
Die Göttin aller Diven
- 14. September 2016
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In über 60?Filmen zeigt sie, dass sie die Fähigkeit, ihr Innerstes auszudrücken, perfekt beherrscht, was ihr unzählige Auszeichnungen, einen Stern auf dem Walk of Fame sowie den Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk beschert. Die Grande Dame des Films. Sophia Loren. Ob Heilige oder Hure, aufopfernde Mutter, missbrauchte Frau, Pizzabäckerin, elegante Millionärin, laut fluchend und wild gestikulierend, betörend lächelnd, zerzaust, tränenverschmiert oder mit perfekt geschminktem Gesicht, das jede erdenkliche Mimik erzeugen und sämtliche Emotionen widerspiegeln kann, glaubt man ihr jede ihrer Rollen. Sie verkörpert die Sorte Frau, bei der man die beste Pasta asciutta und den leckersten Babà napoletano al rum, selbstverständlich von ihr persönlich zubereitet, serviert bekommt; die ihre Kinder auf dem Rücken durch die sengende Wüste Gobi oder auf den Vesuv trägt; mit der man ausgelassen auf dem Tisch einen sexy Mambo tanzt, lauthals «Tu vuò fa’ l’americano» schmettert und die auch heute noch graziös und erhaben jede noch so königliche Hoheit verblassen lässt. Sie ist ein Chamäleon und dennoch authentisch. Gesegnet mit einer wilden Schönheit, einer ausdrucksstarken Persönlichkeit, sprühendem Charisma und einem atemberaubenden, aufregend kurvigen Körper. Niemand ist mehr Frau als Sophia Loren.
Das Streben nach Glück
Sofias Mutter, «Mammina» Romilda Villani, ist eine bezaubernd schöne Frau, die vor Talent sprüht. Sie beteiligt sich an der Ausschreibung der Filmproduktionsgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer, die in Italien eine Doppelgängerin für Greta Garbo sucht, und gewinnt sowohl den Wettbewerb als auch ein Ticket nach Hollywood. Doch aus «la vita e bella» wird eine «grande tragedia», denn die Eltern sträuben sich, Romilda ziehen zu lassen und dann erst noch ans andere Ende der Welt, nach Amerika. Enttäuscht über den unverzeihlichen Schuss vor den Bug, verlässt Romilda ihr Elternhaus und das Dörfchen Pozzuoli.
Auf der Suche nach dem Karriereglück in den Strassen Roms stolpert sie über die Liebe. Für den erfahrenen Riccardo Scicolone Murillo mit adligen Vorfahren ist es ein Kinderspiel, dem naiven Mädchen vom Land den Mann von Welt mit Beziehungen zur Filmindustrie vorzugaukeln. Romilda, geblendet von dem zum Greifen nahen Traum, erliegt Riccardos Verführungskünsten. Als sie am 20.?September 1934 ein Mädchen zur Welt bringt, zerplatzen Romildas kühne Träume an Riccardos nüchternen Vorstellungen. Weder passen Romilda noch Baby Sofia in sein Lebenskonzept. Doch er gibt dem Kind seinen Namen sowie einen kleinen Tropfen blauen Bluts. Sofia darf sich Vicontessa von Pozzuoli, Edelfrau von Caserta aus der Familie der Hohenstaufen, Marchesa di Licata Scicolone Murillo nennen.
Hungrige Bohnenstange
Verzweifelt kehrt Romilda mit Sofia in den schützenden Schoss ihrer Familie zurück, wo sich Grossmutter «Mamma Luisa» und Grossvater «Papà Domenico» rührend um ihre Tochter und aufopferungsvoll um ihre Enkelin kümmern. Sie leben in ärmlichen Verhältnissen und es sind quälender Hunger und haufenweise Entbehrungen, die Sofias erste Lebensjahre prägen und die sie auch Jahre später, als Sophia Loren und eine der Jahrhundert-Göttinnen der Filmgeschichte, nie vergessen wird. Italien ist vom Krieg geschüttelt und nebst einschlagenden Bomben und den kaltfeuchten Nächten in einem beängstigend dunklen Tunnel ist es der quälende Hunger, der an Körper und Seele nagt.
Die ewige Zweite
Als der Krieg endet, erblüht auch wieder Cinecittà in Rom, wo Meisterregisseure wie Alessandro Blasetti, Roberto Rossellini, Vittorio De Sica, Luchino Visconti und vor allem Federico Fellini den Mythos der Filmwerkstatt begründen werden. Film-Epen wie «La dolce vita», «Quo vadis», wo Sofia als Komparsin spielt, «Ein Herz und eine Krone», «Ben Hur» oder «Für eine Handvoll Dollar» werden hier gedreht. Die Gesellschaft dürstet nach Zerstreuung und die wiedereröffneten Kinosäle sind zum Bersten voll. Es riecht nach Aufschwung und Ausgelassenheit. Sofia hat sich vom unscheinbaren Entlein in einen wunderschönen Schwan verwandelt und nimmt an Schönheitswettbewerben teil, eifrig unterstützt von Mammina Romilda. Doch sowohl an der Wahl der «Regina del Mare», der Meereskönigin, als auch anderen Schönheitswettbewerben wird sie immer nur Zweite.
Eine schicksalhafte Begegnung
1950 kandidiert Sofia für die «Miss Italia»-Wahl. Aber auch dieses Mal scheitert sie an der Konkurrentin Anna Maria Bugliari, der man die Krone aufsetzt. «Und wieder habe ich zu viel von allem.» Der Jury ist sie zu kantig, zu eckig, zu gross und zu dünn und «schlecht proportioniert», doch der Ausschuss richtet eine Sonderkategorie für Sofia ein und kürt sie zur «Miss Eleganza». Die Fotos, die Federico Patellani und Fedele Toscani, der erste Fotograf des «Corriere della Sera», an diesem Abend schiessen und veröffentlichen, machen die Runde bei den Film- und Fotoroman-Produzenten.
Zwölf Monate später sitzt sie mit Freunden an einem Tisch am Colle Oppio in Rom. «Warum nehmen nicht auch Sie an dem Defilee teil? Es wäre mir ein Vergnügen.» Der Zettel, den ihr ein Kellner überbringt, beeindruckt sie nicht. Weder ist sie an diesem Abend in der richtigen Stimmung, noch kennt sie den Namen des Zettelschreibers. Bei der zweiten Einladung Carlo Pontis willigt sie schliesslich ein und trifft sich mit dem 20?Jahre älteren, erfolgreichen Mann. Zwischen ihr und Carlo Ponti herrschen eine unerklärbare Vertrautheit und Chemie. Sie fühlt sich verstanden und erkannt in ihrer inneren Verletzlichkeit und der Schwere vergangener Jahre, die sich hinter ihrer Schönheit verbergen…
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