
Die Helden der Titanic
- 4. April 2016
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Mehr als 2000 Menschen stachen mit der «Titanic» in See. Das Schiff galt als unsinkbar, bis es in der Nacht des 14. April 1912 auf einen Eisberg traf. Bis heute birgt das «Schiff der Träume» noch viele Geheimnisse und Mythen. Die «RMS Titanic» war ein Passagierschiff der britischen Reederei White Star Line. Sie wurde in Belfast auf der Werft von Harland & Wolff gebaut und war bei ihrer Indienststellung am 2.?April?1912 das grösste Schiff der Welt. Auf ihrer Jungfernfahrt kollidierte die «Titanic» am 14.?April?1912 gegen 23.40?Uhr etwa 300?Seemeilen südöstlich von Neufundland mit einem Eisberg und versank zwei Stunden und 40?Minuten nach dem Zusammenstoss im Nordatlantik. Obwohl für die Evakuierung mehr als zwei Stunden Zeit zur Verfügung standen, starben circa 1500 der über 2200 an Bord befindlichen Personen – hauptsächlich wegen der unzureichenden Zahl an Rettungsbooten und der Unerfahrenheit der Besatzung mit deren Umgang. Wegen der hohen Opferzahl zählt der Untergang der «Titanic» zu den grossen Katastrophen der Seefahrt.
Ein Schiff der Superlative
Schon der Bau des Dampfers schafft neue Superlative. Bis zu 3000?Männer sind im Einsatz. Sie verbauen über 25’000?Tonnen besten englischen Stahl und stanzen drei Millionen Nieten in den 269 Meter langen Rumpf. Als der Ozeanriese vom Stapel läuft, liegt er so stabil im Wasser wie ein Kriegsschiff. Sicherheit spielt bei der Konstruktion eine zentrale Rolle. 15?Querschotten mit verschliessbaren Stahltüren sollen verhindern, dass bei Wassereinbruch das gesamte Schiff vollläuft und untergeht. Diese revolutionäre Technik verleitet eine Fachzeitschrift zu der fatalen Aussage, die «Titanic» sei unsinkbar. Ein Gütesiegel, mit dem die Reederei nie geworben hat. Sie verspricht nur, dass die Standards alles Bisherige übertreffen. Auf der Route zwischen Europa und Amerika tobt ein harter Wettbewerb. Die Eigner kämpfen um ein lukratives Geschäft mit Passagieren und Fracht. Die Titanic lockt Passagiere mit Grösse und Komfort. An Bord herrscht märchenhafter Luxus. Über dem mächtigen Rumpf entsteht ein mächtiges Fünf-Sterne-Hotel, das kaum einen Wunsch offen lässt. Einzigartig ist auch die Architektur wie die gläserne Kuppel über der Haupttreppe aus Edelholz. Ein kostbar ausgestattetes Türkisches Bad und ein 10 auf 4,3?m grosses beheiztes Schwimmbecken (das grösste Becken seiner Zeit) sowie ein vielseitig ausgerüsteter Gymnastikraum rundeten das Angebot ab. All diese Einrichtungen waren zur Zeit des Stapellaufes etwas völlig Neuartiges. Für die Jungfernfahrt rührt die Reederei kräftig die Werbetrommel: Von Europa nach Amerika in sieben Tagen bei höchstem Komfort.
«Staraufgebot» bei der Jungfernfahrt
Der Aufbruch in ein neues Zeitalter lockt die damalige Prominenz. Zu ihnen gehören Isidor und Ida Strauss, Begründer des Kaufhausimperiums Macy’s, oder Molly Braun, eine millionenschwere Witwe und erste Frauenrechtlerin der Geschichte. Auch der Grossindustrielle Benjamin Guggenheim mischt sich unter die Gäste. Er reist mit seiner Geliebten. Die berühmteste Figur jedoch ist John Jacob Astor, Besitzer des Waldorf Astoria Hotels. Der Multimillionär zählt wie das Ehepaar Strauss und Guggenheim zu den «Titanic»-Helden. Als die «Titanic» mit einem Eisberg kollidierte, befand sich Astor im Rauchsalon der ersten Klasse auf dem A-Deck. Als Reaktion auf den Zusammenstoss und die riesige Menge Eis, die auf das vordere Deck gefallen war, soll Astor ausgerufen haben: «Es ist wahr, ich habe Eis für meinen Drink bestellt, aber das ist wirklich übertrieben.» John Jacob Astor überliess seiner schwangeren Frau den Platz im Rettungsboot. Und machte trotz seines Geldes keinerlei Anstalten, sich einen Platz zu «kaufen». Auch Isidor und Ida Strauss kamen ums Leben. In der Unglücksnacht wurde beobachtet, wie das Ehepaar am Rettungsboot Nummer 8 stand. Ein zuständiger Offizier wollte ihnen einen Platz im Rettungsboot geben, doch Isidor Straus weigerte sich einzusteigen, solange noch Frauen und Kinder auf dem Schiff waren. Er drängte seine Frau, allein ins Boot zu steigen, doch auch sie weigerte sich: «Wir haben so viele Jahre miteinander verbracht. Wo Du hingehst, da will auch ich hin», sollen ihre Worte gewesen sein. Als das Paar zuletzt lebend gesehen wurde, sassen sie still beieinander auf Liegestühlen an Deck.
Die Helden der letzten Stunden
Benjamin Guggenheim ging ebenfalls mit der «Titanic» unter. Als er seiner Geliebten einen Platz in einem Rettungsboot zugewiesen und anderen Passagieren geholfen hatte, legte er zusammen mit seinem Butler seine beste Abendgerdarobe an und sagte zu einem Mitglied der Crew: «Wir sind angemessen gekleidet und bereit, wie Gentlemen unterzugehen.» Mindestens 1500 Menschen bleiben ihrem Schicksal überlassen. Nur 705 überleben die Katastrophe. Mit ihren späteren Aussagen schüren sie den Mythos von Feiglingen und Helden auf der «Titanic». Zu den Guten gehörten die Schiffsmusiker. Die Band an Bord der «Titanic» versuchte, die Passagiere durch ihre Musik zu beruhigen. Sie spielten noch mindestens zwei Stunden, nachdem das Schiff bereits mit dem Eisberg kollidiert war, und das, obwohl jeder von ihnen ein Anrecht auf einen Platz im Rettungsboot gehabt hätte.
Von Anfang an ist die «Titanic» ein mit Träumen und Hoffnungen beladenes Schiff. Umso tiefer sitzt der Schock, denn mit der «Titanic» ging für viele auch die Hoffnung auf eine bessere Welt unter. Es folgen der Erste Weltkrieg, eine schwere Wirtschaftskrise und schliesslich der Zweite Weltkrieg. Das moderne Zeitalter lässt die Geschichte des modernen Luxusliners für mehrere Jahrzehnte in Vergessenheit geraten. Heute liegt das Wrack der «Titanic» in 3803?Meter Tiefe auf dem Meeresgrund und zersetzt sich von Jahr zu Jahr mehr. Doch ihr Mythos lebt weiter.
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