
Kasper Salto
- 10. Juli 2012
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Der dänische Designer gehört zu der Topliga von Möbeldesignern. Sein Name ist fest verankert, und zwar nicht nur bei Unternehmen für industrielles Design, sondern auch bei privaten Möbelliebhabern. Der Mann hinter dem NAP-Stuhl ist Kasper Salto. In Zusammenarbeit mit dem Architekten Thomas Sigsgaard wird er die zukünftige Einrichtung des UNO-Hauptquartiers in New York entwerfen. 1967 wurde er in Kopenhagen geboren, und dass Fleiss sich auszahlt, kann er als gutes Beispiel statuieren. Seine Entwicklung beschreibt er als eine Mischung aus Glück und dass «er jetzt vielleicht an der Reihe ist», dies nicht zuletzt mittels harte und seriöse Arbeit. Wie viele Möbeldesigner vor ihm hat er ebenfalls eine Lehre als Möbeltischler absolviert, diese handwerkliche Tradition verleugnet sich nicht in seinen Werken. Nach Abschluss der Designschule arbeitete er für den Möbeldesigner Rud Thygesen, bevor er sich entschloss, selbständig zu werden.
Seitdem hat er Stühle, Sessel, Tische und Lampen für Unternehmen wie Fritz Hansen, Lightyears und Fredericia Furnitures entworfen. Zu der Entwicklung eines Möbelstücks erklärt er: «Für mich sind Möbel reine Funktionsobjekte. Ich denke zuerst daran, dass ich darauf sitzen soll. Danach kommt die Nutzbarkeit des Möbels – wie wir beispielsweise Stühle zusammenstapeln können. Während der Entwicklung eines Möbelstücks achte ich natürlich darauf, dass die Elemente sich in einen Raum einbringen können. Und ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass Möbel, die richtungslos, organisch geformt und ohne allzu viele Linien sind, einfacher mit anderen Gegenständen harmonieren als eckige.»
Die Frage nach der Ästhetik
Kasper Salto wurde vor allem durch seine Serie «Ice» bekannt, die aus einem Stuhl, einem Barhocker und Tischen besteht. Ein Traum ging in Erfüllung, als er mit Fritz Hansen ins Gespräch kam. Die Tatsache, dass das Unternehmen auf ihn zugekommen ist und nicht umgekehrt, gehört noch immer zu den Höhepunkten seines Lebens. Die «Ice»-Serie wurde für Fritz Hansen ein Erfolg.
Saltos Design beruht auf einer Gründlichkeit, welche den Wunsch erzeugt, ein Produkt zu gestalten, das produziert und natürlich auch gebraucht werden kann. Ausgehend von den menschlichen Bedürfnissen hat Salto viele funktionelle Stühle realisieren lassen, die aus praktischer wie auch ästhetischer Sichtweise zu gefallen wissen. Sein Durchbruch gelang ihm jedoch mit dem Stuhl «Runner» und anschliessend mit dem «Ice»-Stuhl. Beide Stühle entsprechen einem klassischen Design, die organische Formsprache verleiht den Stühlen eine lange Lebensdauer sowohl ästhetisch als auch funktionell. Er betont jedoch, dass die Ästhetik zu Beginn der Entwicklung nicht relevant ist. Das kommt erst später, wenn man sich fragt, ob man diesen Stuhl gern hat aufgrund der optischen Wirkung oder weil der Stuhl einen bequemen Sitzkomfort bietet. Es ist die ganzheitliche Betrachtungsweise, bei der man sich zuletzt fragt, ob es ein schöner Stuhl ist oder nicht.
«Tage en nap»
Trotz Lampen, Sofas oder Tische, Kasper Salto scheint eine Vorliebe für Stühle zu haben. Im 2010 auf dem Salone Internazionale del Mobile in Mailand stellte Fritz Hansen seinen neuen Stuhl NAP – von Kasper Salto – vor. Salto erklärt seine Designphilosophie anhand des NAP-Stuhls so: «Für mich geht es bei Design um Relevanz. Darum, immer wieder ein Produkt zu kreieren, das für den Benutzer relevant ist. Der Name NAP setzt sich aus den Anfangsbuchstaben dreier Grundsitzhaltungen zusammen: normal, aktiv und passiv. Denn Sitzen ist im Grunde eine konstante Bewegung.» «Die normale Position entspricht der Sitzhaltung aufrecht im Stuhl, wohingegen die aktive Position eher beim Essen oder Arbeiten zustande kommt, wenn die Vorderkante des Stuhles als Sitzfläche eingenommen wird. Eine passive Haltung im Stuhl wird eher eingenommen, wenn man sich im Stuhl zurücklehnt und entspannt die Beine nach vorne streckt.» Seiner Meinung nach sollte ein Stuhl diese drei Komponente beinhalten – und, wie er auf Dänisch sagt, sollte man auch in einen Stuhl «tage en nap», was so viel heisst, wie es sich in einem Stuhl bequem machen und entspannen.
PRESTIGE sprach mit Kasper Salto nicht nur über seinen NAP – sondern auch über die Entstehung eines Stuhles sowie nutzlose Möbelobjekte.
PRESTIGE: Gibt es ein Möbelstück, welches Sie gerne gezeichnet hätten, das aber leider von einer anderen Person designt wurde?
Kasper Salto: Vielleicht der PK9 von Poul Kjærholm…
Wie hat die Zusammenarbeit mit Fritz Hansen begonnen? Und wie hat diese Ihre Entwicklung beeinflusst?
Ich habe Bjørn Stegger 1997 auf einer Ausstellung im Kunstindustriemuseum getroffen. Er war begeistert von meinem «Runner»-Stuhl und wollte sehr gerne ein Treffen bezüglich des zukünftigen Fritz-Hansen-Stuhls – des 2003 produzierten «Ice»-Stuhls.
Über den NAP-Stuhl ist vieles geschrieben worden. Was ist das Besondere an diesen Stuhl und gibt es möglicherweise etwas, was noch nicht darüber gesagt oder geschrieben wurde?
Das Spezielle am NAP-Stuhl ist sicherlich die Kombination von «alten Werten» im Hinblick auf die Funktionalität kombiniert mit einem hochtechnologischen Prozess bei der Herstellung. Und letztendlich der glückliche Aspekt, dass der Stuhl «etwas an sich hat», was den Menschen gefällt.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, diesen Stuhl ein zweites Mal zu zeichnen, würden Sie heute etwas daran ändern?
Nein, nicht unmittelbar, aber ich hätte gerne weitere Modelle zu der «NAP»-Serie hinzugefügt.
Sie und Thomas Sigsgaard haben kürzlich den Design-Wettbewerb für die Einrichtung der UNO-Gebäude in New York gewonnen. Welche Bedeutung hat dieser Preis für Sie, und welche Möbel sollen entwickelt werden?
Es ist für uns eine Ehre, dass man uns ausgewählt hat, und wir freuen uns natürlich sehr darüber. Was es für die Zukunft bedeutet, werden wir erst später erfahren – definitiv ist es aber eine sehr gute «Visitenkarte», die selbst entwickelten Möbel im UNO-Gebäude in New York stehen zu haben. Wir werden hierfür die «Delegate»-Tische und «Observers Table», das Podium, die «Secretarys Table» und den «Secretarys Chair» entwickeln.
Welche von Ihren Möbelstücken sind Ihrer Meinung nach am besten gelungen?
Schwierig zu beantworten, denn es ist wie Eltern mit ihren Kindern – es ist sehr schwer, eines hervorzuheben oder als das beste zu bezeichnen. Dennoch würde ich den «Ice» oder den «NAP» für Fritz Hansen zu meinen Favoriten zählen.
Obwohl Sie sowohl Lampen, Sofas, Tische als auch Stühle entwickeln, scheint es mir, Sie hätten eine besondere Affinität zu Stühlen?
Ja, Stühle haben mich immer besonders interessiert aufgrund der menschlichen Statur und den vielen Anforderungen, den ein Stuhl erfüllen sollte. Im Vergleich zu einem Tisch gibt es sehr viele Möglichkeiten, einen Stuhl zu formen. Das Schwierige an einem Stuhl ist es, die Kombination von Ergonomie, Stärke, aber auch Leichtigkeit unter einen Hut zu bringen.
Dänemark ist als das Design-Land bekannt. Woher kommt Ihrer Meinung nach diese Entwicklung?
Diese Entwicklung kommt von den vielen guten Produzenten in einer demokratischen Zusammenarbeit, beziehungsweise von den Dialogen mit phantastischen und interessierten Architekten und Designern. Dieser Mix hat die Entwicklung Dänemarks als Design-Nation stark hervorgehoben.
Gibt es ein Möbelstück, welches Sie als nutzlos bezeichnen würden?
Der traditionelle Couchtisch könnte einen «pimp-up» benötigen, denn es sind sehr viele Couchtische entwickelt worden, die nicht wirklich relevant waren.
Wie viel Zeit benötigen Sie, um einen Stuhl zu entwickeln, und welche Schaffensphase erfordert besonders viel Zeit?
Es kommt darauf an, wozu der Stuhl benutzt werden soll. Es hat vier Jahre gedauert, den «Ice» für Fritz Hansen zu entwickeln – vom Briefing bis zum Zeitpunkt, als er auf der Orgatech-Messe in Köln stand. Ich würde behaupten, dass die erste Phase mit Research und Analyse vom Konzept die längste ist –zumindest sollte es so sein. Ferner nimmt die Testphase des Stuhls, in welcher die Stärke, die Materialien und die Ergonomie geprüft werden, sehr viel Zeit in Anspruch.
Woher bekommen Sie Ihre Inspirationen?
Ich abstrahiere, um gerade nicht inspiriert zu werden. Es ist sehr wichtig zu abstrahieren, um sich nicht von etwas schon Vorhandenem verführen zu lassen. Der Entstehungsprozess eines Möbelstücks sollte offen gehalten werden, und das für alle relevanten Punkte durch das ganze Projekt hindurch. Es hat einen analytischen Ansatz.
Welche Gesichtspunkte sind besonders wichtig bei der Entwicklung eines Möbelstücks?
Vor allem der Verwendungszweck des Stuhls ist sehr wichtig! Ferner die Statik und Konstruktion, das Material, die Tragfähigkeit, die Produktionsmethoden, die Ergonomie, die Ökonomie sowie das Marketing.
Was ist Ihre Meinung zu IKEA?
Kein Kommentar (lacht).
Empfinden Sie selber, dass Sie einen bestimmten Stil haben, und würde man sofort ein Möbelstück von Ihnen erkennen?
Hoffentlich nicht, denn dann würde ich einschlafen.
Was fehlt uns in der «Möbel-Welt»?
Neues Denken und relevante Möbel, die den Bedürfnissen der Menschen entsprechen.
Was habe ich vergessen, Sie zu fragen?
Hmmmmm? Ich glaube nichts…