Die Whisky-Botschafterin – Deborah Stewart
- 13. August 2013
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«Uisge Beatha», Wasser des Lebens, nannten ihn damals die keltischen Mönche. Heute begeistert Whisky weltweit eine immer grösser werdende Fangemeinde von Geniessern. Lange Zeit galt Whisky als echtes Männergetränk, doch seit einiger Zeit erfreuen sich immer mehr Frauen an seinem Geschmack. Whisky ist nicht nur das Leibgetränk von Leinwandhelden und grossen Schriftstellern aus vergangenen Tagen, sondern gilt als der Drink für echte Männer. Doch auch Frauen sind langsam auf den Geschmack gekommen, denn der klassische Hochprozenter vereint Savoir-vivre und Trinkkultur vom Feinsten. Deborah Stewart ist eine dieser Frauen. Sie ist Whisky Ambassador für Pernod Ricard Schweiz und seit zehn Jahren Whisky-Kennerin. Die gebürtige Schottin lebt seit fünf Jahren in Genf. Und weiss so einiges über ihr Lieblingsgetränk zu berichten.
PRESTIGE: «Beefsteak. Männer kochen echte Männergerichte für Frauen.» Beefsteak soll laut dieser Aussage etwas für echte Kerle sein. Gilt das auch für Whisky?
Deborah Stewart: absolut nicht. Vielleicht vor 20 Jahren, aber heute steigt die Anzahl Frauen, die Whisky trinken, stetig. Sicherlich ist Whisky eher eine Männerdomäne, wenn ich aber als Beispiel die Whisky-Schiffe in Zürich und Luzern nehme, stelle ich eine steigende Anzahl weiblicher Teilnehmerinnen fest. Leider werden keine Statistiken darüber geführt. Ich habe den Eindruck, dass Frauen sich immer mehr für Whisky interessieren. Für Zweifler empfehle ich einen wunderbaren Internetblog: http://misswhisky.com
Was haben Sie vor Ihrer Zeit als Whisky-Botschafterin gemacht?
Seit ich 18 Jahre alt bin, arbeite ich in der Whisky-Industrie. Als Whisky-Botschafterin bin ich seit 2007 in der Schweiz tätig.
Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Die meisten Aspekte, die mein Job mit sich bringt. Ich liebe es, meine Leidenschaft für die unglaubliche Auswahl verschiedener Whiskys mit anderen Menschen zu teilen. Genauso liebe ich unsere speziellen Tastings, die auch exklusive Speisen einbeziehen. Ich kann Köstlichkeiten auszuprobieren, die ich im Normalfall nicht kombinieren würde. Ein tolles Beispiel dafür war eine aussergewöhnliche Werbeaktion mit Chivas Regal 18 und Schokolade. Auf der Suche nach der dafür am besten geeigneten Schokolade besuchte ich mit einem Freund eine Schokoladenmanufaktur in Genf, im Gepäck eine Flasche Chivas 18 und vier Gläser. Mit den zwei Chocolatiers setzten wir uns an einen Tisch und kosteten alle erdenklichen Schokoladensorten, die vorhanden waren, um die zum Whisky passendste auszusuchen.
Sie leben in der Schweiz, vermissen Sie Schottland?
Schottland ist meine Heimat und wird es immer sein. Nichtsdestotrotz habe ich die letzten fünf Jahre damit verbracht, mir in der Schweiz ein neues Heim einzurichten und ein neues Leben aufzubauen. Natürlich steht das kleine Dorf in Schottland, in dem ich aufgewachsen bin, in einem grossen Kontrast zur Schweiz, doch mittlerweile kenne ich die Schweiz besser als Schottland. Sicher würde ich wieder nach Schottland zurückgehen, aber nur, wenn sich eine sehr gute Gelegenheit ergäbe.
Reagieren Ihre Gäste irritiert, wenn Sie als Frau Tastings veranstalten? Ist Whisky eher eine Männerdomäne?
Kein bisschen. Heutzutage bedeutet das Geschlecht nichts und es ist für mich sehr ungewöhnlich, die einzige Frau zu sein, da sowohl Männer und Frauen Whiskys vorstellen. Manchmal besteht eine Gruppe nur aus Frauen. Von den zahlreichen Menschen, die ich in der Whisky-Industrie kenne, bestehen nur wenige Rollen, in die Frauen nicht involviert sind. Ich persönlich kenne weibliche Produktionsmanager und Spirit-Supply-Spezialistinnen, auch Master Blenderinnen. Am jetzigen Punkt meiner Karriere weiss ich, dass ich mit meinem Wissen und meiner Einstellung zu den Produkten teilweise über vielen meiner männlichen Kollegen stehe.
Welchen Whisky mögen Sie am liebsten?
Ich habe zwei Favoriten. Mein Alltagsfavorit ist The Glenlivet 16 Nàdurra. Seine Süsse mit dem Geschmack von Vanille und Honig sowie einem Hauch Zitrone schmeckt mir ausgezeichnet. Der Favorit für spezielle Anlässe ist der Chivas Regal 25. Reichhaltig und lieblich im Geschmack und – um es simpel auszudrücken – einfach das reinste Vergnügen, ihn zu trinken.
Ist Whisky ein Getränk, das man eher als reiferer und erfahrener Erwachsener zu schätzen und zu geniessen weiss? Wird in Clubs zu oft mit Softgetränken gemischt und der Whisky damit «entehrt»?
Seit ich mich mit Whisky beschäftige, ist die wichtigste Sache beim Whisky der Genuss. Wenn natürlich jemand seinen Whisky mit Coca-Cola oder etwas Ähnlichem mischen möchte und diese Kombination geniesst, ist das absolut okay für mich. Würden Sie hingegen dafür einen teuren Whisky nehmen, wäre das eine Schande, da Sie niemals in der Lage wären, all die verschiedenen Aromen zu schmecken und zu erleben, die so ein Whisky bietet. Im Sommer begeistern mich Kombinationen mit Jameson, Ginger Ale und Limone, weil sie so erfrischend sind.
Es gibt alkoholische Getränke, die speziell auf die Frau zugeschnitten sind. Bier zum Beispiel. Wie ist es beim Whisky? Wollen Frauen einen «weiblicheren» Geschmack oder einfach nur einen «echten» Whisky?
Die Anzahl Frauen, die Whisky lieben, steigt sehr stark und ich denke, dass die Geschmäcker der weiblichen Whisky-Trinker genauso vielfältig sind wie die der männlichen. Ich habe Frauen getroffen, die eher rauchige und stärkere Whiskys bevorzugten, und dann wieder andere, wie ich zum Beispiel, die eher die leichteren und lieblicheren Geschmäcker mochten. Es existiert kein individueller Geschmack, es hängt mit der Person zusammen, so wie alles im Leben.
Ist Whisky ein Getränk, das ausschliesslich in Schottland hergestellt werden sollte?
Whisky kann überall auf der Welt hergestellt werden. Sicher, die längste Tradition im Brennen von Whisky haben Schottland und Irland, danach Nordamerika. Wir sind zwar noch nicht an diesem Punkt, aber ich denke, dass in 20 Jahren schottischer Whisky ungefähr das gleiche Ansehen wie französischer Wein geniessen wird, von dem viele Leute behaupten, er sei der beste Wein überhaupt. Trotz der Tatsache, dass zahlreiche Länder ihren eigenen Wein produzieren.
Würden Sie gerne Ihren eigenen Whisky herstellen? Wie würden Sie ihn beschreiben? Welche Geschmacksrichtungen sollten darin enthalten sein?
Ich weiss zu wenig über die Wissenschaft, meinen eigenen Whisky herzustellen. Und vor allem brauche ich das nicht, da er genau gleich wie der Glenlivet Nàdurra schmecken würde!