Falsche Strategien: Die folgenschwersten Anlegerfehler – Teil II
- 7. Januar 2015
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Ob Anfänger oder Routinier, an der Börse machen Anleger immer wieder die gleichen Fehler. Dies hat auch damit zu tun, dass an der Börse der Affekt gegen die Vernunft arbeitet. Christian Meier, stell-vertretender Anlagechef der Banque CIC (Suisse), stellt im zweiten Teil seiner kleinen Serie die folgenschwersten Anlagefehler vor und zeigt, wie man diese vermeiden kann. Irren ist bekanntlich menschlich. Beim Anlegen können viele verschiedene Fehler gemacht werden, die je nach Verlust mehr oder weniger schmerzhaft sein können. Doch wer Anlagefehler als solche erkennt und sich Klarheit über deren Ursachen verschafft, gewinnt die Freiheit, sie in Zukunft zu vermeiden. Im Folgenden skizziere ich zwei typische Anlegerfehler.
Selbstüberschätzung
Viele Anleger überschätzen ihre Kenntnisse der Börse. Gerade nach mehreren erfolgreichen Geschäften neigen sie dazu, vorschnell und unüberlegt zu handeln. Zufällig das richtige Timing erwischt, zufällig die richtige Aktie ausgewählt und zufällig einen satten Gewinn erzielt. Gleich haben Anleger, meist die «Frischlinge» an der Börse, das Gefühl, sie hätten die Börse im Griff. Dabei verlieren sie den Blick für Trends, das richtige Timing oder eine vernünftige Portfoliostruktur. Auf Glück allein kann man sich an der Börse nicht stützen, und pures Glück wird im Investmentbereich oft mit Können verwechselt – die Zukunft an den Börsen vorhersagen, das kann niemand.
Sich vor Selbstüberschätzung schützen, ist nicht einfach. Der Kauf einer Aktie erfolgt heutzutage mit nur einem Klick. Es ist nichts Besonderes mehr – jeder kann das. Es erfordert eine hohe Disziplin, die Dinge realistisch zu sehen, Fakten nicht überzubewerten und Gegenargumente nicht zu zerreden oder anders zu deuten. Investieren Sie zu Beginn nur in Anlageinstrumente, die Sie verstehen, und beginnen Sie mit einer ehrlichen Einschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten. In Produkte investieren, die man nicht versteht, ist sehr riskant. Gerade im Bereich der strukturierten Anlagevehikel gibt es sehr komplexe Produkte. Sie tragen reizvolle Namen wie Multi-Bonus-Zertifikat oder Outperformance-Zertifikat. Um was für Anlagen es sich dabei genau handelt, wissen jedoch die wenigsten. Lassen Sie sich über Ihre Chancen und insbesondere über die Risiken genauestens informieren.
Sich von Emotionen leiten lassen
Zahlreiche Studien haben aufgezeigt, dass sich der Grossteil der Marktteilnehmer zu sehr von Emotionen leiten lässt. Die wohl bekanntesten Gefühle an der Börse sind Angst und Gier. Doch die Börse kann Anlegern ein wahres Gefühlsbad bereiten: Hoffnungen, Übermut, Stolz, Neid und Bedauern beeinflussen unglücklicherweise immer wieder unsere Anlageentscheidungen. Angst führt dazu, dass man zu Tiefstkursen verkauft. Gier lässt Anleger im letzten Moment auf einen Modetrend aufspringen.
Eine besondere Herausforderung stellt sich für die Anleger, wenn sich die Börsen über einen längeren Zeitraum «in Richtung Norden», sprich aufwärts, bewegen. Der positive Trend, wir sprechen dann von einem Bullenmarkt, kann bei den Anlegern schnell Euphorie auslösen. Wandelt sich dann die Euphorie unbemerkt in Gier um, wird daraus ein sehr gefährliches Spiel. Gesetzte Regeln und Ziele werden unwichtig, missachtet und begraben. Ein altes Sprichwort unter den Börsianern sagt «Gier frisst Hirn». Dies wird Anlegern spätestens dann bewusst, wenn Sie dadurch einen Verlust erlitten haben.