
Kariert auf Streifzug
von Barbara Goerlich
- 6. Juni 2017
- 0 comments
- Posted in FashionFeatured
Muster bringen Vielfalt in die Mode. Sie kommen und gehen, doch so ganz aus der Mode kommen Streifen und Karos nicht. Ein ewiges Auf und Ab, geringelt und kariert gehen immer, doch in dieser Saison sind sie unverzichtbar.
Kariert oder gestreift? Keine Frage, in dieser Saison ist beides hochaktuell. Sie sind Klassiker-Muster und kommen nie aus der Mode. Deshalb erleben Vichy-Karos und Ringelstreifen aller Breitenklassen derzeit mehr als ein Comeback: Sie sind hier, um zu bleiben.
Les Marinières
Dass es ein blau-weiss gestreiftes T-Shirt mit U-Boot-Ausschnitt in die erste Mode-Liga geschafft hat, ist Coco Chanel zu verdanken. Die legendäre Couturière verliebte sich während eines Urlaubs an der Küste in das Muster und brachte die Streifenshirts auf den Laufsteg. Die Ringelshirts, die auf Französisch «Marinières» heissen, wurden zu Lieblingsbasics der Fashionistas und fanden die besten Protagonisten, die ein Kleidungsstück nur haben kann. Madame Coco trug es zur schwarzen Hose, auch Audrey Hepburn, Marilyn Monroe, Jackie Kennedy und fast alle Stil-prägenden Damen von Welt wurden irgendwann mit einem gestreiften T-Shirt abgelichtet. Modeschöpfer Jean Paul Gaultier ist ohne Ringelshirt kaum vorstellbar, und Pablo Picasso verführte sogar noch als alter Mann im gestreiften Hemd die Frauen.
Das klassische Matrosenshirt mit 21 weissen und 20 blauen Streifen wurde per Gesetz 1858 zur Berufskleidung der französischen Marine erklärt, weil die Farbkombination auch im Wasser besonders gut zu erkennen ist. War ein Matrose über Bord gegangen, konnte man ihn in einem blau-weiss gestreiften Hemd leichter im Wasser wiederfinden. Das war praktisch, weshalb auch die Fischer in der Bretagne den Marine-Look als Arbeitskluft übernahmen. La Marinière war geboren, um von Coco Chanel in den Modehimmel erhoben zu werden. Jede Französin hat mindestens eins im Schrank – als klassisches Basisoberteil zu Kostüm oder Hosenanzug, in der Freizeit zur weissen (Capri-)Hose und Ballerinas wie einst Jean Seberg im Kultfilm «Atemlos». Ob Sträfling oder Matrose, kaum ein Kleidungsstück lässt sich sowohl so lässig als auch so elegant kombinieren. Da vor allem Querstreifen Blicke auf sich ziehen, kann Frau genau die Körperteile in den Fokus rücken, die sie betonen möchte. Auch Stylisten lieben Streifen, weil sich damit tricksen lässt: Schmale Streifen lassen eine üppige Oberweite kleiner wirken, Blockstreifen hingegen täuschen mehr vor, als da ist.
Veni, Vidi, Vichy
Neben Streifen sind auch Karos das Muster der Saison. Fashion-Spass im Quadrat, denn kaum ein anderes Karomuster schreit so sehr nach Sommer wie der Vichy-Print. Er bringt nicht nur eine gewisse Leichtigkeit, sondern auch eine verspielte Note in jeden Look, ohne dabei kindlich zu wirken. Wer ein Faible für Retro-Looks à la Brigitte Bardot oder Marilyn Monroe hat, macht mit einem Vichy-Kleid nichts falsch. Vichy? Da fällt uns das berühmte Heilwasser mit dem fauligen «Goût» ein, in dem Spitzenköche Karotten zu köstlichen Vichy-Karotten garen. Historisch Bewanderte denken ans Vichy-Regime in Frankreich während des Zweiten Weltkriegs, Thalasso-Fans an eine Vichy-Dusche, die im Liegen unter Wasserberieselung stattfindet, es gibt eine Kosmetikmarke des Namens – und es bezeichnet eine Webart für Stoffe: die Vichy-Karos. Man erkennt sie immer: Ihr typisches Muster besteht eigentlich aus Streifen, die sich zu Karos kreuzen. An den Schnittstellen ist das Karo dank der Webart dann dunkler als an den Streifen und das Karomuster daher dreifarbig. Die quadratischen Karos bestehen traditionell aus zwei Farben: Eine davon ist (fast) immer Weiss, die zweite entweder Blau, Rot, Grün oder ein Pastell-Ton.
Vom Bauernkaro zum Star
Ursprünglich war das Vichy-Karo ein beliebtes Muster für Bettwäsche, Tischdecken und Pyjamas, doch längst ist es ein echter Klassiker der Modewelt. Brigitte Bardot feierte 1959 ihre zweite Hochzeit (mit dem Schauspieler Jacques Charrier) in einem zartrosa Vichy-Karo-Kleid, und der Fussballclub Manchester United trug in der Saison 2012/13 karierte Hemden im «Gingham Style», so der Name der englischen Variante. Das einstige Bauernkaro mauserte sich in den Kollektionen der bekanntesten Designer zu Stars des Laufstegs. Ob punkig oder adrett – Vichy geht immer. Auch zu Streifen.
Diese Diashow benötigt JavaScript.
Comments are closed.