
Die Nachfahren Nofretetes – Von roten Lippen und schwarz umrandeten Augen
- 8. Oktober 2012
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Schon Nofretete trug sie. Und zahlreiche andere Königliche im Alten Ägypten trugen sie auch. Augenkosmetik war im Alten Ägypten populär, und das nicht zuletzt wegen ihrer magischen Bedeutung. Die ersten Spuren von Kosmetikverwendungen und Schminke führen uns in das Alte Ägypten. Die Ägypter waren die Ersten, die selbst hergestellte Farben benutzten, um diese zur eigenen Schönheitspflege zu benutzen. Sie schmückten sich, um den Göttern «ähnlicher» zu werden. Denn nach ihrem Glauben spiegelte die körperliche Erscheinung eines Menschen seine Seele wider, und so erweckte die Oberfläche ihrer Körper das Wohlgefallen der Götter. Zudem schützten sie bereits ab 2500 vor Christus ihre Haut vor der intensiven Sonnenbestrahlung mit Salben und Ölen. Eine besondere Bedeutung kam jedoch der Betonung der Augen zu, da die Augen ein Sinnbild für den Sonnengott Ra darstellten. Die hierzu genutzten schwarzen und grünen Farben wurden häufig von Priestern hergestellt und wie Kajal benutzt.
Die Schönheitsrezepte der alten Pharaonen waren streng gehütete Geheimnisse – wie heute die neusten Formeln der Kosmetikhersteller. Durch Ausgrabungsfunde weiss man heute, dass sie mineralische und metallische Spurenelemente wie Eisenoxid, Antimon und Malachit mit Wasser vermischt zur Gesichtspflege auftrugen. Tierische Fette, Honig, Ambra, Moschus und Myrrhe waren weitere wichtige Zutaten für Cremes. Anders als heute kamen die Ägypter damals ausschliesslich mit natürlichen Zutaten aus. Zum Färben der Handflächen und der Fingernägel und für andere kosmetische Bemalungen verwendete man Henna – wie es heute noch in Indien gang und gäbe ist. Für Lippen und Wangen wurde eine fetthaltige rote Paste unter Beimischung des Minerals Zinnober benutzt.
Schönheitskult in Europa
Erst Alexander der Grosse brachte von seinen ägyptischen Eroberungszügen die Erkenntnisse über die Herstellung von nach Griechenland. Die Griechen erfanden den passenden Namen «Kosmetik» für das «eroberte» Wissen – das griechische Verb «kosméo» bedeutet so viel wie «ordnen» oder «schmücken». Schon bald erblühte ein Handel mit den neuen Produkten. Schminke, Badesalze, parfümierte Salben und Salböle gab es auf fast jedem Bazar. So waren die Griechen wahrscheinlich die ersten geschminkten Menschen Europas. Die Römerinnen benutzten erst nach der Eroberung Griechenlands ausgiebig dekorative Schminke. Zum Entfernen wurde Olivenöl oder Esels- beziehungsweise Ziegenmilch benutzt. Die zu dieser Zeit genutzte Wimperntusche wurde aus gebranntem Kork hergestellt.
Bereits vor hunderten von Jahren war die Kosmetikbranche Trends und Modeerscheinungen unterworfen. So galt beispielsweise im Mittelalter nur der blasse Teint als schön. Um eine makellose Blässe zu erreichen, verwendete man das hochgiftige Bleiweiss. Im 18. Jahrhundert wurden neben Bleioxid auch Wismutoxid, Quecksilberoxid, Zinnoxid und Talk zum Aufhellen der Haut verwendet. Doch erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Kosmetika unter Berücksichtigung der möglichen Gesundheitsfolgen hergestellt. Gegen den ausschweifenden Gebrauch von Kosmetika sprach sich die Kirche aus, sie verlangte im Sinne der Frömmigkeit, dass die Menschen sich um die «inneren» Werte bemühen. Die «äusserliche» Schönheit hingegen wurde gering geschätzt.
In der Renaissance wurde das Färben von Wangen und Lippen durch Elisabeth I. in England und Katharina von Medici in Frankreich wieder populär. «Vornehme» Frauen und Männer bedienten sich dabei der Kosmetika gleichermassen. Durch die neue Mode setzte man sich vom «gemeinen Volk» ab.
Erst Schwarz, dann Rot
Dass sich Frauen die Lippen anmalen, ist heutzutage völlig alltäglich, zumindest in unserem Kulturkreis. Der erste moderne Lippenstift wurde im Jahr 1883 auf der Weltausstellung in Amsterdam der Öffentlichkeit präsentiert, und zwar von Pariser Parfumherstellern. Der in Seidenpapier gewickelte Stift war aus Rizinusöl (ein Produkt des afrikanischen Wunderbaums), Hirschtalg (Körperfett des Hirsches) und Bienenwachs hergestellt. Da er noch keine Hülse besass und nur in Papier gewickelt war, nannte man ihn respektlos saucisse (Würstchen).
In den ersten Stummfilmen wurde er eingesetzt, um Darstellerinnen einen schwarzen Kussmund zu schminken. Die ersten Stummfilmstars wie Clara Bow, die ihre Lippen mit dem Amorbogen schmückte, oder Theda Bara mit ihren Vamp-Lippen sowie Mae Murray mit ihrem Bienenstich-Mund setzten Trends und machten den Lippenstift endlich salonfähig. Der sogenannte Bienenstich-Mund war ein Trick von Max Factor, den er für den Film entwickelte. Da die üblichen Pomaden durch die heissen Studiolampen zerflossen, überschminkte er den Mund und malte darauf einen kleinen kecken Kussmund. Auf Zelluloid war Schwarz als Farbe am besten geeignet, und damit kam der fast schwarz geschminkte Mund in Mode. Von nun an trug Frau einen schwarz geschminkten Mund. Einziges Problem war, dass der Lippenstift nicht besonders lange hielt. Anfangs war er zudem noch sehr teuer und nur wenige Frauen trauten sich, ihn zu benutzen. Erst in den 1920er-Jahren hatten Chemiker an der Erzeugung eines Lippenstifts mitgewirkt, der zu einem erschwinglichen Preis über die Ladentheke ging.
Besonders die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt, eine Diva des späten 19. Jahrhunderts, machte den Lippenstift populär, als sie mit kirschrotem Mund auf der Bühne stand, und schenkte ihm den Namen Stylo d’Amour. In den 1930er-Jahren konnte man vor allem in den USA mit Kosmetik viel Geld verdienen. Deshalb entwickelten zahlreiche Firmen immer neue Lippenstift-Farben, die reissenden Absatz fanden. Neben Rot und Schwarz gab es zum Beispiel «Shiap», ein helles Pink, und «Shocking», einen knalligen Fuchsiaton. Der Lippenstift wurde unentbehrliches Beauty-Accessoire und durfte in keiner Damenhandtasche fehlen. Einer der ersten beliebten Modelle trug den französischen Namen «Rouge Baiser» – auf Deutsch «roter Kuss». In den 1950er-Jahren kam dann auch die Drehmechanik hinzu, die heute bei vielen Lippenstiften Standard ist. Endlich konnten sich die Damen die Lippen anmalen, ohne sich auch die Finger oder die Handtasche zu färben.Nach dem Krieg wurde der Lippenstift auch in Deutschland immer beliebter. Heute zählt der Lippenstift zu den meistbegehrten Kosmetikprodukten, fast jede Frau verwendet eine oder mehrere Farben, passend zur Garderobe, zur Jahres- und Tageszeit und zur Stimmung. Aus dem täglichen Make-up-Ritual ist er einfach nicht mehr wegzudenken.
Im 21. Jahrhundert zählt der Lippenstift nach wie vor zum beliebteste Make-up-Produkt, mehr als 80 Prozent aller Frauen zwischen 20 und 80 Jahren benutzen regelmässig Lippenstift. Ob kussecht, knallig, glossy, schrill oder ganz dezent – bis heute ist der Lippenstift nach wie vor das beliebteste Beauty-Utensil. Frauen, die sich täglich die Lippen schminken, verzehren auf diese Weise jährlich einen ganzen Lippenstift. Doch das ist immer noch besser als die Praktiken, denen sich Katharina die Grosse bediente. Sie liess sich, in Ermangelung des noch nicht erfundenen Lippenstiftes, von ihren Dienerinnen die Lippen ansaugen und aufbeissen, damit sie schwellend und blutrot wirkten. Einen Nachteil hat der heutige Lippenstift jedoch auch: Wer mit sündig roten Lippen in Berührung kommt, ist schnell gebrandmarkt. Und so mancher Ehestreit entbrannte, weil Mann Frau nicht die roten Spuren am Hemdkragen erklären konnte.
Shortcut
Beauty-Pioniere
Ein Vorreiter auf dem Gebiet der Kosmetikherstellung war Max Factor, der unter anderem den Look von Stars wie Gloria Swanson, Greta Garbo und Joan Crawford kreierte; ihm wird auch die Erfindung des Begriffs «Make-up» zugeschrieben. Guerlain hat den Lippenstift 1910 erstmals in eine Metallhülse gesteckt. Die Revlon-Brüder Charles und Joseph produzierten nicht nur den ersten Nagellack, sondern waren auch die Ersten, die die Farbe für die Nägel mit der für die Lippen aufeinander abstimmten. Die amerikanische Chemikerin Hazel Bishop entwickelte den auch heute noch verwendeten Lippenstift auf Lanolin-Basis, der die Farbe nicht verschmieren lässt.