
Hopp oder Flop
- 3. Juli 2017
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Finance
Alternative Sachanlagen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Doch während Kunst und Wein keinen eigenen Kopf haben, sind Pferde eigenwillige Tiere. Dennoch kann sich das Investment in sie auszahlen.
Im Februar 2006 lieferten sich Scheich Mohammed al-Maktoum aus Dubai und der Vertreter des irischen Renn- und Zuchtstalls Coolmore ein bissiges Bietergefecht um den Hengst «Green Monkey». Am Ende ging das damals 2-jährige Tier für rund 16 Millionen US-Dollar an die Europäer. Damit wurde der Höchstpreis fällig, der je im Galopprennsport bei einer Auktion für ein Tier bezahlt wurde. Und auch wenn bis heute kein Pferd für mehr Geld versteigert wurde, sind zahlreiche Investoren bereit, Millionen für ein junges Tier auszugeben. Die wenigsten von ihnen haben dabei in der Regel schon einmal selbst auf einem Pferd gesessen. Denn die edlen Rösser werden unter der Prämisse einer Wertanlage mit hoffentlich hoher Wertsteigerung gekauft, eine Art der Sachanlage, die im deutschsprachigen Raum bislang so kaum verbreitet ist. Ein Grund dafür ist sicher das Risiko, das wie bei eigentlich allen Investitionen in eine Sache nicht zu unterschätzen ist. Und während Kunst, Wein und Oldtimer mittlerweile schon zum Standard gehören, tun sich viele mit einer Anlage in ein Pferd noch schwer. Dass Experten sie teilweise sogar als die risikoreichste Sachanlage überhaupt beschreiben, sorgt natürlich nicht für zunehmende Attraktivität.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das Investment in ein Pferd eine emotionale und auch lukrative Sache ist. So kann sich mit entsprechendem Fachwissen durch ein feudales Ross die Kasse auffüllen lassen, vor allem, wenn man über die Grenzen hinausschaut. «Im deutschen Sprachraum sind die Vollblutzucht und der Galopprennsport mehr oder weniger unter dem Motto Hobby anzusiedeln. Pferde werden weniger gekauft, um Geld zu verdienen, sie dienen mehr der Freizeitgestaltung», erklärt Philipp Graf Stauffenberg, der auf seinem Gestüt im deutschen Westfalen nicht nur Vollblüter aufzieht und für den Rennsport ausbildet, sondern auch Investment-Beratung, finanzielle Beteiligungen wie auch andere Investmentmöglichkeiten in das Tier Pferd anbietet. In der Regel laufen dabei die Geschäfte grenzüberschreitend ab. Dazu der Experte: «Wenn man sich die Situation international anschaut, dann ist der Galopprennsport die Sportart, die nach dem Fussball weltweit von den meisten Menschen live erlebt wird. Dahinter steht eine gewaltige Industrie, in der extrem viel Geld bewegt wird.» Mit dem richtigen Vorgehen lässt sich nicht nur sehr viel Geld verdienen, sondern das auch relativ sicher. Die Zielgruppe der Angesprochenen begrenzt sich dabei nicht auf eine Gesellschaftsschicht. «Bei Menschen, die hier investieren, ist es ähnlich wie an der Börse. Unsere Kunden reichen zum Beispiel vom mittelständischen Unternehmer bis zu den Mitgliedern von Königshäusern beziehungsweise regierenden Familien», erklärt Philipp Graf Stauffenberg.
Details machen den Unterschied
Doch investieren bedeutet wie immer: erst zahlen, später verdienen. Daher geht es für Laien und Neueinsteiger in der Branche zunächst einmal darum, Wissen zum monetären Wert eines Tieres zu erlangen. Generell wird hier zwischen einem ungeprüften, jungen Pferd (Fohlen oder Jährling) und einem geprüften Tier (Rennpferd, Zuchtstute oder Deckhengst) unterschieden. Dazu der Experte: «Bei ungeprüften Pferden zählen vor allem der Körperbau des Tieres und seine Bewegungsmechanik, aus der man auf die zu erwartende Rennleistung Rückschlüsse ziehen kann.» Weiter zählen die Abstammung sowie aktuelle Infos zu Rennerfolgen von Geschwistern, nahen Verwandten und des Vaters, die den Wert steigern. Ist das Tier zudem später als Deckhengst oder Zuchtstute einsetzbar, multipliziert sich das Ganze noch einmal. «Spitzenhengste wie ‹Frankel›, sein Vater ‹Galileo› oder ‹Dubawi›, die zurzeit in Europa führend sind, generieren jährliche Deckeinnahmen zwischen 40 und 100 Millionen Euro», sagt Philipp Graf Stauffenberg. «Schaut man ausserdem nach China, steigen die Preise noch einmal.» Hongkong ist dabei so etwas wie eines der Mekkas für den Galoppsport. Was sich bereits daran zeigt, dass der dortige Rennsportclub die meisten Steuern in der Stadt zahlt.
Neben der monetären Einschätzung ist aber noch einiges mehr an Wissen notwendig, um auf das richtige Pferd zu setzen. Wie so oft sind Fachwissen und Detailkenntnis von Vorteil. Dabei spielt es keine Rolle, ob man den eigenen Kopf damit befüllt oder auf einen wissenden Berater oder Vollblutagenten setzt. «Meiner Meinung nach aber kommt man mit einem entsprechenden seriösen Berater schneller und sicherer zum Ziel», so der Kenner. Ebenfalls wichtig sind die bestehenden finanziellen Mittel wie auch die Risikobereitschaft. Wie alt ein Tier sein sollte, um seinen Wert zu steigern, dafür gibt es jedoch keine Regel. Denn die verschiedenen Möglichkeiten beginnen beim Fohlen oder Jährling und reichen bis hin zum ausgebildeten Rennpferd. Keine Wahl ist dabei besser oder schlechter, und auch die Frage nach Mann oder Weib ist nicht ausschlaggebend. So kann ein ehemaliger Renner später als Deckhengst viel Geld bringen. Aber auch eine Stute kann – sogar ohne Rennleistung und entsprechende Abstammung – einen hohen Zuchtwert haben.
Es muss nicht immer ein ganzes Pferd sein
Auch die Alternativen zum Kauf eines gesamten Tieres darf man nicht ausser Acht lassen. «Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Syndikaten oder Partnerschaften, an denen man sich beteiligen kann», sagt Philipp Graf Stauffenberg. «Hier trägt man das ganze Risiko nicht allein, sondern zusammen mit anderen.» Dies beginnt beispielsweise beim Unterhalt. Dieser beginnt bei rund 200 Franken pro Monat, und bei Toptrainern im Ausland steigt die Summe entsprechend an. Sparen kann man hier, wenn man auf Beteiligungen oder kurzzeitiges Investment setzt. So gibt es unter anderem Jährlingssyndikate, die hauptsächlich gewinnorientierend sind. In diesem Rahmen kann auch in Form von Pinhooking investiert werden, wie es unter anderem das Gestüt Stauffenberg Bloodstock anbietet. Dazu der Inhaber: «Pinhooking bedeutet allgemein gesagt, Pferde zu kaufen und ein Jahr später möglichst gewinnbringend wieder zu verkaufen. So werden entweder Fohlen gekauft, um sie als Jährlinge wieder zu verkaufen, oder Jährlinge gekauft, um sie als 2-Jährige bei den sogenannten Breeze-ups wieder abzugeben. Dazu kann man auch Stuten erwerben, sie von Hengsten decken lassen und ebenfalls innerhalb von zwölf Monaten verkaufen. Oder man setzt gezielt auf Hengstfohlen oder Hengstjährlinge, die man dann zu Spitzenrennpferden formt und später als Deckhengste verkauft.»
Am Ende muss es sich auszahlen
Die Möglichkeiten beim Investment Pferd sind daher vielfältig. Beginnend bei der Beteiligung – die etwas sicherere Art –, gehen sie über Ankauf und Verkauf innerhalb kurzer Zeit – ebenfalls recht gewinnversprechend – bis hin zum eigenen Pferd, bei dem in Unterhalt, Ausbildung und Jockey investiert werden muss. Hier kann es gut oder schlecht enden. Denn auch der Experte weiss, dass es generell auch beim professionellen Pferdekauf zu dem Punkt kommt, wo man auf einen Return of Investment hofft. «Besonders international ist das Vollblut eine alternative Anlageform, bei der sehr gute Margen zu erzielen sind», so abschliessend Philipp Graf Stauffenberg. Im Falle von «Green Monkey» hat Coolmore jedoch vollkommen aufs falsche Pferd gesetzt. Am Ende lief der Hengst nur an drei Rennen, gewann nie und ging bereits ein Jahr nach seinem Kauf in Rente.
Comments are closed.