
King’s Dream
- 18. November 2016
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Weltweit bekannt sind die vier Worte «Ich habe einen Traum?…» aus der epochalen Rede von Martin Luther King. Grosse Emotionen, eine klare Gliederung sowie ein historisch bedeutender Anlass machen die Rede des schwarzen Bürgerrechtlers unvergesslich. Der wortgewaltige Kämpfer gegen Rassendiskriminierung begeisterte seinerzeit rund 250’000?Demonstranten vor dem Lincoln Memorial in Washington. Die historische Rede von Martin Luther King hat nichts von ihrer Aussagekraft eingebüsst, leider auch nichts von ihrer Aktualität. Eine mutige Nachfolgerin hat King in Malala Yousafzai gefunden, jener pakistanischen Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin, die sich vehement für Schulbildung für Mädchen einsetzt und deren junges Leben die Terrororganisation Taliban mit Schüssen aus nächster Nähe zu beenden trachtete. Ein Jahr nach dem Attentat, das sie schwer verletzt überlebte, hielt sie an ihrem 16.?Geburtstag vor den Vereinten Nationen, die den Tag zum «Malala-Tag» erklärt haben, eine bewegende Rede. «Ich spreche nicht für mich, sondern um denen eine Stimme zu verleihen, die keine haben.»
Weltbewegende Reden, die durch Mark und Bein gehen, die leuchtende Vorbilder sind und eindringliches Fanal einer Zeitenwende, sind ein rares Gut geworden.
Verfolgt man die heutigen Debatten in Parlamenten, lauscht man den Reden bei diversen öffentlichen Anlässen, in wenigen Fällen sind es Worte, die den Zuhörer fesseln oder gar enthusiasmieren. Schlimmstenfalls werden Phrasen gedroschen, bleiern langweilige Reden abgelesen, dabei leidenschaftslos vorgetragen und falsch intoniert. Fast möchte man meinen, der Niedergang der Beredsamkeit sei unumstösslich. Zumal die einst nuancenreiche deutsche Sprache nicht nur voller Anglizismen ist, die sich parasitär ausbreiten und unbesonnen übernommen werden. Auch der Wortschatz an sich hat immer weniger mit einem Tresor gemein, ist allzu oft zum faden Torso verkommen.
Beim grossen römischen Staatsmann, Schriftsteller, Philosophen und Redner Marcus Tullius Cicero und zumal in der Antike war das gänzlich anders. Schriftlichkeit war ein rares Gut, weil die Materialien teuer waren. Das gesprochene Wort, dessen sich die gebildete Schicht virtuos zu bedienen wusste, war umso wichtiger. Ablesen einer Rede? Niemals. Im angelsächsischen Raum ist das gottlob noch heute so, zumal an Eliteuniversitäten wie Oxford und Cambridge, deren jahrhundertealte Debattierkultur regelmässig grossartige Redner zeitigt. Zettel mit Notizen als Gedächtnisstütze sind erlaubt, mehr nicht. Inventio (Thema), dispositio (Aufbau), elocutio (Stil), memoria (auswendige Darbietung) und actio (Vortragsweise) – diese fünf Arbeitsschritte galten verbindlich, unabhängig von der Art einer Rede. «Touch, move, inspire», den Zuhörer anrühren, zur Aktion veranlassen und inspirieren, heisst das heute neudeutsch – für den Erfolg seiner Rede und ihres Aufbaus aber wird unverändert fündig, wer sich mit Cicero und dessen «officia oratoris» beschäftigt.
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