
Die Schönheit in Person
- 17. Oktober 2016
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Cléo de Mérode war für zwei Dinge bekannt: für ihr tänzerisches Talent und für ihre bezaubernde Schönheit. Beides dürfte dazu beigetragen haben, dass die Primaballerina grosse Karriereerfolge feiern durfte und heute als eine der besten Ballerinen der Vorkriegszeit gilt. Sie war die begehrteste Frau der Belle Époque. Cléo de Mérode, die mit vollem Namen Diana Cleopatra de Mérode hiess, wurde im September 1875 in Paris geboren. Ihr tänzerisches Talent wurde früh erkannt. Bereits mit sieben Jahren erhielt sie an der Pariser Oper Ballettunterricht und stand vier Jahre später bei der Oper unter Vertrag. Ab diesem Zeitpunkt nahm ihre Karriere ihren Lauf. Die eine Hälfte ihres enormen Erfolgs hatte Cléo ihrer aussergewöhnlichen Schönheit und Ausstrahlung zu verdanken. So wurde sie 1896, mit 21?Jahren, an einem von der Zeitschrift «L’Éclair» veranstalteten Schönheitswettbewerb als schönste Frau der Welt gekürt und gewann somit den ersten grossen Schönheitswettbewerb der Geschichte. Ab ihrem 17.?Lebensjahr wurde die Cléo-Frisur, das offene Haar, das von einem Stirnreif zusammengehalten wurde, zu ihrem Markenzeichen. Anfangs behaupteten böse Zungen, sie habe ungleich grosse Ohren, da sie sich ausschliesslich mit von ihrer Frisur bedeckten Ohren zeigte. Als die Angesprochene jedoch auf Anfrage eines Reportes ihre prächtige Mähne zusammennahm, kamen zwei tadellose Ohren zum Vorschein. Die Gerüchte dürften fortan verstummt sein. Populär wurde ihre Frisur dennoch und Cléo wurde zu einer Ikone. Im Laufe ihrer Karriere stand sie immer wieder renommierten Künstlern Modell, was sie zu einer der am häufigsten abgebildeten Frauen der Welt machte.
Cléos Affäre
Cléo konnte aber weitaus mehr, als die Öffentlichkeit mit ihrem Aussehen zu berieseln – sich bewegen. 1898 unterschrieb sie einen Vertrag mit der Direktion des Berliner Wintergartens, wo Cléo 30?Vorstellungen gab und dafür 45’000?Francs erhalten haben soll – für die damalige Zeit eine immense Summe. Aufgrund unzähliger Gastauftritte reiste die Karrierefrau durch ganz Europa. Sogar in Amerika kannte und schätzte man sie ebenfalls. Ihr Gastauftritt im Stück «Faust» etwa führte die Tänzerin nach New York. Und auch dort blieb der Triumph nicht aus.
Stets mit dabei war «Eugenio». Nicht etwa ein Liebhaber, sondern ihre Reisetasche, in welcher sie wertvollen Familienschmuck mit sich herumtrug. Eine Affäre mit einem lebendigen Mann soll sie, Gerüchten zufolge mit dem belgischen König Leopold II., geführt haben. Cléo dementierte diese jedoch immer wieder, dennoch erhielt der König in Witz-Essays den Spitznamen «Cléopold».
Als ihre Aufträge finanziell immer interessanter wurden, verliess sie die Pariser Oper und trat im Varieté auf. 1900 kreierte sie ihren berühmten Tanz «La Cambodgienne» und führte ihn an der Pariser Weltausstellung im Théâtre Indochinois auf und stand zwischen 1901 und 1904 entweder auf der Bühne oder für Maler Modell. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs tanzte sie für Kaiser Wilhelm II. und die kaiserliche Familie in Berlin und trat in einer weiteren Rolle, neben der ersten Tänzerin der Oper von Bordeaux, Régina Badet, auf. Nach der Zwangspause setzte sie 1920 mit 45?Jahren ihre Touren in Frankreich fort.
Der letzte Tanz
Schon bald wurden ihre aktiven Tanzauftritte weniger. Sie spielte stattdessen nur noch Theater. 1930 beendete sie ihre Bühnenlaufbahn komplett – nur noch einmal liess sich die Primaballerina auf der Bühne blicken, nämlich 1934, als sie in der «Revue 1900» im Pariser «Alcazar» auftrat.
Sie blickte zurück auf eine Karriere, während der sie diverse Ballettinszenierungen geprägt hatte: «La Danse de village» von Gossec, «L’Invitation à la Valse» von Weber, «Lorenza» von Alfano. Weniger erfolgreich war die «Madame la Baronne», wie sie in ihrem Pariser Viertel genannt wurde, in Sachen Liebe. Ihr erster Freund Charles starb 1905 an Typhus, ihr zweiter, mit dem sie kurz darauf zusammenkam, betrog sie. Ab diesem Zeitpunkt, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg also, lebte sie alleine und veröffentlichte etwa zehn Jahre später, 1955, ihre Memoiren in «Le Ballet de ma vie». Am 17. Oktober 1966 starb die einsame Grande Dame im Alter von 91?Jahren in Paris und ruht seither auf dem Friedhof Père Lachaise.
»?Inspiriert aus dem Buch «Die grosse Liebe» von Hans A.?Jenny.
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