche eher verpönt sind.
Am Mann orientieren
Die Dresscodes sind immer männlich – das hat sich weltweit so festgesetzt, weil es für Frauen viel zu viele Alternativen gibt. Frauen sollten sich darum immer am Outfit des Mannes orientieren. Mit einem Hosenanzug oder einem Kostüm liegen sie meist richtig. Häufig ist jedoch bereits aus dem Veranstaltungsort abzulesen, was man tragen sollte. Generell gilt: je höher die Position oder je feierlicher der Anlass, desto dunkler der Anzug. Mit Schwarz ist man aber nicht immer gut beraten. Denn Schwarz macht nicht nur schlank, sondern gibt auch eine distanzierende Wirkung. Im Berufsleben eignen sich als Anzugfarben Dunkelblau, Dunkelgrau und Anthrazit oder Nadelstreifen. Dazu gehört ein helles Hemd. Als klassische Krawattenfarben haben sich Hellblau und Dunkelrot durchgesetzt. Was die Farben des gesamten Outfits angeht, so gilt die einfache Formel: nicht mehr als zwei Farben und drei Muster kombinieren. Allein eine Krawatte kann ein solches Farbschema schon sprengen.
Auch wenn es langsam wieder etwas wärmer wird und im Sommer die Temperaturen mächtig ansteigen, ist dies kein Freifahrtschein für nachlässige Kleidung. Das klassische Business Outfit für den Herrn besteht auch dann aus Anzug mit Krawatte. Bei hohen Temperaturen sollte besonderen Wert auf die Qualität des Stoffes gelegt werden. In einem Anzug aus hochwertiger Schurwolle muss niemand ins Schwitzen geraten. Die Dame trägt Kostüm oder Hosenanzug mit Bluse. Bei hohen Temperaturen hat sich das klassische Etuikleid vielfach bewährt.
«Business Attire» und «Tenue de Ville»
Gerade bei einem Business-Tag ausserhalb der eigenen Geschäftsräume und mit externen Partnern erwartet man einen bestimmten Dresscode. Meist einen dunklen Anzug mit Hemd, Krawatte und schlichten Schuhen. Wichtig ist es jedoch, keine zu festliche Abendgarderobe, sondern einen Anzug zu wählen, den man auch im Büro tragen würde. Man setzt auf Understatement. Für alle weiblichen Teilnehmer gilt der klassische Business-Dresscode: Hosenanzug oder Kostüm mit knieumspielendem Rock und Strumpfhose in Anthrazit, Dunkelblau oder Schwarz, Bluse in Weiss, Hellblau oder Rosé. Dezentes Make-up, klassische Frisur und wenig nackte Haut.
Generell gilt jedoch, dass immer auch das Umfeld der Veranstaltung und der Gegenüber mit eingeplant werden muss. Bei Kontakten mit der Chefetage sollte man auf den «semi-formalen» Dresscode setzen. Dieser klingt jedoch legerer, als er ist, beinhaltet er doch eine Mixtur der oben genannten klassischen Outfits. Der erwartete Grad an Eleganz ist nicht zu unterschätzen: Tagsüber trägt der Mann auf jeden Fall einen dunklen Anzug, Hemd und Krawatte, die Dame mindestens ein elegantes Kostüm, gern auch ein Kleid. Ab 18 Uhr kann dem Event entsprechend sogar ein Smoking beziehungsweise ein langes Abendkleid gemeint sein. Semi-formal bedeutet nicht «halb»-formal! Für Damen ist abends ein langes Abend- oder Cocktailkleid Pflicht.
Die Königsklasse
Besonders vornehm und chic geht es beim Dresscode «White Tie» zu. Die Königsklasse des Abendanzugs steht für den Frack mit Schössen, der zu einer dunklen Hose mit doppelten Satinstreifen getragen wird. Der Frack wird grundsätzlich nur am Abend, nach 18 Uhr, zu sehr festlichen Anlässen getragen. Er ist üblicherweise schwarz, mit weisser Weste und weisser Fliege. Fauxpas: eine schwarze Fliege. Sie wollen doch nicht mit dem Oberkellner verwechselt werden. Der Herr kombiniert dazu schwarze seidene Kniestrümpfe und schwarze Lackschuhe ohne Schnürung.
Die Hose darf nicht mit Gürtel getragen werden. Die Dame trägt ein langes, elegantes Abendkleid. Schöner Schmuck kommt hier am besten zur Geltung. Der Smoking ist die etwas weniger festliche, aber immer noch förmliche Variante des Fracks. Liest man auf einer Einladung «Black Tie», kommt der Smoking zum Einsatz. Er ist schwarz und wird mit Fliege und Weste oder dem so genannten «Kummerbund» getragen. Zum Smoking gehören schwarze, geschnürte Lackschuhe. Dazu kommt ein Hemd mit Umlegekragen, verdeckter Knopfleiste und Doppelmanschetten. Die Dame wählt ein langes Kleid oder ein besonders elegantes kurzes Kleid aus, das gemeinhin als «Cocktailkleid» bekannt ist, und trägt bei dieser Gelegenheit etwas dezenteren Schmuck. «Black Tie Optional» hingegen suggeriert die freie Wahl zwischen Smoking mit schwarzer Fliege oder dem dunklen Anzug mit Krawatte. Damen tragen Cocktailkleider, lange Abendkleider oder festliche Kostüme, eventuell auch mal einen Smoking für Damen.
Die hochoffizielle Tagesgarderobe
«Cutaway Coat» oder «Morning Dress» werden häufig bei klassischen Hochzeiten oder Pferderennen bis 17Uhr angesetzt. Der britische Klassiker gilt als Tagespendant für den Frack am Abend. Seine Hauptmerkmale sind die schräg geschnittenen Schösse des Gehrockes und die Zweifarbigkeit des Ensembles: Zu der mittel- bis dunkelgrauen Jacke trägt man graugestreifte Hosen ohne Aufschlag und eine hellgraue oder cremefarbene, einreihige Weste. Das i-Tüpfelchen: Ein Zylinder, allerdings sollte er denselben Ton haben wie die Weste. Die Dame: Da es sich um eine Tagesgarderobe, wenn auch um eine sehr elegante, handelt, muss die Dame nicht zwingend ein langes Abendkleid tragen, sondern darf auch im Cocktailkleid oder Seidenkostüm auftreten. Die Rocklänge sollte jedoch nie kürzer als knieumspielend sein.
Individualisten mögen beim Thema Dresscode aufschreien. Doch nur wer die Regeln kennt, kann sie auch gekonnt brechen. Nur wer den Code beherrscht und diesen auch umsetzen kann, kann anfangen zu jonglieren und aus einer langweiligen «Uniform» einen persönlichen, chicen Dresscode entwickeln. Grundsätzlich gilt jedoch: je später die Stunde, desto eleganter die Garderobe. Im Zweifelsfall eher over- als underdressed kommen, denn ein elegantes Outfit lässt sich schnell zu etwas Legerem abwandeln.