
Die Handtaschen-Ikone
- 31. Juli 2017
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in HighlightWatches & Jewellery
Sie sind mehr Schmuckstück als Gebrauchsgegenstand: die Clutches, Minaudières und Handtaschen der Designerin Judith Leiber. Sie waren nicht nur Begleiterinnen zahlreicher First Ladies bei der Inauguration ihrer mächtigen Männer, sondern sind bis heute auch die wahren Ikonen auf den roten Teppichen dieser Welt.
Dass Judith Leiber einmal die berühmteste Taschen-Designerin der USA werden sollte, war in den frühen Jahren ihres Lebens noch nicht abzusehen. Am 11. Januar 1921 in Budapest als Tochter von Emil und Helene Peto geboren, standen ihre jungen Jahre im Schatten der Kriege. Genau mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges, man schrieb das Jahr 1939, begann die junge Judith Peto ihre Ausbildung bei der renommierten jüdisch-ungarischen Handtaschen-Firma Pessl, wo sie ihr Handwerk «von der Pike auf» lernte. Doch wie viele andere Familien mussten auch die Petos während der Nazi-Besetzung von Ungarn das Land verlassen. Dank eines Schweizer Schutzpasses, den der Vater besass und freies Geleit versprach, entkam die Familie dem Holocaust.
Ein kometenhafter Aufstieg
Nach der Befreiung Budapests begann Leiber wieder Handtaschen zu produzieren. Doch statt sie in einem Geschäft anzubieten, verkaufte sie ihre Taschen direkt an die Angestellten der amerikanischen Gesandtschaft und U.S. Army vor Ort. Eine Zeit, in der sie ihren späteren Mann, den in Budapest stationierten US-GI Gerson Leiber kennenlernte, mit dem sie Mitte der 1940er Jahre schliesslich nach New York auswanderte. In den ersten Jahren arbeitete sie noch an verschiedenen Stellen in der amerikanischen Handtaschenindustrie, bevor sie im Jahr 1963 ihr eigenes Label gründete. Von da an dauerte es nicht lange, bis ihre fantasievollen Designs die Aufmerksamkeit grosser Magazine wie «Harper’s Bazaar» oder «Vogue» auf sich zogen und Leiber in kürzester Zeit weltberühmt wurde.
Inspiration aus dem Gemüsebeet
Die Handtaschen von Judith Leiber waren eine Revolution: innovativ, kunstvoll, von erlesener Qualität und – humorvoll. Bekannt wurde sie ganz besonders für ihre mit Swarovski-Kristallen besetzten Minaudières, die schnell zu Ikonen auf den roten Teppichen avancierten. Entstanden waren sie, als Leiber aus der Not eine Tugend machte und einen beschädigten Messingrahmen mit Strass-Steinen besetzte, um den Makel zu überdecken. Der Erfolg und die Nachfrage waren so gross, dass sie begann, die kleinen funkelnden Taschen in schier unendlich vielen Variationen zu kreieren. Davon zeugte auch, dass die «Grande Dame der Couture-Handtaschen», wie Leiber oft genannt wurde, während ihrer 30-jährigen Karriere über 3500 Motive erschuf. Zur Inspiration gereichten ihr Obst und Gemüse ebenso wie ihre Liebe zur asiatischen Kultur und ihre Leidenschaft für das Reisen. Doch auch den Künsten war Judith Leiber sehr zugetan und liess sich für ihre Arbeiten von Künstlern und Künstlerinnen wie Sonia Delaunay, Piet Mondrian, Georges Braque, Louis C. Tiffany oder Charles Rennie Mackintosh inspirieren. Ihre Taschen in auffälligen Tier-, Törtchen- oder Obst-Formen, Buddha-Köpfen oder Bonbons waren das absolute «Must-have». Wer etwas auf sich hielt, trug in den USA eine «Leiber».
Von First Ladies und roten Teppichen
Bezeichnend für ihren durchschlagenden Erfolg war auch die Tatsache, dass beinahe jede First Lady bei der Amtseinführung ihres Mannes, des jeweiligen US-Präsidenten, eine massgeschneiderte Tasche trug. Unter ihnen Mamie Eisenhower, Nancy Reagan und Barbara Bush ebenso wie Hillary Rodham Clinton und Laura Bush. Doch auch zu aktueller Stunde werden sie noch mit Stolz getragen. So war eine ihrer Cupcake-Taschen in einer Schlüsselszene im «Sex and the City»-Film von 2008 zu sehen, während die schlichteren Modelle aus dem Hause Leiber gerne auch von Stars wie Marion Cotillard oder Jennifer Lopez auf dem roten Teppich getragen werden. Mehr Kunstobjekt denn Tasche, führen heute renommierte Museen wie das «Victoria and Albert Museum» in London oder auch das «Metropolitan Museum of Art» in New York ihre Kollektionen in ihren Ausstellungskatalogen. Eine ganz besondere Ehre wird Judith Leiber zur aktuellen Stunde vom New Yorker «Museum of Arts and Design» zuteil, das ihr eine grosse Einzelausstellung widmet.
-
- «I have a few customers who have two or three hundred bags. When you see a lady carrying a little dog bag or a little cat bag or an egg, it makes you happy.» (Judith Leiber) Foto: Judith Leiber, MAD
-
- Das Unternehmen ist heute millionenschwer und gilt als fest etablierte Kult-Marke in der Modeindustrie. Foto: Judith Leiber, MAD
Comments are closed.