
Eine Bar-Inszenierung
- 5. April 2018
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Statt eines Bartresens einfach ein Elefant, zwei Gastgeber statt eines Bartenders – so eröffnete in Frankfurt ein neues In-Konzept. Ohne publikumswirksame Eröffnung. Ganz einfach so wurde in Alt-Sachsenhausen eine komplett neue Kneipenära eingeleitet. Fulminant ist im «Bonechina» nur das Konzept.
Schon alleine der Name «Bonechina» lässt rätseln, ob nicht in irgendeiner Art und Weise die chinesischen Triaden ihre Finger im Spiel gehabt haben könnten. Das passt zu der Idee, die Kneipenszene Frankfurts mit neuen, ausgefallenen und extravaganten Locations aufzumischen. Als krassen Gegensatz zum Umfeld, bei dem der «Äppelwoi» und die «Bembel» Markenzeichen sind und die Gegend prägen, die Miefigkeit des alten Frankfurt vor sich hin müffelt und das Fachwerkidyll bis heute als Kontrast zum Gedanken einer mondänen Weltstadt prägend ist, versucht das «Bonechina», etwas völlig Andersartiges umzusetzen: Neben der wasserspuckenden «Fraa Rauscher» von der Klappergass (eine Anspielung auf die gärende Wirkung des Äppelwoi) soll nun etwas gänzlich Unfrankfurtisches geboten werden, um die Leute aus ihren Häusern herauszulocken. Die Yuppieszene soll hier nicht wieder eine neue «In-Bar» bekommen, wie sie überall aus dem Boden spriessen und beliebig austauschbar sind, sondern es sollen die Leute angesprochen werden, die auf Qualität und Originalität setzen.
Frontales Barkeeping ist out!
Wer hier die Bar sucht, wird nichts finden, wer hier den Bartender sucht, auch nicht, es gibt keinen Tresen und auch keinen Ober. Hier wird man wie daheim an der Tür willkommen geheissen und dann: ist man sich selbst überlassen. Was soll das denn? Ich denke, wir sprechen hier von einer Kneipe? Hier zählt Eigeninitiative, man ist völlig frei – der Gast soll sich wie zu Hause fühlen, er kann eine der eisgekühlten Pre-bottled-Kreationen wählen oder sich selber einen Drink mixen oder aber doch den Gastgeber – einen Wirt gibt es ja nicht – bitten, ihm bei der Auswahl oder der Zubereitung seines Drinks zu helfen. Hier bleibt es allerdings erst einmal klassisch, es gibt alles vom Longdrink bis zum Cocktail. Dann aber wieder auch nicht, denn der Gast darf sich seinen Drink ganz nach Belieben «aufpimpen». Er kann zum Beispiel von einer Auswahl verschieden aromatisierter Eiswürfel seinem Drink eine ganz persönliche Note verpassen (wie Lemongras oder Pfirsich), das Sortiment wird stetig ausgeweitet. Oder er kann sich einfach seinen Pre-bottled-Drink besorgen, auch hier bleibt die Rezeptur nie gleich, permanent werden neue Bottles kreiert.
Bar-Inszenierung
Und wofür steht der Elefant im Laden? Ganz einfach: Hier kann sich jeder sein hausgemachtes Tonic Water selber zapfen! Er ist der Mittelpunkt der Location. Verlieren wir noch ein Wort über das Interieur: Die Interiordesigner «Studio Aberia» und der Bildhauer Marc Rammelmüller schufen hier ein Frankfurter Gesamtkonzept. Angelehnt an die Origami-Technik erinnern die Keramik-Fliesen an die Bembel, und Blautöne dominieren in verschiedenen Tönen den Raum, abgesehen von einigen Regalen aus Birnbaumholz, welche mit Pflanzen und Deko helle Akzente setzen und Gemütlichkeit bringen.
Wenn Sven Riebel, der Gewinner des Mixology Bar Awards 2016, und sein Team das «Bonechina» morgens zusperren und sich wieder neue Leute zusammengefunden haben, haben sie wieder einen tollen Abend nach ihrem Motto «I was at home last night», das an der Fassade des alten, 1747 erbauten Hauses hängt, hinter sich gebracht.
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