Die hohe Schule der klassischen Reitkunst – Spanische Hofreitschule
- 7. Januar 2014
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Die spanische Hofreitschule ist die weltweit älteste Reitinstitution und bereits seit über 430 Jahren wird hier die hohe Schule der klassischen Reitkunst von Generationen zu Generationen weitergegeben. Das Spanische in ihrem Namen leitet die Hofreitschule von der auf der iberischen Halbinsel heimischen Pferderasse ab, die als besonders edel, feurig und gelehrig galt. Winterreitschule
Kaiser Karl VI., dessen Porträt die prächtige weisse Barockhalle, in der die Bereiter der Spanischen Hofreitschule die Pferde trainieren und präsentieren, ziert, liess in den Jahren 1729 bis 1735 die Winterreitschule in der Wiener Hofburg von Josef Emanuel Fischer von Erlach erbauen. Was aber macht die Faszination und den Mythos des dressierten weissen Hengstes aus, der mittlerweile ebenso zum Selbstbildnis der Österreicher gehört, wie etwa die Sachertorte oder der Wiener Walzer. Kaiserin Sisi hatte zwei Lipizzaner. Sie war eine exzellente Reiterin und musste das auch sein, denn die weissen Pferde haben zwar einen gutmütigen Charakter, wurden jedoch in der Renaissance ursprünglich als Streitrösser für das Schlachtengetümmel gezüchtet.
Der Zauber der weissen Hengste
Bei den Lipizzaner-Hengsten (benannt nach ihrem ersten Gestüt in Lipica), die an der Hofreitschule mit ihren glanzvollen Vorführungen und Darbietungen Zuschauer aus aller Welt verzaubern, handelt es sich um eine Kreuzung von spanischen, arabischen und Berber-Pferden. Nicht nur gelten die Lipizzaner als Schönheitsideale, nach denen man Pferde bewertet, sondern auch aufgrund ihrer Sprungkraft und Ausdauer werden die Pferde für die hohe Schule ausgewählt. Die schulische Laufbahn beginnt mit vier Jahren in Wien, wo der oberste Grundsatz das Wohl des Pferdes ist. Seine Begabung und sein Charakter werden bis ins Detail respektiert und in den Vorführungen werden verschiedene Gangarten, Schrittwechsel sowie Sprünge in geschulter Form präsentiert. Durch das Training werden die natürlichen Bewegungsabläufe der Lipizzaner in die präzis gestalteten Figuren der hohen Schule überführt. Beinahe täglich werden die Pferde durch ihren Bereiter trainiert. Die Gesunderhaltung des Athleten und der Aufbau der unterschiedlichen Muskelpartien, die zur Ausübung der kunstvollen Lektionen der hohen Schule erforderlich sind, stehen im Mittelpunkt. Das Pferd benötigt bis zur schulischen Abschluss etwa sechs Jahre. Seine Bereiter dagegen zehn bis zwölf Ausbildungsjahre. In den ersten vier bis fünf Jahren üben die Reitschüler vor allem den richtigen Sitz im Sattel. In den Gala-Vorführungen erlebt man zu den Klängen klassischer Musik Passagen, Piaffen, Galopp-Pirouetten bis hin zu den Schulsprüngen. Der krönender Abschluss – nach dem Pas de deux, bei dem zwei Pferde spiegelbildlich zueinander tanzen – ist die Schul-Quadrille. Unter ihren Reitern führen die acht Lipizzaner in tänzerischer Leichtigkeit und höchster Konzentration das Ballett der weissen Hengste auf.