
Eine aristokratische Begegnung
von Valeska Jansen; Titelbild: Mark C.O'Flaherty
- 21. September 2017
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Ein privilegiertes Leben zu führen, gehört seit Jahrhunderten zum Standard des Adels. Ein erfülltes Leben zu haben, ist dabei nicht zwingend der Fall. Gräfin Isabelle d’Ornano trägt ihren Reichtum niemals nach aussen und hat ihren persönlichen Werten die wahre Erfüllung zu verdanken.
Die französische Kosmetik-Marke Sisley wurde vor über 40 Jahren von Hubert dʼOrnano gegründet. Zusammen mit seiner Frau Isabelle entwickelte er Pflegeprodukte auf rein pflanzlicher Basis und unter Berücksichtigung vieler Kriterien aus der Homöopathie.
Nach seinem Tod vor zwei Jahren übernahm Sohn Philippe die Leitung des Unternehmens. Isabelle d’Ornano, nach wie vor überall involviert, liebt die Kommunikation zu Menschen und sieht diese Eigenschaft als einen wichtigen Pluspunkt für ihren Erfolg in der Branche. Modisch und elegant, hat die Gräfin, die einem polnischen Adelsgeschlecht entstammt, eine auffallend charmante und menschliche Art, mit ihrem Gegenüber umzugehen. Beinahe demütig bewegt sich die Aristokratin unter Menschen, und Arroganz und Distanziertheit passen nicht in ihre Welt. Als gläubige Katholikin will sie in erster Linie helfen und ruht sich niemals auf ihrem privilegierten Leben aus. Eine ihrer grössten Leidenschaften ist das Sammeln von Kunst. In d’Ornanos Pariser Wohnung geben sich alte und zeitgenössische Kunstwerke bunt gemischt die Hand. Fotografien, Ölgemälde, Aquarelle, Zeichnungen bis hin zu Statuen und anderen Kunstobjekten hängen und stehen in jedem Raum des 700 Quadratmeter grossen Apartments. Kunst von Bronislaw Kryztof, Georges Jeanclos und Marina Karella liebt die Gräfin bereits seit vielen Jahren, doch auch die zeitgenössische Kunst findet ihren Gefallen.
PRESTIGE: Sie sind eine grosse Kunstsammlerin, welches war Ihr erstes Kunstwerk in Ihrer Sammlung?
ISABELLE DʼORNANO: Das kann ich so nicht beantworten, denn ich begann vor vielen Jahren zusammen mit meinem Mann Kunst zu sammeln, und wir wollten damals vor allem jungen polnischen Künstlern die Chance geben, bekannt zu werden. Sie sollten die Möglichkeit haben, in einer Stadt wie Paris auszustellen. Wir besassen eine Räumlichkeit, die wir in eine kleine Galerie verwandelten, um dort den Bekanntheitsgrad unserer Künstler zu erhöhen.
Nach welchen Kriterien sammeln Sie heute?
Meine Art, Kunst zu sammeln, hat sich mit dem Alter verändert. Heute berücksichtige ich auch den Wert eines Kunstwerkes, denn es soll ja auch eine Art Anlage für meine Kinder sein.
Haben Sie gerade einen Favoriten?
Ich und meine Kinder lieben zeitgenössische Kunst, und mein Favorit in diesem Bereich ist der Schotte Peter Doig. Von ihm besitze ich einige Gemälde. Und auch die Kunst von dem deutschen Maler und Bildhauer Anselm Kiefer begeistert mich sehr.
Ihr letzter Kauf?
Das letzte Kunstwerk, das ich erstanden habe, stammt von David Hockney. Ich bewundere seine digitale Technik sehr. Dieses hat er z.B. auf dem iPad entwickelt, einfach fantastisch.
Zusammen mit Ihrem Mann haben Sie die Sisley d’Ornano Foundation gegründet. Wie kam es zu dieser Idee?
Nachdem wir Sisley gegründet hatten, wurden wir eigentlich sehr schnell erfolgreich, und die Geschäfte liefen sehr, sehr gut. Wir nahmen dies nicht als selbstverständlich hin und wollten der Gesellschaft etwas zurückgeben. Unsere Stiftung ist zwar nicht gross, aber wir helfen mit sehr unterschiedlichen Projekten doch gezielt und intensiv. Wir kümmern uns um die Ausbildung von Frauen aus Regionen der Welt, in denen dies sonst unmöglich für sie wäre. Wir unterstützen Gesundheitsprogramme und engagieren uns auch im Bereich Kunst.
Sie haben sogar eine Glocke von Notre Dame gespendet?
Ich bin ein sehr gläubiger Mensch, und ich wusste, dass die Kirchenglocken von Notre Dame während der Französischen Revolution eingeschmolzen wurden, um Waffen und Munition daraus zu fertigen. Die später unter Napoleon provisorisch ersetzten Glocken hatten keinen schönen Klang und harmonierten untereinander auch nicht. Wir leben und arbeiten in Paris, und so haben wir gegenüber der Stadt, die uns so viel gibt und auch massgeblich am Erfolg unserer Marke Sisley beteiligt ist, eine Verantwortung, und dazu gehört natürlich wichtiges Kulturgut. Also beschlossen wir anlässlich des 850sten Geburtstages von Notre Dame, die Glocke namens Gabriel zu ersetzen.
Ihr neuestes Projekt?
Wir haben jedes Jahr um die 40 Projekte. Das ist schwierig zu beantworten. Es gibt kleinere und grosse Projekte. Aber eines der wichtigsten dieses Jahr führen wir gemeinsam mit der Regierung durch. Wir errichten in einem alten Krankenhaus ein Frauenhaus. Obdachlose Frauen finden hier eine Unterkunft, wo sie schlafen können, und dies ist natürlich auch vor allem im Winter sehr wichtig. Überhaupt drehen sich viele unserer Aktivitäten darum, Frauen zu helfen. Hier und auf der ganzen Welt.
Gibt es eine Anekdote im Zusammenhang mit einem Projekt?
Oh ja! Wir unterstützen in Paris auch einen Pfarrer, der jeden Abend loszieht und Transvestiten am Bois de Boulogne mit Kaffee und Tee versorgt. Ihn habe ich einmal eine Nacht lang begleitet, und es war eindrücklich und auch eigenartig, mit dieser Randgruppe so eng in Berührung zu kommen. Ich hatte wirklich sehr viel Freude und auch Spass in dieser Nacht.
Ihr Schlüssel zum Erfolg?
Die besten Produkte auf den Markt zu bringen! Der Schlüssel zum Erfolg ist meiner Meinung nach immer Qualität. Mit unseren Produkten verfolgen wir das Prinzip: nur beste Inhaltsstoffe, sprich die qualitativ hochwertigsten Pflanzen, zu verwenden. Was nutzt es einem, wenn man ein Produkt verkauft und es niemand ein zweites Mal kaufen möchte, weil er von der Wirkung und dem Inhalt nicht überzeugt worden ist.
Und für privaten Erfolg?
Mein persönlicher Schlüssel ist meine Natur, Menschen zu lieben. Ich liebe Gespräche und den persönlichen Kontakt zu Menschen.
Was ist für Sie im Leben das Wichtigste?
Das kann ich eindeutig beantworten: meine Kinder! Und auch der Glaube spielt eine sehr grosse Rolle in meinem Leben.
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