
In Shivas Kochtopf
- 6. Januar 2017
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Das Ananda in the Himalayas hoch über dem fruchtbaren Ganges-Tal und der heiligen Stadt Rishikesh gehört zu den exklusivsten Destination-Spas der Welt. Im Zentrum der massgeschneiderten Wellness- und Detox-Programme des vielfach ausgezeichneten Hideaways stehen die heilsamen Kräfte traditioneller Ayurveda-Küche. Ananda war einst nicht nur ein Lieblingsjünger Buddhas, sein Sanskrit-Name steht sinnbildlich auch für einen Zustand vollkommenen Glücks und tiefen inneren Friedens. Und genau dieses NirwanaFeeling sollen auch Gäste des «Ananda» am Ende ihres Aufenthalts verspüren – zumindest wenn es nach dem Willen von General Manager Nikhil Kapur und seines mehr als 300-köpfigen Hotel- und Spa-Teams geht.
Auf einer steil zum Ganges-Tal abfallenden Flanke der mächtigen, von dichten Wäldern bedeckten Shivaliks, einer 2400?Kilometer langen Bergkette des äusseren Himalaya, liegt das weltbekannte Luxus-Resort versteckt zwischen immergrünen Sal-Bäumen. Prominentestes Gebäude auf dem rund 40?Hektar grossen Anwesen im Besitz der Maharadschas von Tehri-Garhwal ist der Ende des 19.?Jahrhunderts in zeittypischem Stilmix aus italienischer Renaissance, maurischem Zierrat und britischem Kolonialstil errichtete Privatpalast des Provinzfürsten, der in einen weitläufigen Park mit altem Baumbestand eingebettet liegt. In dem 1910 für den Besuch des Vize-Königs errichteten Anbau wird jeden Nachmittag ein stilechter High Tea serviert. Vor allem am frühen Morgen aber, wenn über den taufeuchten Rasen vor dem Palast königsblau und smaragdgrün schillernde Pfauen defilieren, ein wahrhaft magischer Ort. Tatsächlich soll Hindugott Shiva hier einst ganz in der Nähe zum ersten Mal seinen mächtigen Fuss auf die Erde gesetzt haben. Deshalb, so glauben die Einheimischen, ist dieser entlegene Landstrich im äussersten Nordwestzipfel des indischen Subkontinents, der als Geburtsort von Yoga und Ayurveda gilt, auch besonders reich an «Shakti» – universeller kosmischer Energie. Der ideale Ort also, um leere Batterien wieder aufzuladen.
Von den insgesamt 75 modern eingerichteten Zimmern und Suiten, alle bis auf drei zusätzliche Pool-Villas und die historische Viceregal-Suite in einem modernen Neubau unterhalb des Palastes und gleich neben dem weitläufigen Spa-Komplex untergebracht, geniessen Gäste entweder den Blick auf die fürstliche Residenz oder die atemberaubende Aussicht hinunter ins Ganges-Tal und die am Abend vieltausendfach aufflackernden Lichter von Rishikesh mit seinen unzähligen Tempeln und Pagoden. Schwerpunkt des Wellness-Angebots im rund 2300?m² grossen Ananda-Spa mit insgesamt 24?Treatment-Räumen sind klassische Ayurveda-Kuren. Deren tiefgreifende therapeutische Wirkung geht allerdings weit über reine Wellness-Anwendungen hinaus, denn hinter dem Begriff «Ayurveda», der wörtlich übersetzt «Wissen vom Leben» bedeutet, verbirgt sich ein umfassendes, ganzheitliches Medizinsystem, dessen Ursprünge mehr als 3500?Jahre zurückreichen und das auch philosophische, ja fast religiöse Züge trägt. Im Zentrum steht dabei die Vorstellung, dass Krankheiten Resultat eines Ungleichgewichts dreier universeller Lebensenergien sind, die jeder Mensch in unterschiedlichen Anteilen in sich vereint. Ziel jeder Ayurveda-Kur ist es, diese sogenannten Doshas (Vata, Kapha und Pitta) wieder ins rechte Lot zu bringen. Dazu werden im «Ananda» traditionelle ayurvedische Massage- und Reinigungsrituale (Panchakarma) mit klassischen Yogaübungen, Meditation und Vedanta, spirituellen Vorträgen auf Grundlage altindischer Weisheitslehren, miteinander kombiniert.
Doch vor allem die typgerechte Ernährung gilt im Ayurveda als Schlüssel zu ganzheitlichem Wohlbefinden. Und so zaubern Anandas Executive Chef Sandeep Biswas und sein Team täglich wechselnde Ayurveda-Gerichte auf den Tisch, die das individuell verordnete Spa- und Therapieprogramm Dosha abhängig effektiv ergänzen. Viele der mehrheitlich vegetarischen Zutaten für Biswas gesunde Kreationen, die ganz nebenbei auch wie von selbst die Pfunde purzeln lassen, kommen aus dem Resorteigenen Bio-Garten. Gleichzeitig belegen seine Rezepte, dass sich ayurvedische Küche auch mit typisch «westlichen» Zutaten, genauso gut aber auch orientalisch oder asiatisch zubereiten lässt. Wer mag, kann dem Küchenchef auch zweimal die Woche im Rahmen einer Cooking-Class in die Töpfe schauen. Wir hatten bei unserem Besuch Gelegenheit, mit dem Küchenchef über die Grundzüge zeitgemässer Ayurveda-Küche zu sprechen.
PRESTIGE: Mr. Biswas, warum spielt die Ernährung im Ayurveda so eine zentrale Rolle?
SANDEEP BISWAS: Ayurveda lehrt, dass das Verdauungssystem gleichzeitig das Energiezentrum unseres Körpers ist. Ayurvedische Kost hat deshalb vor allem die Aufgabe, Agni, das universelle Lebensfeuer, zu bewahren, das für die optimale Verwertung unserer Nahrung sorgt. Ist dieses komplexe System durch eine Ernährungsweise, die nicht unserem Konstitutionstyp oder den äusseren Umständen entspricht, nachhaltig gestört, kann das zu Verdauungsproblemen und in der Folge zu entzündlichen Prozessen führen. Das wiederum fördert die Bildung von Toxinen oder Ama und begünstigt dadurch die Entstehung aller möglichen Krankheiten von Körper und Seele.
Was müssen wir uns unter typgerechter Ernährung konkret vorstellen?
Im Ayurveda sind Nahrungsmittel – je nach ihren Eigenschaften – fünf grundlegenden Elementen, also Feuer, Wasser, Erde, Luft und Äther, zugeordnet. Zusätzlich wird zwischen sechs Geschmacksrichtungen unterschieden. Nämlich süss, sauer, salzig, bitter, scharf und herb. Aber auch die Doshas selbst verkörpern diese Elemente. So steht Vata für Luft und Äther, Kapha verkörpert Erde und Wasser, während Pitta Feuer und Wasser repräsentiert. So wissen wir genau, welche Speisen für einen bestimmten Dosha-Typ geeignet sind beziehungsweise was eher mit Vorsicht genossen werden sollte.
Klingt ziemlich kompliziert …
Im Gegenteil – sich ayurvedisch zu ernähren, bedeutet einfach das zu essen, was uns tatsächlich bekommt. Nahrungsmittel sind dabei gemäss ayurvedischer Tradition niemals per se gut oder schlecht, sondern wie bekömmlich sie sind, hängt eben vom Konstitutionstyp, aber z.?B.?auch von den Tages- oder Jahreszeiten ab. Wichtig ist ausserdem, stets zu saisonalen, tagesfrischen Produkten zu greifen.
Was sind die gesundheitlichen Vorteile ayurvedischer Kost?
Wer sich an einen typgerechten Ernährungsplan hält, verbessert vor allem seine Verdauung. Das stärkt gleichzeitig unser Immunsystem, das sich dann auch effektiv von Stoffwechselgiften und Schlacken befreien kann. Eine gesunde Verdauung macht uns aber auch psychisch belastbarer, denn sie sorgt für eine gesteigerte Produktion des Glückshormons Serotonin.
Wenn Sie den ayurvedischen Ansatz mit der klassisch westlichen Ernährungsweise vergleichen – was sind die grössten Unterschiede?
Wir glauben, dass Eiweiss und Kohlenhydrate – ähnlich wie bei der Trennkost – möglichst nicht zusammen verzehrt werden sollten, da die Stärke die Verdauung der Proteine blockiert, was die Entstehung von Stoffwechselgiften begünstigt. Ausserdem gehen wir in der ayurvedischen Küche wesentlich grosszügiger und kreativer mit Gewürzen um und benötigen deshalb deutlich weniger Salz. Wichtig sind ausserdem der völlige Verzicht auf Convenience-Produkte und ein deutlich niedrigerer Anteil an tierischem Eiweiss.
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