Die Montblanc Cutting Edge Art Collection – Im Zeichen des Sterns
- 19. Juli 2013
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Grosse internationale Kunstsammlungen von Unternehmen sind nichts Neues oder Ungewöhnliches. Doch die Montblanc Cutting Edge Art Collection unterscheidet sich von allen anderen Kunstsammlungen auf der Welt – und dies nicht nur durch ihren aussergewöhnlichen Namen. Seit langem ist das Engagement für Kunst und Künstler ein wichtiger Bestandteil der Montblanc-Firmenphilosophie. Das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Schreibkultur und sieht daher eine besondere Verpflichtung zu eigenem kulturellen Engagement. Dabei liegt der Schwerpunkt in der Förderung junger Künstler und wegweisender Talente, die die Traditionsmarke Montblanc durch ihre kreative, zukunftsweisende Sicht der Welt bereichern und inspirieren. In diesem Rahmen begann Montblanc vor elf Jahren mit dem Aufbau einer eigenen Kunstsammlung zeitgenössischer Auftragsarbeiten – der Montblanc Cutting Edge Art Collection. PRESTIGE sprach mit Lutz Bethge (CEO Montblanc International) und Ingrid Roosen-Trinks (Vorstand der Montblanc Kulturstiftung) über das Besondere der Montblanc Collection, die moderne Art des Mäzenatentums und den Sinn einer Unternehmenssammlung.
PRESTIGE: Seit wann gibt es die Cutting Edge Art Collection und wie begann alles?
Lutz Bethge: Das Engagement für Kunst ist fest in der Firmenphilosophie Montblancs verankert, schon von Anbeginn hat Montblanc die unterschiedlichsten Künste gefördert und unterstützt. Im Jahre 1997 stellten wir eine mannshohe Skulptur des Künstlers Stephan Huber in der Montblanc Galerie am Hellergrundweg aus. Sie zeigte drei Berggipfel, darunter den Mont Blanc, und wurde von den als Neonskulptur dargestellten Gletscherflüssen beleuchtet. Unsere Mitarbeiter waren ganz angetan von diesem Werk. Als die Skulptur jedoch nach zwei Jahren als Dauerleihgabe an die Galerie der Gegenwart ging, brach ein Sturm der Empörung aus. Unsere Mitarbeiter fühlten sich ihrer Kunst beraubt. Aus diesem «Aufstand» entstand eigentlich die Idee einer eigenen Sammlung.
2002 wurden dann die ersten Auftragsarbeiten öffentlich gezeigt. Unser Sammlungskonzept sieht vor, dass Künstler, die sich an der Schwelle zur internationalen Anerkennung befinden, für Montblanc eine Auftragsarbeit schaffen. Der erste Künstler, der eine Auftragsarbeit für uns kreierte, war der Amerikaner Tom Sachs. Er schuf die Skulptur «Big Lunar Module», die heute im Foyer des Headquarters steht. Die Montblanc Cutting Edge Collection umfasst inzwischen über 160 Werke internationaler Künstler und Künstlerinnen, darunter Werke von Thomas Demand, Liam Gillick, Jonathan Meese, Sylvie Fleury, Jorge Pardo, Ugo Rondinone, Michel Majerus und Lijun Fang.
Montblanc ist ein alter Traditionsbetrieb, warum legen Sie Ihren Sammlungsfokus gerade auf zeitgenössische Kunst?
Lutz Bethge: Ja, das Unternehmen Montblanc blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es wurde 1906 in Hamburg gegründet und ist heute in mehr als 70 Ländern mit über 400 Boutiquen vertreten. Diesen Erfolg verdanken wir unserem hohen Anspruch auf Qualität und an die traditionelle Handwerkskunst. Aber auch immer wieder neuen Anregungen aus der Kunst. Es ist sehr spannend, wenn eine alte Traditionsmarke wie Montblanc in den Dialog tritt mit zeitgenössischer Kunst. Durch diesen Dialog erhalten wir ständig neue Impulse für unsere Arbeit. Wir haben die einmalige Chance, unsere Marke durch die Augen von Künstlern immer wieder neu zu entdecken. Das ist sehr spannend und inspirierend.
Ingrid Roosen-Trinks: Zudem muss, wer heute eine Kunstsammlung aufbauen will und nicht unendlich viel Geld zur Verfügung hat, auf zeitgenössische Kunst zurückgreifen. Bilder von Gerhard Richter oder Werke von Damian Hirst sind für uns schlichtweg nicht bezahlbar. Das kann und darf man hier ganz offen und ehrlich zugeben.
Doch hinter der Cutting Edge Art Collection steckt ein ganz spezielles Konzept, wodurch unterscheidet sie sich von anderen Unternehmenssammlungen?
Ingrid Roosen-Trinks: Die Cutting Edge Art Collection ist eine Sammlung, bei der es nicht einfach nur darum geht, Kunst zu kaufen. Vielmehr wollen wir vor allem in den Dialog mit dem Künstler treten. Unser Sammlungskonzept verbürgt sich dafür, dass der Fokus ausschliesslich auf den Kunstwerken liegt. Marktinteresse, Investment und Spekulationen üben keinerlei Einfluss aus. Die Sammlung widersetzt sich den Prinzipien des Kunstmarkts, denn da es sich um Auftragsarbeiten handelt, erfährt sie ihren individuellen Wert und ihre Legitimation nicht über einen potenziell steigenden Marktwert. Der wahre Wert der Sammlung ist ausschliesslich innerhalb des Unternehmens Montblanc erfahrbar. Bei der Cutting Edge Art Collection kommt die Kunst zum Menschen.
Was sind die Voraussetzungen, um in die Sammlung aufgenommen zu werden?
Ingrid Roosen-Trinks: Unser Sammlungskonzept sieht vor, dass die Künstler sich an der Schwelle zu internationaler Anerkennung befinden. Sie schaffen für Montblanc Auftragsarbeiten. In diesen soll das Markensymbol, der Montblanc-Stern, in einer Bildsprache interpretiert werden. Gemeinsam mit einem internationalen Netzwerk von Kulturschaffenden werden Künstler ausgewählt und angesprochen. Wir tauschen uns viel mit unseren Künstlern aus, so entsteht ein enger Bezug zwischen Kunstschaffenden und dem Unternehmen Montblanc. Unser Sammlungskonzept beschränkt sich nicht auf bestimmte Techniken oder Nationalitäten, sondern zeigt spannende Werke internationaler Künstler, die unser Logo zeitgemäss interpretieren.
Wie schaffen Sie es, Künstler für Ihre Sammlung zu begeistern?
Ingrid Roosen-Trinks: Für fast alle Künstler, die wir ansprachen, ob sie bereit wären, eine Auftragsarbeit für Montblanc zu kreieren, war es eine Herausforderung, ein Markenlogo mit so hohem internationalen Bekanntheitsgrad und starkem Symbolgehalt wie der Stern von Montblanc künstlerisch zu interpretieren. Gerade die Vorstellung, dass die geschaffenen Werke anschliessend in den Arbeitsbereich installiert und somit Teil der Arbeitswelt werden, begeistert viele. Unsere Künstler schätzen es sehr, dass unsere Sammlung nicht bloss Dekoration und Investition ist, sondern inspiriert und Denkprozesse anstösst.
Die Sammlung besteht aus Auftragsarbeiten, die zudem noch «gebrandet» sind. Stehen nicht viele Künstler einer solchen Aufforderung kritisch gegenüber?
Lutz Bethge: Mäzenatentum, Kunstförderer und Auftragskunst gab es schon immer. Früher waren es Königshäuser, die diese in Auftrag gaben, heute sind es Firmen. Mit dem Unterschied, dass unsere Künstler einen riesigen Interpretationsspielraum haben. Ich denke, unsere Künstler sehen es eher als Herausforderung, denn als Einschränkung.
Ingrid Roosen-Trinks: Insgesamt haben bisher nur zwei Künstler abgesagt – Daniel Richter und Thomas Schütte. Daniel Richter ist uns sehr wohlgesonnen, er lehnt es jedoch generell ab, Kunst mit irgendeinem Konsumbezug zu schaffen. Andere finden es jedoch gerade spannend, mal unter einem ganz anderen Ansatz zu arbeiten.
Frau Roosen-Trinks, Sie sind massgeblich am Aufbau der Cutting Edge Art Collection beteiligt. Wie haben Sie es angestellt, eine so einzigartige Sammlung zusammenzutragen?
Ingrid Roosen-Trinks: Sich auf Kunst einzulassen, ist spannend. Für jeden Menschen, nicht nur für ein Unternehmen wie Montblanc. Eine Kunstsammlung aufzubauen und zu betreuen, bedeutet persönliches Engagement und die Bereitschaft, viel Zeit in die Besuche von Museen, Galerien und Künstlerateliers zu investieren. Nur dann entsteht ein Dialog mit der Kunst und den Künstlern und nur so kann eine Sammlung wie unsere entstehen. Ich war anfangs selbst verwundert, wie viele Künstler begeistert von unserem Projekt waren und sich der Herausforderung stellten.
Sie suchen Künstler, die die Schwelle zum Ruhm noch nicht überschritten haben. Was für einen guten Riecher haben Sie bewiesen? Wie viele Künstler in der Montblanc-Sammlung haben den Durchbruch geschafft?
Ingrid Roosen-Trinks: Oh, das sind einige. Sylvie Fleury, Thomas Demand, Ugo Rondinone oder Michel Majerus. Viele dieser Künstlerinnen und Künstler waren zur Zeit der Auftragserteilung noch «Cutting Edge» und standen gerade erst am Beginn ihrer Karriere. Heute sind sie international bekannt. Besonders hervorzuheben ist hier vielleicht Lijun Fang, seine Werke sind mittlerweile dermassen im Wert gestiegen, dass der Versicherungsmakler jedes Mal fast einen Herzinfarkt bekommt, wenn er uns besucht, weil das Werk einfach ungesichert, ohne Alarmanlage und ungeschützt an der Wand hängt. Viele Künstler der Cutting Edge Art Collection könnten wir uns heute nicht mehr leisten, meine Aufgabe besteht also darin, sie zu finden, bevor sie zu berühmt für unser Budget sind.
Lutz Bethge: Dass die Sammlung so umfangreich ist, liegt sicherlich an dem Kunstwissen, den guten Kontakten und dem hervorragenden Gespür von Frau Roosen-Trinks. Und es freut uns umso mehr, dass auch die heute international beachteten Künstler immer noch eine ganz enge Beziehung zu unserem Unternehmen pflegen.
Die Werke der Montblanc Cutting Edge Collection sind im Montblanc Headquarter ausgestellt. Können also nur Angestellte von Montblanc in den Genuss dieser Kunstsammlung kommen?
Lutz Bethge: Die Ausstellungswerke sind im gesamten Firmenkomplex zu sehen: in den Büros und Gängen, in den Produktionshallen und natürlich im neu gestalteten Foyer unseres Hamburger Headquarters. Regelmässig werden Führungen für Mitarbeiter angeboten, die von Künstlern und Kunsthistorikern geleitet werden. Aber selbstverständlich lassen wir auch andere Menschen daran teilhaben. Durch besondere Veranstaltungen oder durch die Öffnung der Sammlung für Besucher, dies allerdings nur nach vorheriger Anmeldung. Als die Idee für unsere Sammlung entstand, war jedoch klar, dass wir dies vor allem für uns selbst tun. Auch wenn die Sammlung der Öffentlichkeit zugängig ist, soll sie in erster Linie Impulsgeber und Inspiration für die Arbeiten Montblancs sein. Wir ermöglichen unseren Mitarbeitern die direkte Auseinandersetzung mit der Kunst. Deshalb findet man die Werke der Sammlung auch nicht, wie in manchen anderen Unternehmen, nur in der Chefetage, sondern überall im Unternehmen.
Montblanc investiert nicht nur in die Cutting Edge Collection, sondern fördert gezielt auch junge Künstler. Was hat es mit der Montblanc Young Artist World Patronage auf sich?
Lutz Bethge: Seit 2005 beschäftigen wir uns im Rahmen des Sammlungsaufbaus zusätzlich intensiv mit der Förderung junger, noch unbekannter Künstler. Auch sie erhalten die Aufgabe, den Montblanc-Stern künstlerisch zu interpretieren und ein Werk für die Sammlung zu schaffen. Reproduktionen der Arbeiten werden in allen 410 Montblanc-Boutiquen weltweit ausgestellt. Dies beschert den jungen Künstlern eine einzigartige Aufmerksamkeit und breite Öffentlichkeit. Eine derartige Öffentlichkeitswirkung wird jungen Künstlern sonst nirgends zuteil. Wir sind stolz darauf, Talenten eine derartige Plattform geben zu können und ihren Erfolg damit vielleicht anzukurbeln. Aber es ist ein Geben und Nehmen, denn durch die Kunstwerke der jungen Künstler, ihre verschiedenen Interpretationen der Marke Montblanc, erhalten wir ständig neue Impulse für unsere eigene Arbeit. Durch sie fällt es uns leichter, Eingefahrenes immer wieder neu zu durchdenken und Neuem vorurteilsfrei zu begegnen.
Haben Sie ein Lieblingswerk?
Ingrid Roosen-Trinks: Ich mag alle Werke und finde es jedes Mal aufs Neue spannend, wie der Künstler oder die Künstlerin die Marke Montblanc interpretiert und wie und wo er oder sie den Stern einbaut. Bei einigen Werken springt er einem sofort ins Auge, bei andern muss man lange suchen. Hinter jedem Kunstwerk stecken eine eigene individuelle Geschichte, Gefühle und Erfahrungen, die der Künstler mit der Marke Montblanc verbindet.
Lutz Bethge: Es gibt ganz viele. Doch im Foyer unseres Headquarters hängt ein Werk von Andreas Slominski, «yHBy 149z», welches mir besonders gefällt. Der Künstler hat mit seinem Werk den Geist von Montblanc auf eine so kreative Weise interpretiert, dass man nur begeistert sein kann. Die montierten zwei Skier drücken aus, dass man, wenn man schreibt, eine Spur hinterlässt, sich verewigt. Der Ofen auf dem Bild symbolisiert die Wärme der Marke. Die Wärme im Gegensatz zum anonymen Hightech unserer Welt. Das Steckenpferd zeigt, dass die Produkte Montblancs generationsübergreifend sind. Es ist unglaublich beeindruckend, wie viele Ideen und Emotionen in diesem Werk stecken.