Ein kurzes Gespräch über Wein mit James Suckling
- 14. Januar 2015
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James Suckling, Journalist und erfahrener Weinkritiker, verkostete im Laufe seiner Karriere wahrscheinlich mehr als 150’000 Weine. Seine Veröffentlichungen und Bewertungen erscheinen weltweit in Magazinen und Zeitschriften. Prestige: Mister Suckling, wie viele Weine bewerten Sie pro Jahr ungefähr?
James Suckling: Pro Jahr degustiere ich circa 6 000 bis 7 000 Weine.
Das ist eine ganze Menge. Was sagt Ihre Leber dazu?
Oh, die muss inzwischen sehr gross sein, aber noch beschwert sie sich nicht und arbeitet hervorragend (lacht).
Sie sind gebürtiger Amerikaner, leben jedoch schon seit einiger Zeit in Europa. Wie sind die europäischen Weine im Vergleich zu amerikanischen? Worin liegt der gravierendste Unterschied?
Zurzeit lebe ich in Hongkong. Ich besitze jedoch ein Haus in der Toskana, in dem ich mich mehrere Monate im Jahr aufhalte. Der grösste Unterschied zwischen amerikanischen und europäischen Weinen ist die Frische der europäischen Weine. Amerikanische Weine sind reifer und haben einen höheren Alkoholgehalt. Kurz und salopp ausgedrückt: Die Europäer sind trinkbarer. Zudem gibt es in Europa eine sehr alte Weintradition und sehr viele verschiedene Weinstile.
Bei welchem Wein sehen Sie das beste Preis-Leistungs-Verhältnis?
Italien ist immer noch absoluter Spitzenreiter. Ganz besonders im Süden Italiens, in Sizilien, gibt es Weine von Spitzenqualität. Ich liebe die Weine vom Ätna. Italien ist allgemein ein sehr spannendes Weinland. Es gibt so viele unterschiedliche Regionen und Geschmäcker. Aber auch Portugal, besonders das Douro-Tal, ist eine grosse, hervorragende Weingegend. Nicht zu vergessen ist auch Frankreich. Momentan sind jedoch sehr viele Asiaten an französischen Weinen interessiert und das treibt die Preise in die Höhe. Aber es gibt viele grosse und gute Beaujolais, bei denen das Preis-Leistungs-Verhältnis hervorragend ist.
Und wie würden Sie die Schweizer Weine einstufen?
Oh, es gibt einige sehr, sehr gute Weine in der Schweiz, aber sie sind viel zu teuer. Ich weiss, dass die Menschen hier sehr stolz auf ihren Wein sind, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach nicht. Vor allem im Gegensatz zum Nachbarland Deutschland: Mosel, Pfalz, Rheingau – hier sitzen einige der weltweit besten Winzer. Trotzdem zahlt man für eine Flasche ihres Weines gerade mal 20 Euro, obwohl sie meiner Meinung nach mindestens 60 Euro wert wäre.
Sie sind heute hier, um ein von Ihnen designtes Weinglas vorzustellen. Was ist das Besondere an diesem Glas?
Als Weintester benutze ich immer dasselbe Glas. Ein universelles Glas für jeden Wein. Dieses war jedoch immer eher funktional als schön, deshalb habe ich mich entschieden, eine eigene Glaskollektion zu entwerfen. Schön und funktional zugleich.