Die Schuhkönigin – Giovanna Ferragamo
- 27. März 2013
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- Editorial Media Group AG
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Die Tochter des berühmten Schuhmachers Salvatore Ferragamo ist eine Vollblut Italienerin. Sie liebt Mode, Schuhe und gutes Essen. Zusammen mit ihren fünf Geschwistern leitet Giovanna Ferragamo eines der ältesten Familienunternehmen Italiens und residiert dabei in einem Palast, dem Palazzo Spini Feroni, mitten in Florenz. PRESTIGE traf die Unternehmerin exklusiv in einem der unzähligen Palazzo-Räume anlässlich der Lancierung des neuesten Herrenduftes Ferragamos, Acqua Essenziale:
PRESTIGE: Was ist der Unterschied zwischen der Arbeit einer Business-Frau heute und vor 20 Jahren?
Giovanna Ferragamo: (Lacht) Also damals hatte ich eigentlich mehr Zeit für mich. Man hatte auch mehr Zeit, in den Beruf hineinzuwachsen. Heute rast die Zeit. Alles muss schnell, schneller, am schnellsten erledigt werden. Dafür haben Frauen heute viel grössere Chancen, im Job weiterzukommen, allerdings sind sie heute auch viel besser ausgebildet.
Wurden Sie denn in einer patriarchalischen Gesellschaft Italiens von Anfang an ernst genommen?
Ich halte mich dabei immer an den wahren Spruch: Erfolgreiche Männer haben immer eine starke Frau an ihrer Seite. Heute sind die Frauen aus dem Schatten ihrer Männer getreten und stehen selber in der vordersten Reihe. Klar gab es in Italien anfangs eine gewisse Gegenwehr der Männer. Meiner Meinung nach eine Frage der Eifersucht.
Und wie war es bei Ihnen?
Wir waren zu Hause sechs Kinder. Drei Jungs und drei Mädchen. Deshalb gab es immer eine Gleichberechtigung, es gab ja keine Mehr- oder Minderzahl. So aufgewachsen, habe ich mir eigentlich nie die Frage gestellt, ob ich nur als Frau gesehen werde. Ich hatte immer ein gesundes Selbstbewusstsein.
Können Sie sich an den Moment erinnern, an dem Sie beschlossen haben, in die Fussstapfen Ihres Vaters zu treten?
Das war eher schleichend, eher spielerisch, als ich noch ein kleines Mädchen war. Ich wuchs da quasi hinein. Mein Schlüsselerlebnis war meine erste eigene Fashionshow. Ich liebte das Gefühl, dass es meine eigene war, und ich liebte sogar die Angst, die ich vorher und während der Show hatte. Es war wie meine grosse Prüfung. Damit war meine Leidenschaft besiegelt.
Wie würden Sie Ihren persönlichen Modestil beschreiben?
Ich bin nicht gerade schrill (lacht). Ich liebe zeitgemässe moderne Eleganz. Ich mixe gerne verschiedene Teile untereinander und kreiere so immer meine Outfits je nach meiner morgendlichen Stimmung.
Meiner Meinung nach erhält man auch nur so seinen eigenen Stil.
Wenn Sie nun nicht in diese Fashion-Familie geboren wären, welche Berufsrichtung hätten Sie dann eingeschlagen?
Ich wäre wahrscheinlich eine Ballerina geworden. Tatsächlich denke ich genau darüber manchmal nach: Was wäre wenn … Aber dadurch, dass ich wirklich sehr, sehr jung im Unternehmen gestartet habe, fällt es mir schwer, auf diese Frage eine Antwort zu finden. Ich liebe meinen Beruf und ich geniesse ihn.
Über Ihren Vater, Salvatore Ferragamo, weiss die Öffentlichkeit eigentlich sehr wenig. Wie war er denn so?
Er war wirklich ein sehr spezieller Mensch. Auf der einen Seite war er immer sehr diszipliniert und strukturiert. Unsere Schulbildung war ihm zum Beispiel sehr wichtig. Unser Zuhause hat vor allem seine Liebe zu unserer Mutter geprägt. Er liebte sie abgöttisch. Allein dies sorgte schon für eine wunderschöne Atmosphäre im Haus. Im Job war er immer sehr offen und interessiert an seinen Mitarbeitern, alle liebten ihn. Er war auch immer präsent und hat sich immer für alles und für jeden in seinem Unternehmen Zeit genommen. Die Firma war selber eine Art Familie. Damals war natürlich alles auch noch viel kleiner …
Wie war denn sein Stil?
Immer sehr formell. Er trug eigentlich immer Doppelreiher-Anzüge mit Krawatte. Ausser wenn wir in den Sommerferien am Meer waren, nur dort kleidete er sich leger.
Was hat er Ihnen mit auf den Weg gegeben?
Gebe niemals auf! Bringe immer alles zu Ende! Das hat er uns auch immer vorgelebt. Seine Devise war immer, einen begonnenen Weg bis zum Ende zu gehen, egal wie steinig er war.
Was war beruflich für Sie die grösste Herausforderung?
Kleidung zu entwerfen, die perfekt zu den Schuhen meines Vaters passt.
Ihre nächste Herausforderung?
Niemals die Identität unseres Unternehmens zu verlieren. Heute muss man aufpassen, dass man nicht zu schnell zu gross wird. Dabei kann man sein exklusives Image verlieren.
Sieht die nächste Generation das auch so?
Auf jeden Fall. Die ganze Familie lebt die Ferragamo-Philosophie.
Gibt es einen Familien-Vertrag?
Ja, den gibt es. Als wir vor ungefähr 15 Jahren all unsere Kinder einmal zusammenzählten, kamen wir auf eine grosse Zahl. Es sind ja nicht nur die Kinder von uns sechs Geschwistern involviert, es gehören ja auch noch Cousinen und Cousins dazu. Natürlich haben wir uns dann zusammengesetzt und einige Regeln und Massstäbe niedergeschrieben.
Wie viel Paar Schuhe haben Sie? Sind alle Ferragamos?
Vorweg, ich trage nur Ferragamo-Schuhe. (Lacht) Oh, die Leute denken immer, ich hätte tausende Paar von Schuhen. Aber es sind gar nicht so viele. Also wenn ich die letzten zwei Saisons überschlagen würde … es wären ungefähr 78 Paar.