
Die Wahl des Zaren
von Anouk Delange |Titelbild: Roederer
- 18. Januar 2018
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Kaum ein anderer Name weckt so sehr die Assoziation vom exquisiten Tropfen wie der Name «Roederer». Dass der berühmteste Champagner des Hauses, die «Louis Roederer Cuvée Cristal», auf Zar Alexander II. zurückzuführen ist, wissen dagegen nur die wenigsten.
«Champagne Louis Roederer» – drei Worte, die für eine lange Geschichte und eine bis heute währende Tradition stehen und für ein Champagnerhaus, das zu den letzten drei grossen unabhängigen in Familienbesitz gehört. 1776 in Reims gegründet, war es erst Louis Roederer, der einst ab dem Jahr 1833 das Familienerbe in neue Sphären hob. Der festen Überzeugung, dass der Boden dem Wein seinen Charakter verleihe, und beseelt von dem Vorhaben, exzellenten Wein herzustellen, folgte er seiner Vision und wurde nicht müde, die besten Parzellen der Grands Crus in der Champagne zu suchen und das Weingut stetig zu erweitern. Heute besitzt das Champagnerhaus Louis Roederer 240 ha eigene Reben in den besten Lagen der Champagne. Auch scheute er die Mühe nicht, sich selbst zum Winzer ausbilden zu lassen, um Produktion und Pflege besser kontrollieren zu können. Mit Erfolg, denn schon bald genossen die Weine von Louis Roederer internationales Ansehen.
Des Zaren Gaumen
So führte ihn sein Champagner in den 1870er Jahren nicht nur in die Vereinigten Staaten, sondern auch an den Hof des russischen Zaren Alexander II. Eine Begegnung, die sich bis heute als zukunftsweisend herausstellen sollte. Nun war der Zar ein solch grosser Liebhaber des Roederer-Champagners, dass er sich fortan nicht nur die besten Cuvées reservieren liess, sondern auch seinen eigenen Sommelier nach Reims entsandte, um die Herstellung zu überwachen. Um diesen 1876 eigens für den Zaren kreierten Champagner zu huldigen, entwarf man eine kostbare Kristallflasche, um dessen leuchtende Farbe zur Geltung zu bringen – die weltweit erste Prestige-Cuvée unter dem Namen «Cristal» war geboren.
2009 – ein ganz besonderer Jahrgang
Bis heute ist der Cristal der Star des Hauses und hat nichts von seiner Eleganz, seiner Reinheit und Einzigartigkeit verloren. Er zählt zu den ausgezeichneten Spitzen-Champagnern mit Seltenheitswert, und nur in besonders günstigen Jahren erreichen die Pinot-Noir- und die Chardonnay-Trauben einen perfekten Reifegrad, der für die Herstellung des Cristal benötigt wird. Entsprechend limitiert und gefragt sind die jeweiligen Jahrgänge. Einer dieser ganz besonderen Jahrgänge ist 2009 mit einem Cristal-Champagner, der mit seinem prachtvollen Gleichgewicht, seiner goldgelben Farbe, seinen matten bernsteinfarben Reflexen und einer fein-seidigen Textur einen Höhepunkt markiert. Seine Nuancen reichen von fruchtig bis erdig und sind dabei intensiv und präzise. Kurz: ein Champagner mit Persönlichkeit. Persönlichkeit, wie es sich auch das Haus Roederer selbst, trotz multinationaler Ära, für sich erhalten konnte. Nicht zuletzt auch durch den charismatischen Frédéric Rouzaud, dem direkten Nachfahren von Louis Roederer, der als Président-Directeur Général seit 2006 an der Spitze des Familienunternehmens steht.
Ein edler Tropfen
Cristal wird aus den besten Parzellen der sieben Crus der Domaine Louis Roederer assembliert. Die Weinbeeren stammen ausschliesslich von den alten Rebstöcken, sie sorgen für die Intensität des Cristal und sind das erste Geheimnis dieses grossen Weins. Die Prinzipien des biodynamischen Anbaus setzen sich zunehmend durch und erweitern die Palette der für die Kompositionen zur Verfügung stehenden Noten. Cristal wird nur in jenen «grossen Jahren» produziert, in denen der Chardonnay (ungefähr 40%) und der Pinot Noir (ungefähr 60%) ihre perfekte Reife erlangen. Anschliessend lagert er sechs Jahre im Keller und ruht mindestens weitere acht Monate nach dem Dégorgement.
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