
Investment for passion
- 12. Dezember 2016
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Kunstkenner, Investoren und Spekulanten tummeln sich inzwischen am Kunstmarkt und treiben die Preise für Modern Art in die Höhe. Die Grenzen zwischen Kunst und Investment verlaufen fliessend.
Das Sparen als Anlageform soll abgeschafft werden. So scheinen es die Notenbanken mit ihrer aktuellen Nullzins-Politik zu wollen. In dieser Phase sind vermeintlich sichere Anlageformen Mangelware und Anleger gezwungen, Alternativen zu suchen. Neben klassischen Finanzprodukten und Immobilien wächst daher das Interesse an Kunst als Investment. Eine solche Anlageform kombiniert idealerweise die Freude am ästhetischen Objekt mit der Erwartung an eine attraktive Wertentwicklung. Man spricht deshalb nicht zu Unrecht von «Investments of Passion». Derzeit besonders gefragt ist moderne und zeitgenössische Kunst. Welche Wertsteigerungen in diesem Segment möglich sind, zeigt folgendes Beispiel exemplarisch: Der berühmte Musiker Eric Clapton erwarb im Jahr 2001 drei Bilder von Gerhard Richter für 3,4 Mio.?US-Dollar. In den Jahren 2012 und 2013 versteigerte er zwei der Bilder für zusammen 55,2?Mio.?US-Dollar. Im November kam das dritte Richter-Bild aus der Sammlung des Gitarristen in New York zur Versteigerung. Schätzwert: 20?Mio.?US-Dollar. Clapton hat damit den Wert seiner Investition um den Faktor 20 gesteigert. Im Jahr 1973 kaufte der Autohersteller BMW drei Bilder von Gerhard Richter für ein paar tausend D-Mark. Heute hängt der Zyklus unter dem Titel «Rot-Gelb-Blau» im Foyer der Konzernzentrale in München. Der heutige Wert der Bilder wird ebenfalls auf mehrere Millionen Euro geschätzt. Das gewachsene Interesse an Kunstinvestments hat auch zu den deutlichen Preissteigerungen am Markt beigetragen. So sorgte der Kunstmarkt in den vergangenen Jahren für manche Überraschung. Die Höchstmarken für Gemäldepreise purzelten so schnell, dass auch Kenner überrascht waren. Preise von 100?Millionen US-Dollar und mehr sind bei grossen Kunstauktionen heute keine Seltenheit mehr. Und nicht immer sind es ausgewiesene Kunstkenner, die solche Preise zahlen. Oftmals sind es sogar professionelle Kunsteinkäufer oder kunstaffine Vermögensverwalter, die im Auftrag ihrer sehr vermögenden Kundschaft eine besondere Anlageform kaufen. Diese Fachleute bringen oft die Expertise mit, über die ihre Auftraggeber nur selten verfügen. Gemäss dem «Deloitte Luxembourg?&?ArtTactic Art?&?Finance Report 2016» wurden 73 Prozent der befragten Vermögensverwalter von ihren begüterten Kunden aufgefordert, auch in Kunst zu investieren.
Ende der Übertreibungen
Der weltweite Trend am Kunstmarkt geht derzeit hin zur klassischen Moderne mit Schwerpunkt auf den weltbekannten Namen wie Picasso, Jeff Koons oder Damien Hirst. Ebenfalls begehrt sind die deutsche moderne Kunst seit 1900 und Werke des Expressionismus, also der Kunst zwischen den Weltkriegen. Natürlich lockt der boomende Kunstmarkt auch Spekulanten, die sich aber bewusst sein sollten, dass dieser Markt nicht mit einem geregelten und liquiden Markt für Finanzinstrumente vergleichbar ist. Wer kein Insider ist, für den ist der Kunst- und Antiquitätenmarkt oft intransparent. Das machen sich natürlich auch immer wieder Fälscher oder Betrüger zu Nutze – so wie es bei anderen Märkten auch der Fall ist. Wer sich dieser Risiken bewusst ist, für den kann der Kunstmarkt im Moment interessante Chancen bieten. Inzwischen ist der Markt für moderne und zeitgenössische Kunst in eine Phase mit weniger grossen Übertreibungen getreten, und es ist bereits zu ersten Korrekturen gekommen. Das Phänomen künstlich aufgeblähter Preise ist mittlerweile abgeklungen. Ein Grund dafür mag auch das drastische Durchgreifen der chinesischen Behörden gegen Korruption gewesen sein, das die Luxusgüterbranche weltweit zu spüren bekam. So zeigen die Käufer aus der Volksrepublik auch mehr Zurückhaltung als früher. Aus den USA ist die Nachfrage hingegen weiterhin robust. Mit einem Marktanteil von fast 50?Prozent bleiben die Vereinigten Staaten der führende Absatzmarkt für Kunst – weltweit. Aufholpotential liegt vor allem bei Sammlern und Investoren aus Europa. Dennoch gibt es immer wieder Überraschungen. In der Sommerauktion des renommierten Auktionshauses Ketterer wurde das Bild «Stürmisches Wetter an der Ostsee (Beschienene Wellen)» aus dem Jahr 1919 von Hermann Max Pechstein auf 350’000?Euro geschätzt, zu EUR 340’000 Euro aufgerufen und wechselte schliesslich für 700’000?Euro den Besitzer. Solche Ergebnisse sind kein Einzelfall und zeigen, wie gross das Interesse der Bieter an solchen Werken ist. Ein weiteres Phänomen ist der wachsende Anteil von Auktionen, die auf spezialisierten Internetplattformen stattfinden. Das Auktionshaus Ketterer erzielt bereits fünf Prozent seines Umsatzes bei Internetauktionen. Weltweit werden Kunstwerke im Wert von fünf Milliarden US-Dollar online versteigert, Tendenz steigend.
Wie investieren?
Wer in den Kunstmarkt einsteigen will, der muss sich zuvor einige Fragen stellen. Zum Beispiel: Welche Kunst will ich eigentlich? Kaufe ich lieber mehrere preisgünstigere Bilder, oder setze ich eher alles auf eine Karte und investiere in ein einziges, teureres Werk? Soll ich Werke junger und noch wenig bekannter Künstler kaufen oder auf bekannte Namen setzen? Wo und wie lagere ich die Kunstwerke? Kommen die Bilder an die Wand oder in den Tresor? Und vor allem: Wo kaufe ich ein als Investment gedachtes Kunstobjekt? Käufer sollten sich für einen Händler oder ein Auktionshaus entscheiden, das am Markt etabliert ist und einen guten Ruf besitzt. Nur mit der entsprechenden Expertise kann der Investor sicher sein, gut beraten zu werden. Ausserdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise so taxiert sind, dass man einen fairen Gegenwert erhält. Entscheidend ist auch, dass der Auktionator oder Verkäufer die sichere Abwicklung des Kaufs gewährleistet, bis hin zum gesicherten Transport des wertvollen Stücks und der passenden Versicherung. Wenn all diese Faktoren berücksichtigt sind, bietet ein einzigartiges Kunstwerk als Investment mehr Freude als manches Aktienpaket.
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