
John D. Rockefeller und das Ölzeitalter
- 31. August 2015
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Mit dem Namen Rockefeller verbinden sich die Träume und Alpträume des fossilen Zeitalters. John D. Rockefeller baute mit Erdöl ein unglaubliches Vermögen und eine umfassende Marktmacht auf. Heute sagen sich seine Erben von fossilen Brennstoffen los. Damit ist der Name Rockefeller auch mit dem Aufstieg und dem Abstieg der hegemonialen Weltwirtschaftsmacht USA und dem schwarzen Gold verbunden. Der Name Rockefeller ist ein Mythos, und das nicht ohne Grund. Er steht für einen der spektakulärsten und auch gewaltigsten Umbrüche in der Menschheitsgeschichte. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts drehte sich die Welt gewohnt langsam. Die Pferde, auf denen die römischen Legionäre ritten, waren nicht schneller wie die der französischen Dragoner Napoleons oder der preussischen Ulanen zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Mehrheit der Menschen starb in dem Dorf, in dem sie auch geboren waren. Man kam meist aus seinem Tal nicht heraus. Das änderte sich erst, als fossile Treibstoffe entdeckt und in Maschinen in Geschwindigkeit übersetzt werden konnten. Das Dampfross, so nannte man im 19. Jahrhundert noch die Lokomotive, war ein erster Vorbote der neuen Geschwindigkeiten, die Welt drehte sich schon schneller. Aber erst der Einsatz des Verbrennungsmotors mit Benzin sollte zum Epochenbruch, dem Durchbruch in Richtung individueller Mobilität führen.
In den USA lassen sich die historischen Brüche der letzten 150 Jahre besonders gut beobachten. Mitte des neunzehnten Jahrhunderts waren die Plains des Mittleren Westens der USA eine riesige Grassavanne, unterbrochen nur von wilden Gebirgszügen der Rocky Mountains. Riesige Büffelherden zogen hunderte Kilometer durch unberührte Landschaften und wurden nur selten von den wenigen Indianern gestört. Innerhalb von nur einer Generation änderte sich das Big Picture vollständig. Die Büffel waren verschwunden und die Indianer hausten in Reservaten. Die USA wurden innerhalb von vier Dekaden ökonomisch vom Kopf auf die Füsse gestellt. Das Treibmittel und zugleich der Schmierstoff dazu war das schwarze Gold – zunächst Kohle und dann Öl.
Verwertungskultur
Die Kultur der amerikanischen Siedlerökonomie war von Anfang an expansiv in den «leeren Raum des Westens» ausgerichtet. Sie wollte immer mehr Land einzäunen und verwerten. Zunächst hatte man aber dazu nur die begrenzten Mittel der Planwagen zum Transport und die Pony-Reiter zur schnellen Kommunikation zur Verfügung. Mit dem Einsatz der Dampflokomotive und der Telegrafie katapultierte man die US-Gesellschaft auf eine neue Stufe der Moderne und damit auch in eine hegemoniale Position.
In den USA kam ein spezifischer religiöser Hintergrund dazu. Schon bei den ersten Siedlern, die aus Europa nach Amerika gekommen waren, spielte das puristische Leben und sein Sendungsbewusstsein eine wichtige Rolle. Viel arbeiten und lange beten, lautete das Motto. Es herrschte Zucht und Ordnung in den Familien. Man wollte in der Welt viel erreichen, predigte aber gleichzeitig die Selbstkasteiung. Das war beispielsweise ein zentraler Unterschied zu den Kolonialregimen der Spanier in Südamerika. Das ist der historische Rahmen, in dem die baptistische Familie des John D. Rockefeller lebte. Nur in dieser historischen Situation war eine solche Karriere möglich.
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