
In Verbindung mit der Welt – Hermès «Arceau»
von Gisbert L. Brunner
- 22. Juli 2022
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Seit 44 Jahren gibt es die «Arceau» von «La Montre Hermès». Während dieser Zeitspanne hat sich diese Uhr zu einem echten Klassiker entwickelt.
Wer eine Uhr am Handgelenk trägt, möchte natürlich wissen, was es gerade geschlagen hat. Genau zu diesem Zweck ist sie schliesslich erschaffen. Aber je luxuriöser die zeitbewahrenden und -anzeigenden Objekte ausfallen, desto wichtiger ist auch der schmückende Charakter. Darüber hinaus achten Menschen, welche das Besondere zum Mass ihrer hohen Ansprüche machen, auf den Wiedererkennungswert. Insider sprechen gerne vom sogenannten Zehn-Meter-Effekt. Wenn man eine Armbanduhr aus dieser Entfernung identifizieren und der damit verknüpften Marke eindeutig zuordnen kann, haben die Produktgestalter hervorragende Arbeit geleistet. Genau das trifft zu auf die «Arceau» von «La Montre Hermès». Ihre Geschichte reicht zurück bis 1978. In diesem Jahr gründete das renommierte französische Luxusunternehmen in der Schweizer Stadt Biel seine eigene Uhrenmarke. Gleichzeitig ging auch die von Henry d’Origny gestaltete Armbanduhr an den Start. Von Anbeginn stand die 44 Jahre junge «Arceau» im Zeichen hohen Wiedererkennungswerts. An einen Steigbügel und damit auch an den ersten Grosskunden des 1837 von Thierry Hermès gegründeten Unternehmens erinnert der markante obere Bandanstoss des ansonsten klassisch runden Gehäuses. Als der gelernte Sattler in Paris seine erste Werkstatt für Pferde-Zaumzeug einrichtete, dachte er keine Sekunde an Uhren. Und daran änderte sich auch nichts bis 1912. Da nutzte die einschlägig erfahrene Leder-Manufaktur ihre Kompetenz für ein Armband mit Kapsel, in der zum Beispiel Reiterinnen ihre kleine Taschenuhr sicher verstauen konnten. Ab etwa 1927 waren bei Hermès auch Armbanduhren im üblichen Sinn erhältlich. Zugeliefert jedoch von renommierten Schweizer Fabrikanten. Um sich allmählich vom Ruf einer reinen Zifferblattmarke zu befreien, kreierte Hermès in den 1930er Jahren eigenständige Zeitmesser für Handgelenk, Tasche oder Gürtel. Beredtes Beispiel ist die «Montre ceintures» für den Golfsport. Ein immens wichtiger Schritt in die chronometrische Zukunft erfolgte 1978. Der bemerkenswerte Erfolg von «La Montre Hermès» und unter anderem ihrer «Arceau» verlangte beinahe zwingend nach einer grösseren, architektonisch anspruchsvollen Fabrikationsstätte. 1999 ging deren Einweihung in Brügg nahe Biel über die Bühne. Mit Blick auf die zunehmende Bedeutung exklusiver Mechanik erwarb «La Montre Hermès» im Jahr 2006 einen 25-prozentigen Anteil an der renommierten Werkemanufaktur Vaucher.

«Arceau» im Himmel
Von Vaucher stammt selbstverständlich auch das 38,3 Millimeter hohe Automatikkaliber H1837 mit Kugellager-Zentralrotor, rund 50 Stunden Gangautonomie und vier Hertz Unruhfrequenz, welches die brandneue «Arceau Les folies du ciel» beseelt. Ihr augenfälliges Zifferblatt vereint Malerei, Gravierkunst und Animation auf einer optisch ungemein beeindruckenden Fläche, vor der zwei Zeiger für Stunden und Minuten drehen. Als Inspiration diente das 1984 von Loïc Dubigeon zu Ehren der Luftschifffahrt kreierte Motiv «Les folies du ciel». Es erfasst die ersten Momente zwischen Himmel und Erde, zwischen Traum und Realität, als sich Menschen fliegend in die Lüfte begaben. Das kunstvoll Abgebildete führt menschlichen Forschungsdrang auf diesem Gebiet bis zum frühen 20. Jahrhundert vor Augen. Dann aber setzten sich sukzessive die Flugzeuge als leistungsfähigere Transportmittel durch. Auf dem Perlmutt-Zifferblatt, dessen Struktur durch die aus zwei Kaminen aufsteigenden Rauchschwaden hindurchscheint, entdecken aufmerksame Betrachter Heissluftballons aus Neoralith. Beim Brennen der farbigen Hülle im Ofen entsteht ein Relief. Selbiges erweckt den Eindruck, das Duo würde sich mit warmer Luft füllen, um dann in den Himmel zu steigen. Alle Oberflächen lässt «La Montre Hermès» ausnahmslos von Hand polieren. Manuell bemalt ist der aus Weissgold gefertigte Korb in Gestalt eines Vogels. Des Weiteren schwebt bei «12» ein beweglicher, wiederum handbemalter und applizierter Ballon. Ähnlich einer Geheimsignatur können nur jene 24 Reisenden die Reliefprägung «Hermès Paris» entdecken, welche irgendwann ein Exemplar der limitierten Weissgold-Edition besitzen werden.
Mit «Arceau» rund um die Welt
Nicht limitiert empfiehlt sich die Hermès «Arceau Le temps voyageur» modernen Kosmopoliten beiderlei Geschlechts. Vielfliegern und Weltreisenden möchte diese Armbanduhr den Umgang mit der sich nach jeweils circa 15 Längengraden um eine Stunde verändernden Zeit erleichtern. Und damit auch das Leben unterwegs. Zu diesem Zweck trägt das bereits erwähnte Automatikkaliber H1837, welches übrigens aus 193 Komponenten besteht, vorderseitig ein ausgeklügeltes Modul. Hierfür benötigen die Uhrmacher weitere 122 Bauteile. Die Entwicklung des unter dem speziell gestalteten Zifferblatt angeordneten Zeitzonen-Dispositivs erfolgte durch den anerkannten Spezialisten Jean-François Mojon exklusiv für «La Montre Hermès». Auf den ersten Blick lassen sich insgesamt 24 Weltstädte erkennen. Sie repräsentieren die 24 Standard-Zeitzonen rund um den Globus. Beim Studium des dunklen Rings fallen verschiedene Buchstaben neben manchen Städtenamen auf. Es signalisiert die Umstellung auf Sommerzeit. Spricht man vor Ort spanisch, ist ein «V» zu lesen, das Verano meint. Neben Athen steht hingegen «K». Dieser Buchstabe ist ein Kürzel für das griechische Wort Kalokaíri. Etwas kryptisch mutet daneben auch «24 FBG» an. Insider und Freunde des Hauses Hermès wissen, dass hiermit die 24 Rue du Faubourg Saint-Honoré in Paris gemeint ist. Dort befindet sich der Stammsitz des französischen Traditionsunternehmens. Denkbar einfach ist der Umgang mit dieser Armbanduhr. Im sektorförmigen Ausschnitt bei «12» zeigt sich die Heimatzeit, dargestellt von einem Ring, welcher einmal pro 24 Stunden um 360 Bogengrade dreht. Eine separate Tag-Nacht-Indikation ist auf diese Weise entbehrlich. Vor einem bombierten kleinen Zifferblatt rotieren zwei Leuchtzeiger zur Darstellung der jeweiligen Ortszeit. Ein dezenter Drücker in der linken Gehäuseflanke bewegt diesen Satelliten im Uhrzeigersinn entlang besagter Städtegalerie. Bei der solcherart vollzogenen Wanderung in östlicher Richtung rund um den Erdball springt der kleine Stundenzeiger Schritt für Schritt um jeweils eine Position vorwärts. Unbeeinflusst davon dreht der Minutenzeiger seine Runden. Auf diese Weise lässt sich stets die Ortszeit in der vom kleinen roten Pfeil markierten Stadt samt der zugehörigen Zeitzone ablesen. Vor der Abreise braucht es schliesslich noch eine Synchronisation zwischen Heimat- und Lokalzeit.
Verantwortlich für die imaginäre Karte «Planisphère d’un monde équestre» (Planet des Pferdesports) auf dem Zifferblatt zeichnet übrigens der Künstler Jérôme Colliard. Seine ungewöhnliche Kreation, abgebildet zunächst am riesigen Globus bei einem Hermès-Springturnier in Paris und dann auf einem Seidentuch, zeigt einen imaginären «Reiterplaneten». Die sichtbaren Kontinente sind benannt nach verschiedenen Pferdesportarten, zum Beispiel Dressur.

Wer die kostbare Zeit auf diese keineswegs alltägliche Weise bei sich tragen möchte, muss entscheiden, welches Modell seinen Vorstellungen optimal entspricht.« La Montre Hermès» offeriert nämlich zwei unterschiedliche Ausführungen dieser Armbanduhr.
Aus mehr als 20 Gramm Platin besteht die «Arceau»-Schale mit 41 Millimetern Durchmesser. Für den Glasrand findet in diesem Fall DLC-beschichtetes Titan Verwendung. Die drei Buchstaben stehen für diamantähnlichen und damit hochbelastbaren Kohlenstoff. Alles, was Kratzer machen möchte, tut sich deshalb schwer. Lediglich 38 Millimeter misst die Version mit Stahlgehäuse. Ihr Zifferblatt präsentiert sich nicht schwarz, sondern blau. In beiden Fällen reicht die Wasserdichte bis zu drei bar Druck.

Hochkomplizierte «Arceau»
Dritte im «Arceau»-Bund 2022 ist die wahrhaft einzigartige «Cheval Punk». Getragen wird dieser Ausnahme-Zeitmesser mit Weissgoldgehäuse, blauer Kordel aus Alligatorleder, Tourbillon und Minutenrepetition ausnahmsweise nicht am Handgelenk, sondern in der Tasche. Kenner erinnert seine Vorderseite an einen 2021 vom Designer und Illustrator Daisuke Nomura für Hermès gestalteten Foulard. Von selbst mag sich verstehen, dass Nomuras Punk-Pferd mit farbiger Irokesenmähne komplett von Hand ausgeführt und emailliert ist. Im Inneren des faszinierenden Unikats verbaut «La Montre Hermès» das hochkomplexe Handaufzugskaliber H1924. Ganz nach dem Motto, dass alles Vorzügliche ausgesprochen selten ist.
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