
Die Insel der Schönen und Reichen! Sylt
- 10. Juli 2012
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Man nennt sie die «Königin der Nordsee» oder das «Saint-Tropez Deutschlands», denn die kleine Nordseeinsel kommt jeden Sommer ganz gross raus. Vierzig Kilometer feiner Sandstrand. Raue Brandung an der Westseite, stilles Wattenmeer im Osten. Urwüchsige Dünen und grüne Deiche. Blühende Heide und majestätische Kliffs. Tagträume und Nachtleben. Trubel und Abgeschiedenheit. Zwölf Ortschaften – keine wie die andere und jede mit ihrem unverwechselbaren Charme. Das alles und mehr ist Sylt, die immer kleiner werdende Nordseeinsel, auf der sich im Sommer gerne die Highsociety tummelt, um in der Sansibar mal wieder so richtig abzufeiern.
Ein Hering als Wappentier
Ob es sich bei dem Namen Sylt um die verkürzte Form von «Silendi» (Seeland) handelt, ist ungeklärt. Ebenso offen ist, ob Sylt oder Silt etwas mit «silt», dem dänischen Wort für Hering, zu tun hat – seit dem 17. Jahrhundert schmückt dieser Fisch jedoch das Sylter Wappen.
Bittere Armut prägte jahrhundertelang das Leben der Menschen auf der sandigen Insel. «Nom de Dieu, rien que le sable et la mer!» (Mein Gott, nichts als Sand und Meer), lautete 1935 der Stossseufzer eines französischen Offiziers, der auf der Insel strandete. Die Insulaner fanden ihr kärgliches Auskommen in der Landwirtschaft. Sie hielten ein paar Schafe und Kühe, bauten ein wenig Getreide an, doch die kargen Geestböden brachten nur magere Ernten. Mit der Gründung des ersten Sylter Seebades 1855 in Westerland begann jedoch eine neue Zeit. Unter den ersten Gästen befand sich Dr. Gustav Ross, ein Arzt aus Hamburg Altona, der von der heilsamen Wirkung eines Aufenthalts an der Nordsee überzeugt war und der Insel eine glänzende Zukunft prophezeite. Seine Prophezeiung erfüllte sich. Jahr für Jahr strömten mehr Menschen auf die Insel und mittlerweile ist der Fremdenverkehr die Haupterwerbsquelle der Sylter.
Da auf der kleinen Insel, die jedes Jahr etwas kleiner wird, Platz inzwischen Mangelware ist, gehören die Sylter Grundstückspreise zu den höchsten in ganz Europa. Vor zwei Jahren stand in Kampen ein nur dreissig Quadratmeter grosses Haus für 6,3 Millionen Euro zum Verkauf. An Interessenten mangelte es nicht. Dass das reetgedeckte Kleinod nur über einen einzigen Raum mit Kochnische und Badezeile verfügt, spielte angesichts der attraktiven Lage direkt am Naturschutzgebiet an der ruhigen Wattenmeerseite keine Rolle. Die Einheimischen sind auf dem Rückzug, viele können sich den Wohnraum auf Sylt nicht mehr leisten und gehen aufs Festland. Tausende Berufstätige pendeln in der Saison täglich zwischen ihrem Wohnort auf dem Festland und der Insel. Denn viele Sylter sind entgegen der landläufigen Meinung nicht reich. Die Porsche-, Bentley- und Ferrari-Karawanen, die sich im Sommer durch die Strassen Kampens quälen, gehören der Haute Volée der Sommergäste, die auf Sylt gerne einmal zeigen, was sie haben.
Klein, aber fein …
Sylts eleganteste Adresse ist sicherlich Kampen. Exklusiv und zugleich weltoffen. Chic und dabei sehr charmant. Das ist Kampen, Deutschlands wohl prominentestes Dorf, dessen legendärer Ruf im Laufe der vergangenen Jahrzehnte durch seine vielen namhaften Gäste geprägt wurde. Es waren vor allem ruhesuchende und naturliebende Intellektuelle und Künstler, die über Jahre ihr Quartier in dem sechs Kilometer nordöstlich von Westerland, inmitten ausgedehnter Heidelandschaften gelegenen Kampen aufschlugen.
In den 1960er-Jahren zog Kampen Heerscharen von Schönen und Berühmten an: Bilder von champagnerseligen Partys an der «Buhne 16» wurden von der Boulevardpresse in den entferntesten Winkel getragen – bis heute prägen sie das Schickeria-Image Kampens beziehungsweise der ganzen Insel. Doch Kampen hat noch mehr zu bieten als Promis. Zum Beispiel die eindrucksvollen Schattierungen der Natur, die das Dorf umgibt. Feiner Sandstrand und weites Wattenmeer, das Rote Kliff und blühende Heide. Mittendrin: die Uwe-Düne, mit 52 Metern die höchste Erhebung der Insel. Ein modernes Kurhaus, die legendäre «Whisky-Meile» mit ihren gepflegten Clubs oder der attraktive Golfplatz. Und auch die Buhne 16 ist immer wieder einen Besuch wert. Wer einen entspannten Strandtag verbringen möchte, mit einer Portion Pasta zwischendurch und einem Gläschen Wein zum Abend hin, wenn der Strand sich leert, findet hier einen der schönsten Plätze Sylts. Es gibt auch kaum mehr eine Spur von Schickimicki, denn eigentlich ist die legendäre Buhne 16, die in den 1970er Kultstatus erlangte, nichts weiter als ein einfacher Strandkiosk.
Zudem ist Kampen in architektonischer Hinsicht bodenständig geblieben. Reetgedeckte Friesenhäuser säumen die Strassen, ducken sich zwischen Dünen und Heidehügeln. Schon früh waren die Kampener daran interessiert, den malerischen Charakter ihres Ortes zu erhalten. Die Möglichkeit, in Kampen auf Prominenz zu stossen, erhöht den Reiz eines Bummels durch den mondänen Ferienort. Wohl nirgends in Nordeuropa sind auf so kleiner Fläche so viele Luxuslimousinen, Nobellokale, Edelboutiquen und Galerien zu finden. Aber gerade hier, im «Saint- Tropez Deutschlands», dämmert die Erkenntnis, dass auch die Reichen und Schönen der Natur wegen nach Sylt kommen. In der begünstigten Lage zwischen brandender Nordsee und stillem Wattenmeer liegt der eigentliche Reiz des Nordseebades Kampen.
The place to be
Nicht in Kampen, sondern in Rantum befindet sich ein weiter Hotspot Sylts – die legendäre Sansibar! Legendär und entsprechend gut besucht ist die Holzhütte am Meer. Abends geht hier nichts ohne lange Vorbestellung. Der Trubel ist auch tagsüber enorm, in der Hochsaison ist der Parkplatz zum Strand schon mal wegen Überfüllung gesperrt. Hier ist es nicht schick, es gibt keine gedrehten Kerzen und keine gefalteten Servietten. Hier trifft sich einfach alles und sitzt gemütlich zusammen wie in einer Schweizer Skihütte – sogar die Currywurst schmeckt hier so gut wie nirgendwo. Und auch wenn die Promi-Dichte in Herbert Secklers Sansibar manchmal höher sein kann als auf der «Wetten, dass…?»-Couch, so wird doch jeder Gast mit der gleichen Aufmerksamkeit und Freundlichkeit bedient. Und man sieht es der Strandbaracke wirklich nicht an, aber im Hüttenfundament, das aus Stroh und Lehm besteht, lagern erlesene Weine in Millionenhöhe.
Shortcut
«Moin, Moin»
Die Bewohner der Waterkant gelten als stur, etwas spröde, aber herzlich. Ihr Wahlspruch «Rüm hart, klaar kimming» bedeutet weites Herz – klarer Horizont und nimmt auch auf die Weitläufigkeit der weitgereisten Seefahrer Bezug. An Selbstbewusstsein fehlt es den Inselbewohnern nicht, das würzt so manche Diskussion mit einem alten Nordfriesen über historische und aktuelle Belange. Bis heute schmückt die Inschrift «Lever duad as Slav» (Lieber tot als Sklave) die Flagge der Nordfriesen. Nordfriesland ist ein Vielsprachenland mit neun friesischen Dialekten, Plattdeutsch, Sønderjysk und Standarddänisch. «Moin, Moin!» aber erklingt sprachübergreifend überall und zu jeder Zeit. Der Gruss entstand aus «ik wünsch Di een moien Dag!» – «moi» bedeutet «schön». «Moin, Moin» – könnte es ein netteres Willkommen geben?