Investment auf vier Rädern
- 28. März 2013
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In Zeiten, in denen ausser Edelmetallen nicht viele Vermögensanlagen absolut sicher sind, erleben klassische Automobile ein Revival. Rollende Schätzchen wie Oldtimer und Youngtimer sind bei Sammlern hoch gefragt. Denn im Laufe der Jahre steigt ihr Wert – teilweise in ungeahnte Höhen. Aber Vorsicht: Die Auswahl der Objekte ist entscheidend. Wohin mit dem Geld, mit dem ersparten oder hart erarbeiteten Budget zum Investieren? Wem die Angebote oder das Handling von den üblichen Geldvermehrern wie herkömmlichen Banken nicht unbedingt zusagen, der sollte überlegen, ob sich eine kleine oder grosse Oldtimer-Sammlung bezahlt machen könnte.
Automobile Klassiker bestehen auch während der globalen Finanzkrisen, wenn Aktienkurse in den Keller rauschen und Geldinstitute ihre nächsten Fonds einstampfen. Wenn bei Auto-Raritäten der Jahrgang und das Modell mit dem richtigen Gespür ausgewählt wurden, können sie gute bis sehr gute Renditen einbringen.
Ein Blick zurück: Ende der 1980er Jahre brach der Markt für «Classic Cars» ein. Es wurde einige Jahre stiller um Oldtimer, viele Klassiker-Händler hatten mit Beschaffungs- und Absatzproblemen zu kämpfen.
Als in den 1990er Jahre die Nachfrage anzog, rieben sich alle Sammler die Hände, die das «Garagengold» aufbewahrten. Bei einigen Modellen, wie zum Beispiel den frühen 911er-Baureihen von Porsche, zogen die Preise so an, dass es nahezu zu einer Verdoppelung kam. Seit damals steigen die Preise für klassische Automobile beständig an.
Laut Classic Data, einem Pool von Experten und Sachverständigen für Oldtimer, erreichen die automobilen Wertobjekte heute im Jahr durchschnittlich 7,5 Prozent Rendite. Mit ausreichendem Startkapital und einem freien Garagenplatz kann man jederzeit in diesen lukrativen Bereich einsteigen.
Allerdings sollte so einem Projekt eine gewissenhafte Recherche vorausgehen, um solide Marktkenntnisse zu bekommen. Wem das nicht liegt oder zu aufwendig ist, der findet im Internet auch diverse Berater, die Spezialisten auf diesem Gebiet sind und den Finger am Puls der Oldie-Zeit haben.
Dazu gehört auch die Berenberg Privatbank, die sich auf diesen Bereich spezialisiert hat. «Oldtimer spielen neben den klassischen Anlagewerten eine immer grössere Rolle für unsere Kunden. Zusätzlich zum emotionalen Wert für den Besitzer haben sie sich in den letzten 30 Jahren als ernstzunehmende Wertanlage etabliert», sagt ein Sprecher zu uns.
So unterstützt das Unternehmen seine Kunden bei der Erstellung von Sammlungsstrategien, dem Sammlungsaufbau und der -verwaltung, der Bewertung von Fahrzeugen und bestehenden Sammlungen sowie bei geplanten Investitionen.
Zu bedenken ist auch, dass neben dem Kaufpreis immer Kosten für Lagerung und Reparaturen entstehen. Um eine gute Rendite zu erhalten, muss der Wagen im absoluten Topzustand bleiben. Eine Garantie für die positive Wertentwicklung gibt es jedoch in diesem Bereich ebenso wenig wie bei Aktien oder Fonds. Nicht jedes alte Auto hat die Voraussetzung für Rekordergebnisse. Nur ein Topmodell im guten Zustand hat die Eignung als Geldanlage.
Wer Anhaltspunkte zur Wertentwicklung von klassischen Automobilien sucht, wird fündig bei dem VDA (Verband der Automobilindustrie), der zusammen mit Classic-Car-Tax den Deutschen Oldtimer Index (DOX) erstellt. Hier werden halbjährlich Orientierungspunkte für den Oldtimer-Sammler gegeben. Seit 1999 werden Analysen vom VDA veröffentlicht, die den gesamten Oldtimer-Markt widerspiegeln sollen.
Modelle wie der BMW 507 zum Beispiel sind in einem guten Erhaltungszustand mittlerweile fast dreimal so viel wert wie vor ungefähr zehn Jahren. Einige besondere Modelle verbessern ihre Werte zurzeit unaufhörlich, wie auch ein Mercedes 300 SL oder die Aston Martin der ersten DB-Serien. Diverse Spitzenfahrzeuge haben innerhalb von zehn Jahren ihren Wert verdoppelt.
Grundlage dafür ist jedoch neben einer permanenten Marktbeobachtung eine hohe Investition, um einen hohen Gewinn zu erzielen. Das klappt mit einem Aktien-Depot im selben Zeitraum häufig weniger gut.
Die steigenden Oldtimer-Preise, wie entstehen sie eigentlich? Rekordpreise auf internationalen Auktionen, bei Oldtimer-Fonds und der erfolgreiche Verkauf aus Privatsammlungen lösen Bewegungen aus, die sich auf den Gesamtmarkt niederschlagen. Das macht es für Einsteiger mit nur geringer Kapitaldecke schwierig.
Eine besonders gute Recherche mit informierten und sachkundigen Beratern kann helfen, eine Angebotsnische oder ein noch nicht oder wenig gehandeltes Fahrzeug mit exzellenter Herkunft im ordentlichen Zustand zu finden. Zeit und Ausdauer können zum gewünschten Ziel führen.
Die Ergebnisse von Auktionen der Anbieter wie Bonhams, RM Auctions oder Barrett-Jackson Auctions sind mit gewisser Skepsis zu betrachten, stellen sie eben nur den augenblicklichen Wert für den Bieter dar. Rekordpreise unterliegen sehr oft der Emotion des Ersteigernden. Um ein zuverlässigeres Bild zu bekommen, sollten Interessenten von dem angestrebten Modell mehrere Auktionsergebnisse nebeneinanderstellen, um die Tendenz in der Wertentwicklung sichtbar zu machen.
Es gibt immer wieder Auktionen, auf denen Preise deutlich über dem Marktwert erzielt werden, weil zum Beispiel emotionale Gründe eine Rolle spielten. So kommt es vor, dass diese Wagen nach einiger Zeit zu geringeren Preisen den Besitzer wieder wechseln. Eine Gemeinsamkeit haben Sammler von Kunst und von Oldtimern, sie sind in ihren Entscheidungen meist nicht rational.
Die emotionale Ebene spielt bei dem Kauf von automobilen Klassikern eben mit. Die Lackfarbe, die Karosserieform oder Motoren entscheiden fast immer, weil sich der Käufer quasi verliebt hat in das Objekt der Begierde.
Wie beim berühmtesten Gebrauchtwagen der Welt. Der silbergraue Aston Martin DB5, Baujahr 1964, bekannt durch James Bond aus «Goldfinger» und «Thunderball», kam für 4’608’500 US-Dollar unter den Hammer. Der US-Amerikaner Jerry Lee, Betreiber eines Rundfunksenders in Philadelphia, hatte das 007-Auto von Sean Connery im Jahre 1969 direkt bei Aston Martin für 12’000 US-Dollar gekauft.
Mit allen voll funktionsfähigen Extras wie rotierendem Wechselkennzeichen, Schleudersitz für unliebsame Beifahrer, Maschinengewehren unter den Blinkern, ausfahrbarem Kugelfang im Heck, ausfahrbaren Messern in den Radnaben sowie Nebel-, Öl- und Krähenfüsse-Werfern gegen lästige Verfolger. Eine solche Wertsteigerung ist natürlich einzigartig.
Enthusiasten klassischer Autos behaupten, es handele sich um eine krisenfeste Wertanlage. Am Ende jedoch sind die wirklichen Gewinner dünn gesät. Es bedarf ausgesuchter Modelle von Herstellern der Top-Liga wie zum Beispiel Ferrari, Bugatti, Jaguar, Aston Martin, BMW, Porsche und Mercedes sowie ein sicheres Gespür für Tendenzen, um deutliche Wertsteigerungen zu verzeichnen.
Der Einstieg in diese Liga beginnt im sechsstelligen Eurobereich. Wie bei Reinhard Hipel aus Hamburg. Der Werbekaufmann hat vor einigen Jahren einen Aston Martin DB2 mit hoher Investition erworben. «Der Wertzuwachs meines DB2 liegt im guten zweistelligen Prozentbereich», erklärt er uns gegenüber. «Das jährliche Gutachten für die Versicherung belegt das deutlich.» Er teilt die Einschätzung von Experten, die bezüglich der Wertentwicklung weiterhin einen guten Markt mit einer fortlaufenden positiven Entwicklung sehen.
Hipel bewegt seinen Wagen regelmässig und besucht damit auch Veranstaltungen im europäischen Ausland – auf eigener Achse versteht sich. Für ihn ist sein grünes Coupé eine Wertanlage, die sich rechnet und als Zugabe Spass macht. Die aktuelle Marktsituation von klassischen Automobilien ist relativ stabil. Gegen einen jetzigen Einstieg in die Oldtimer-Szene spricht nichts.
Darüber hinaus sollte ein Oldtimer nicht unbedingt nur als reine Wertanlage betrachtet werden. Ein Klassiker offeriert die Nebenwirkung von erholsamen Ausfahrten, interessanten Markenklubs mit spannenden Events oder, für die Mutigen, Teilnahme an Rallyes oder gar Oldtimer-Rennen.
Die sorgfältige Auswahl der mobilen Sammlungsobjekte und eine frühzeitige strategische Ausrichtung der Sammlung sind dabei entscheidend für eine erfolgreiche Investition in diesem Segment. Das Investment auf vier Rädern bleibt wie jede Anlageform immer mit einem Risiko behaftet. Allerdings mit einem schönen Anblick, der als Edelmetall in der Garage steht …