
Ein Leben für die Kunst Mäzeninnen
- 17. November 2014
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Drei exentrische und aussergewöhnliche Frauen, ohne die die Kunstgeschichte heute bedeutend ärmer und viele grosse Künstler nie entdeckt worden wären.
Peggy Guggenheim, Johanna Ey und Gertrude Stein: Drei starke selbstbewusste Frauen, die Künstler gleichermassen begeisterten, inspirierten und finanziell unterstützten. Sie zeichneten sich durch ein einzigartiges Gespür für die Strömungen ihrer Zeit und die Trends der Gegenwart aus. Ohne sie wären Namen wie Pablo Picasso, Otto Dix, Henri Matisse, Ernest Hemingway, Djuna Barnes, Paul Klee und Joan Miró kaum zu dem geworden, was sie heute sind. Prestige stellt drei dieser grossen Frauen vor.
Vom «armen» reichen Mädchen zur Sammlerin
1898 in New York geboren, entstammt Peggy, die eigentlich Marguerite heisst, einer schwerreichen amerikanischen, jüdischen Familie. Bereits mit 21 Jahren tritt sie eine riesige Erbschaft an, die sie für ihr Leben finanziell unabhängig macht. Ihr Vater Benjamin zählte zu den Opfern des Titanic-Unglücks. Mit dem Geld will sie reisen und die Welt kennenlernen. So besucht die Guggenheim-Tochter 1921 Paris und taucht in die künstlerische Avantgarde der Stadt ein. Hier lernt sie Sylvia Beach mit ihrem Buchladen «Shakespeare & Company» und die Schriftstellerin Djuna Barnes kennen. Sie verkehrt in den gleichen Bars wie T. S. Elliot oder Ernest Hemingway und unterstütz zum ersten Mal mittellose Künstler und Schriftsteller. Sie stiftet ihnen Stipendien und kommt für ihre Lebenskosten auf.
Erst im Jahre 1937, auf Anraten Samuel Becketts, entdeckt Peggy jedoch die Förderung der modernen abstrakten Malerei, von welcher sie bis dahin keinen blassen Schimmer besitzt. Doch ihre Freunde, unter ihnen Marcel Duchamp, helfen ihr gern. Und Peggy lernt schnell. Bereits 1938 eröffnet Peggy eine Galerie in London. Die grossen Namen unter ihren damaligen Protegés lauten Georges Braque, Marc Chagall, Salvador Dali und Pablo Picasso. Sie plant ein Museum für moderne Kunst, doch die beginnende Furcht vor einem Krieg macht diese Pläne zunichte. Stattdessen investiert Peggy fortan in die Maxime: «Jeden Tag ein Kunstwerk kaufen!» Damit unterstützt sie Künstler, die entweder Juden sind oder ihrer «entarteten» Kunst wegen vor den Nazis flüchten. Somit erwirbt Peggy den Grundstock einer grossartigen Sammlung, zu der Paul Klee und Joan Miro gehören. Max Ernst wird zudem ihr Ehemann. Mit ihm zieht sie nach New York und taucht dort in die avantgardistische Szene eines Jackson Pollocks (der ebenfalls einer Peggys Liebhaber ist und den sie finanziell unterstützt) ein. Nach der Scheidung von Max Ernst (1946) zieht es Peggy zurück nach Europa. Venedig heisst ihre neuste Liebe. Dort eröffnet sie das Museum der Peggy Guggenheim Collection und frönt weiterhin ihrem exentrischen Lebensstil. In einer aus Gold verzierten Gondel lässt sie sich durch die Stadt chauffieren, stets mit grossen schrillen Sonnenbrillen und ihrem Hund. 1979 stirbt Peggy Guggenheim in Italien – ihre Sammlung ist jedoch noch immer in Venedig zu bewundern.
Von der Bäckersfrau zur Mäzenin
Johanna Ey war das Mäzenatentum – anders als bei Peggy Guggenheim – sicherlich nicht in die Wiege gelegt worden. Geboren als arme Weberstochter, heiratet sie jung, bekommt zwölf Kinder, von denen acht früh sterben. Sie lässt sich scheiden in einer Zeit, in der Scheidung geächtet wird. Dann eröffnet sie eine Bäckerei mit Ausschank und arbeitet hart für ihr Einkommen. Die Nähe ihrer Bäckerei zur Düsseldorfer Kunstakademie, Oper und zum Schauspielhaus beschert ihr jedoch vermehrt Schauspieler, Sänger, Musiker, Maler und Bildhauer als Kunden. Da diese häufig knapp bei Kasse sind, gewährt ihnen «Mutter Ey», wie sie bald genannt wird, Kredit oder akzeptiert Bilder als Zahlungsmittel.
Ab und an gibt sie auch Porträts ihrer selbst in Auftrag. Nach und nach sammeln sich so allerhand Kunstwerke an. Die Wirtin mutiert zur Sponsorin moderner Kunst und beginnt mit dieser zu handeln. Sie erkennt zudem auch ohne höhere Schulbildung oder Herkunft die Bedeutung vieler aufstrebender Künstler. Zu ihnen gehören Otto Dix, Max Ernst, Robert Pudlich und Otto Pankok.
Bald eröffnet sie eine eigene Gallerie für den Handel mit Bildern. Nach dem Ersten Weltkrieg wird die Galerie unter dem programmatischen Namen «Junge Kunst – Frau Ey» zum Mittelpunkt der Künstlergruppe «Das Junge Rheinland». Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und infolge der Gleichschaltung gelten jedoch praktisch alle Maler aus dem Umkreis Johanna Eys mit einem Schlag als entartet; die meisten sind überdies politische Gegner des Nationalsozialismus und zum Teil aktiv im Widerstand. 1933 werden deswegen zahlreiche Bilder aus Ladenbestand und Sammlung der Galerie Ey beschlagnahmt und zerstört. Im April 1934 gibt Johanna Ey ihre Galerie auf. In Düsseldorf bekommt sie, als sie im Alter von 83 Jahren stirbt, ein Ehrenbegräbnis. Sie gilt heute noch als Ikone.
Sammlerin und Salonière
«Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose», dies ist wohl der meist zitierte Satz von Gertrude Stein und er sagt viel über ihr Kunstverständnis und ihre Persönlichkeit aus. Sie ist begeistert vom kubistischen Stil, liebt Wiederholungen und setzt auf Einfachheit und Gegenwart. Alles geschieht jetzt, Interpunktion und Grammatikregeln werden ignoriert. Ebenso ignoriert sie gesellschaftliche Regeln und lebt mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas zusammen. Sie lässt sich 1903 in Paris nieder und teilt sich ihren berühmten, mit zeitgenössischer Kunst ausgestatten Salon Rue de Fleures 27 zuerst mit ihrem Bruder, dem Kunstsammler und -kritiker Leo Stein, ab 1913 mit Alice B. Toklas. Die beiden erwerben Werke von Paul Cézanne, Paul Gaugin, Auguste Renoir, Edgar Degas, Georges Braque – Maler einer neuen künstlerischen Ära. Gertrude kauft diese Bilder nicht etwa als Investition, sondern aus Begeisterung für die Avantgarde. Matisse fasziniert sie, ebenfalls Picasso, der sie später auch malen wird. Das Heim der Steins gleicht einer Galerie. Zum Jour fixe kommen Pablo Picasso, Georges Braque, Juan Gris, Francis Scott Fitzgerald, Ezra Poung und Ernest Hemingway. Letzterer liess sich von Stein in literarische Fragen gerne beraten.
Gertrude Stein ist in der Pariser Szene eine angesehene Persönlichkeit, ihr Urteil wird geschätzt. Sie vermittelt Künstler an Galeristen, betreibt Networking und macht sich als Salonière und Mäzenin einen grossen Namen. Kunstfreunde aus aller Welt suchen sie auf, nicht nur, um ihre Sammlung zu betrachten, sondern um sich von ihr in den neusten Entwicklungen des Kunstmarktes beraten zu lassen. Ihr eigenen literarischen Ambitionen bleiben zumeist ungeachtet. Erst spät, mit Ende fünfzig, kann sie einen Erfolg aufweisen. Ihr Buch «Autobiographie von Alice B. Toklas», in dem sie ihr eigenes Leben mit der geliehenen Stimme ihrer Lebensgefährtin erzählt, wird zum Bestseller.
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